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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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seinem Trinkgelage am Vorabend übrig geblieben waren, und schaute sie nachdenklich an. »Ehrlich gesagt – das Zeugs ist wirklich sehr süß, oder?«
    Isabelle nickte. »Allerdings.«
    Als sie sich in die Augen schauten, sah jeder im anderen sein eigenes Ich gespiegelt – mit aller Naivität, allem Starrsinn und aller Ahnungslosigkeit. Sie lachten beide auf. Sie zwei waren wirklich ein tolles Paar!
    Ihr Lachen wurde immer lauter und hysterischer. Isabelle liefen Tränen die Wangen hinab, und sie hielt sich den Bauch.
    So, wie man sich »leer weinen« konnte, vermochte man sich auch »leer zu lachen«, erkannte Isabelle, die mit beidem noch nicht allzu viele Erfahrungen gemacht hatte. Doch fort war all das Negative, das sich in den letzten Tagen und Wochen in ihnen aufgestaut hatte. Fort waren die Anspannung und die Angst. Stattdessen spürte sie ein kleines Pflänzchen Zuversicht in sich aufkeimen.
    Erneut holte sie tief Luft, doch dieses Mal ohne den beklemmenden Druck auf der Brust. Sie wollte gerade zu sprechen anheben, als Leon sagte: »Und ich habe schon geglaubt, ich bin zu dumm zum Verkaufen.« Seufzend wischte auch er sich die Lachtränen aus dem Gesicht.
    »Bist du nicht«, erwiderte Isabelle mit Bestimmtheit. »Inzwischen glaube ich, dass Jacques die süße Limonade extra für seine amerikanische Kundschaft produziert hat. Bei ihnen hatte er damit jedenfalls Erfolg.«
    »Ist dir klar, was das bedeutet?« Leon klang skeptisch. »Eine Verkaufstour nach Amerika zieht sich bestimmt etliche Wochen hin, und Geld kostet sie auch.«
    »Du musst nicht nach Amerika, ich habe eine ganz andere Idee. Die Amerikaner kommen nämlich hierher, wie der Berg zum Propheten. Und das schon nächstes Wochenende«, sagte sie geheimnisvoll.
    »Wie bitte?«
    Isabelle schmunzelte. »Ich habe dir doch von dem Fest bei den Truberts erzählt, zu dem wir eingeladen sind. Allem Anschein nach kommen auch Kunden aus der ganzen Welt zu ihnen.«
    »Das heißt ja, dass … wir auch Jacques’ alte Kunden treffen werden?« Leon schaute sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Jetzt kapier ich’s! Ha! Was die Truberts können, das können wir auch. Sie haben uns die Kunden weggeschnappt, nun holen wir sie uns einfach wieder zurück.«
    Isabelles Grinsen wurde breiter. »Du mit deinem Charme und ich in meinem schönsten Kleid … Wir zwei sind doch ein gutes Team, oder etwa nicht?«

1 5. Kapitel
    Zufrieden betrachtete sich Isabelle im Spiegel. Ihre roten Locken hatte sie in kunstvoller Weise aufgetürmt, mit Rubinen besetzte Kämme hielten alles an seinem Platz, der Haarschmuck passte farblich perfekt zu dem Abendkleid aus weinroter Seide. Dazu hatte sie ein buntes perlenbesticktes Handtäschchen und einen ebenso bunten Fächer ausgesucht. Natürlich hätte auch die Rubinkette, die sie in Reims verkauft hatte, perfekt zu ihrer Aufmachung gepasst, aber …
    Während sie sich umdrehte und sich, so gut es ging, von hinten bewunderte, zeichnete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ab. Wer brauchte Gold und Edelsteine, wenn es doch etwas viel Besseres gab? Sie hatte wieder eine schlanke Taille. Mehr noch, sie hatte nicht nur an Gewicht verloren, sondern wirkte insgesamt athletischer, so wie zu ihren besten Zeiten als Langstreckenradfahrerin. Zu irgendetwas war die viele Arbeit also doch gut.
    Ihre vornehme, städtische Blässe war ebenfalls verschwunden, ihre Haut wies nun einen goldfarbenen Schimmer auf. Sogar ein paar Sommersprossen tanzten auf ihrer Stupsnase. Früher hätte sie sich darüber aufgeregt und versucht, diesen »Makel« mit viel Puder abzudecken. Heute gefiel sie sich so, wie sie war. Aufgerichtet, die Nase kühn erhoben, nickte Isabelle ihrem Spiegelbild zu. Ihre grünen Augen funkelten herausfordernd, als sie sagte: »So, wie du heute aussiehst, kannst du es mit jeder Henriette Trubert aufnehmen. Also lass dich bloß nicht unterkriegen!«
    Das Anwesen der Truberts war aus der Nähe betrachtet mindestens so imposant wie aus der Ferne. Es bestand aus einem großen zweistöckigen Haupthaus und mehreren riesengroßen und sehr gepflegten Nebengebäuden. Überall hingen frisch bepflanzte Blumenkästen unter den Fenstern. Der Platz zwischen den weißgekalkten Gebäuden war mit Kopfsteinpflaster in einem komplizierten Muster ausgelegt, so dass man bei jeder Witterung trockenen Fußes von hier nach dort gelangen konnte. Auf dem Hof standen mehrere halbierte und großzügig mit Frühlingsblumen bepflanzte Weinfässer, dazwischen hatten die

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