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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Gastgeber Fackeln aufstellen lassen. In dem Gebäude rechts vom Wohnhaus war wohl die Champagnerkellerei untergebracht, zumindest deutete das riesengroße Schild, auf das der Name »Champagne Trubert« in silbernen, geschwungenen Lettern gepinselt war, darauf hin. In seiner Art erinnerte es Isabelle jedoch eher an die Fabrikhallen ihres Vaters und nicht an eine Champagnerkellerei.
    Leon pfiff leise durch die Zähne. »Nicht schlecht, was? Hier wird Champagner regelrecht fabrikmäßig hergestellt und nicht in einem kleinen Keller wie bei uns.«
    Champagnerherstellung, Lithographie von 1908
    Isabelle runzelte skeptisch die Stirn. »Champagner fabrikmäßig herstellen? Sehr exklusiv erscheint mir das nicht gerade zu sein.« Sie zeigte auf die vielen Gäste, die vor ihnen darauf warteten, von den Gastgebern begrüßt zu werden. »Oje, schau, allem Anschein nach gehören wir zu den Letzten, die eintreffen.«
    »Dieses Fest scheint wirklich etwas Größeres zu sein«, murmelte Leon und zog sein Jackett glatt.
    Ihr Mann sah ziemlich gut aus, fand Isabelle, während sie darauf warteten, an die Reihe zu kommen. Leon konnte es an Eleganz mit jedem der anwesenden Herren aufnehmen. Die engsitzende schwarze Hose, dazu ein weißes Hemd, von Isabelle mühevoll auf dem Waschbrett geschrubbt und noch mühevoller glatt gebügelt. Darüber das leichte Leinenjackett, das er sich von einem seiner Rennerlöse in Berlin gekauft hatte – Leon hatte es schon immer verstanden, sich modisch zu kleiden.
    Ihre Blicke trafen sich, und sie zwinkerten sich lächelnd zu.
    Isabelle spürte, wie ihre innere Anspannung mit jeder Minute des Wartens stieg. Nur noch vier oder fünf Paare standen vor ihnen. Sie zupfte Leon am Ärmel und flüsterte: »Lass uns unseren Plan noch einmal durchgehen. Zuerst verschaffen wir uns einen Überblick. Und wenn wir die Amerikaner dann entdeckt haben –« Sie brach ab, als sich die Frau des vor ihnen stehenden Paares nach ihnen umdrehte.
    Leon lächelte die Frau charmant an. »Mach mich nicht nervös«, zischte er dann Isabelle zu. »Wir haben alles oft genug durchgekaut.«
    Beleidigt wandte sich Isabelle ab. Sie hatte es nur gut gemeint. Bloß noch drei Paare vor ihnen. Um mehr sehen zu können, stellte sie sich auf die Zehenspitzen. Die in der Schlange wartenden Damen waren allesamt nach der neuesten Mode gekleidet und trugen wertvollen Schmuck. Und auch die Herren in ihren sportlich-­eleganten Kombinationen konnten sich sehen lassen. Im nächsten Moment traf sie fast der Schlag.
    »Das Kleid! Sieh dir Henriette Truberts Kleid an!« Sogleich wandten sich ihr ein paar Köpfe zu.
    Leon bedachte sie mit einem tadelnden Blick. »Dein Kleid ist doch auch schön«, flüsterte er. »Du bist heute bestimmt die Schönheit des Abends . «
    Das Kompliment ignorierend, winkte Isabelle ab. Es war zu verzwickt, ihm jetzt zu erklären, was es mit dem Kleid auf sich hatte. Aber sie würde die Sache noch klären, so viel stand fest! Dann holte sie tief Luft. Nur noch wenige Schritte.
    »Madame und Monsieur Feininger!« Über alle Maßen herzlich lächelnd hieß Henriette sie willkommen. »Das ist der berühmte Radfahrer, von dem ich dir erzählt habe«, sagte sie dann an ihren Mann gewandt.
    Alphonse Trubert schüttelte freudig Leons Hand. »Sie müssen mir später unbedingt mehr von dieser aufregenden Leidenschaft erzählen.« Sein graumelierter Schnurrbart wippte bei jedem Wort. Als er Isabelle die Hand gab, berührte sein ausladender Bauch dabei fast ihren Leib.
    »Darf ich vorstellen – mein Sohn Jean, er ist extra für dieses Fest zu Besuch gekommen. Normalerweise lebt er im Internat eines Jesuitenklosters, nicht wahr, Jean?«
    Der junge Mann nickte unglücklich. Isabelle reichte ihm die Hand.
    »Und unsere Tochter Yvette, sie besucht eine Höhere Mädchenschule in Reims.«
    So hübsch musste Henriette früher auch einmal ausgesehen haben, ging es Isabelle durch den Sinn, als sie das junge Mädchen begrüßte. Dann wandte sie sich wieder ihrer Gastgeberin zu.
    »Ein hübsches Kleid tragen Sie, Madame. Es erinnert mich an einen farbigen Regenbogen«, sagte sie mit blecherner Stimme. Der Anblick machte sie noch immer fassungslos. Als sie Blanche Thevenin vorgeschlagen hatte, für Henriette Truberts Ballkleid Bahnen verschiedener Stoffarten zusammenzufügen, hatte die Schneiderin das als puren Unsinn abgetan. »So etwas trägt man bei Ihnen in Deutschland vielleicht als Landestracht, aber nicht bei einem eleganten Fest hier in

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