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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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der Champagne!« Isabelle vermochte sich noch gut an den scharfen Spott der Schneiderin zu erinnern, der selbst nichts eingefallen war, womit sie ihre Kundin entzücken konnte.
    »Eine Maßarbeit meiner Schneiderin. Sie hat das Modell beim modernsten couturier von Paris entdeckt und extra für mich nachgeschneidert«, sagte Henriette und schürzte stolz ihren grellgeschminkten Mund.
    »In Paris entdeckt? Wie interessant …« Isabelle kniff wütend die Lippen zusammen. Blanche Thevenin, du gemeine Hochstaplerin!
    »Ein Kleid kann doch nur so hübsch sein wie seine Trägerin. Somit würden Sie, gnädige Frau, auch in einem Leinenhemd noch zauberhaft aussehen«, sagte Leon schmeichlerisch und küsste Henriette Truberts Hand.
    Henriette hob anerkennend die Brauen. »Sie hatten recht, Madame Feininger, Ihr Gatte ist wirklich charmant«, sagte sie zu Isabelle, die das Lächeln säuerlich erwiderte. Sie hasste es, wenn Leon mit anderen Frauen flirtete. Und für ihren Plan war es absolut nicht nötig.
    »Bitte sehr, ein kleines Geschenk«, sagte Isabelle und händigte die elegante Pralinenschachtel, die Leon von ihrem Schmuckgeld besorgt hatte, ein wenig ruppig aus. Sündhaft teuer waren die chocolats gewesen, jeder Franc dafür hatte Isabelle weh getan, doch sie waren sich einig, sich bei dem Gastgeschenk nicht lumpen zu lassen. »Du musst vermögend und erfolgreich wirken, um ver­mögend und erfolgreich zu werden«, hatte Isabelle eine Geschäftsweisheit ihres Vaters zitiert, und Leon hatte ihr darin beigepflichtet.
    Mit leichtem Erstaunen, als hätte sie mit einem so kostspieligen Geschenk nicht gerechnet, nahm Henriette die mit echtem Blattgold verzierten chocolats entgegen, dann reichte sie die Packung an einen Lakaien in Livree weiter.
    »Nun wollen wir mal«, sagte Alphonse Trubert mit Grabesstimme und schnaufte so tief auf, als grauste ihm vor dem Rest des Abends. Sehnsüchtig schaute er hinab ins Tal, wofür Henriette ihm einen feindseligen Blick zuwarf.
    Isabelle grinste schadenfroh. Allem Anschein nach wäre der Mann jetzt lieber bei seiner Geliebten im Le Grand Cerf als hier auf seinem eigenen Fest.
    Henriette klopfte mit einem Silberlöffel an ihr Champagnerglas. Die Gästeschar verstummte, und zu Isabelles Erstaunen hob Henriette und nicht ihr Mann zu einer Rede an. » Mesdames et Messieurs …«
    Nach einigen Worten zur Begrüßung zählte Henriette endlos Jahreszahlen und Personen auf, die in der achtzigjährigen Geschichte des Hauses eine Rolle spielten. Hie und da lachten die Gäste, an anderer Stelle ging ein anerkennendes Raunen durch den Raum. Isabelle, die nicht wusste, von wem oder wovon die Rede war, bemühte sich um einen interessierten Gesichtsausdruck. Unauffällig ließ sie ihren Blick über die dichtgedrängte Menge schweifen. Von wegen »kleines Fest« – Isabelle schätzte, dass gut hundert Gäste versammelt waren! Das Ganze erinnerte Isabelle einerseits an die festlichen Empfänge, die sie in Berlin erlebt hatte, andererseits verspürte sie hier in der Champagne eine leichtere Stimmung als in der preußischen Kaiserstadt. An einem Ende des Saales stand eine Gruppe Musiker bereit, womöglich würde später am Abend sogar zum Tanz aufgespielt werden. Der Gedanke heiterte Isabelle auf, sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal getanzt hatte. Vielleicht, nachdem sie ihre Mission erfolgreich erledigt hatten …
    Im nächsten Moment schaute sie nach links und erkannte neben einem der prunkvollen Spiegel das erste bekannte Gesicht. Lächelnd nickte sie Raymond Dupont zu. Der Champagnerhändler trug einen schwarzen Anzug und gehörte zu den elegantesten Herren im Saal. Vielleicht würde sich später die Gelegenheit ergeben, ihn wegen eines Kellermeisters um Rat zu fragen.
    »Natürlich kann ich auch einen Champagne Brut oder einen Extra Brut kreieren! Das ist alles eine Frage des Zuckerzusatzes, mehr nicht«, hatte ihr Kellermeister gesagt, als sie ihn auf das Thema ansprach. »Der alte Monsieur Feininger jedoch schätzte den Champagne Sec mit fünfunddreißig Gramm Dosagezucker pro Liter. Und ich persönlich mag Champagner auch sehr süß. Aber bitte schön, wenn Sie ihn brut mögen …« Mit einem beleidigten Schulterzucken hatte der Kellermeister Isabelle stehen lassen. So fachmännisch er auch klang – überzeugt hatte seine großspurige Rede Isabelle nicht.
    Doch im Augenblick erschien ihr eine ganz andere Frage dringender: Wo waren die Amerikaner?
    Heftiger Applaus riss

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