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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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mit Damenrädern sehr beschränkt«, erwiderte Leon, und alle vier lachten über seinen Scherz. Im nächsten Moment drängte Henriette erneut zum Weitergehen.
    Als Nächstes waren Louis und Léon Roederer an der Reihe, danach der Geschäftsführer der Witwe Clicquot und danach Charles-Eugène Heidsieck. Wichtigere Männer gebe es in der Champagne kaum, erklärte Henriette ihnen immer wieder. Jedem stellte sie »den berühmten Radfahrer aus Deutschland« vor. Während dieser arglos und gut gelaunt Anekdoten aus seinem Radlerleben zum Besten gab, versuchte Isabelle mehrmals vergeblich, die Rede auf das Weingut Feininger zu lenken. Und jedes Mal wusste Henriette genau dies zu unterbinden.
    Nach einer halben Stunde platzte Isabelle fast vor Wut. Ihr war völlig klar, was die Winzerin mit ihrem Spiel bezweckte: Nach diesem Abend würde niemand mehr sie, die Feiningers, als Winzer wahrnehmen – jeder würde nur noch von dem »Radfahrer und seiner Frau« sprechen.
    Als Henriette Trubert ihr Raymond Dupont vorstellen wollte, sagte sie eisig: »Wir kennen uns bereits.«
    Raymond Dupont lächelte. »Madame Feininger hat mich schon bei ihrer allerersten Champagnerprobe mit ihrer feinen Nase und ihrem Gespür für das Wesen eines Champagners sehr beeindruckt. Wenn ich mit meiner Einschätzung nicht ganz danebenliege, steht eine zukünftige Grande Dame de Champagne vor uns.«
    »Deine Einschätzung in allen Ehren, mein Lieber, aber sie erscheint mir ein wenig gewagt«, sagte ihre Gastgeberin prompt mit leicht verkniffenem Zug um den Mund. »Auch ich finde es erfreulich, wenn jemand ein paar Zitronennoten oder etwas Birne aus einem Champagner herausschmeckt. Doch daraus gleich eine gewisse … Geschäftstüchtigkeit zu schlussfolgern ist sehr gewagt.« Sie warf Isabelle einen langen, fast mitleidigen Blick zu.
    Das war wirklich die Höhe! Isabelle öffnete und schloss ihren Mund, ohne dass ihr eingefallen wäre, wie sie sich zur Wehr setzen konnte.
    Mit einem strahlenden Lächeln wandte sich die Winzerin dann erneut an Leon. »Sie hingegen haben Ihre Talente schon mehrfach, ach was sage ich, dutzendfach unter Beweis gestellt! Es sind Männer wie Sie, denen meine Bewunderung gehört. Wenn ich allerdings daran denke, dass Ihr Talent fortan verschwendet wird …« Sie schüttelte den Kopf und seufzte theatralisch.
    »Aber das geschieht doch nicht, wie kommen Sie nur darauf?«, sagte Leon, froh darüber, dass sich das Gespräch wieder um ihn drehte.
    »Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass ein Champagnerweingut einen mit Haut und Haaren verschlingt. Man ist zu keiner Tages- oder Jahreszeit mehr sein eigener Herr, sondern Sklave der Reben. Ich befürchte, zum Radfahren werden Sie zukünftig kaum mehr kommen, und deshalb …« – sie legte eine Hand auf Leons rechten Arm und zog ihn mit sich, ohne sich weiter um Isabelle zu kümmern –, »deshalb habe ich einen guten Rat für Sie, junger Mann.«
    Entgeistert musste Isabelle feststellen, dass Henriette Trubert sie einfach stehenließ und mit ihrem Mann verschwand. Sie konnte sich nicht daran erinnern, je eine solche Unverschämtheit erlebt zu haben.
    Raymond Dupont räusperte sich. »Darf ich noch ein Glas Champagner für Sie holen?«
    Mit Mühe schluckte Isabelle den Ärger über Henriette hinunter und sagte mit gespielter Koketterie: »Ich könnte mir nichts Angenehmeres vorstellen. Ich habe gehört, es sind auch amerikanische Gäste anwesend? Sind die Herren Ihnen etwa bekannt?«
    Raymond Dupont stutzte kurz, dann hoben sich seine Brauen wissend. »Ja, es sind etliche Gäste aus den amerikanischen Midlands angereist. Einen Moment, Madame, ich hole uns nur noch etwas zu trinken.«
    Dann mache ich mich eben allein ans Werk!, beschloss Isabelle, während sie beobachtete, wie Dupont zu Daniel Lambert ging und sich zwei Gläser Champagner einschenken ließ. Galant überreichte er ihr kurz darauf ein Glas.
    »Auf Ihr Wohl, Madame Feininger. Möge gelingen, was immer Sie anstreben! Oh, dahinten sehe ich schon Greg Watson aus Dayton. Und neben ihm steht Mister Greenwater aus Knoxville, lassen Sie uns zu ihnen gehen. Beide waren übrigens mit Jacques Feininger gut bekannt. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Sie mit den Herren alleine lasse?«, sagte Dupont und zwinkerte ihr zu.
    »Feininger ? « Greg Watsons vom Alkohol und den guten Speisen gerötetes Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
    »Ja, Sie haben jahrelang Champagner vom Onkel meines Mannes gekauft, von Jacques

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