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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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vor. Die ganzen vergangenen Wochen über hatte er sich hier nicht blicken lassen. Nun, vor dem Hintergrund eines Verkaufs, hatte er sich intensiv für die genauen Besitzverhältnisse interessiert und war mit der Flurkarte, aus der Isabelle nicht schlau geworden war, ins zuständige Amt nach Épernay gefahren.
    Isabelle versuchte, ihre innere Wut zu zügeln, indem sie tief durchatmete. »Das Wetter ist so schön, komm, lass uns eine Runde Rad fahren«, sagte sie so lässig wie möglich.
    »Du willst Rad fahren?« Leon schaute sie an, als hätte sie eine Reise zum Mond vorgeschlagen. Doch dann schob er seinen Stuhl zurück, schnappte sich eine Jacke und sagte: »Warum nicht?«
    Die Fahrt führte sie bergauf und bergab durch die sanft geschwungenen Weinberge. Zu Isabelles Erleichterung schlug Leon nur ein gemäßigtes Tempo an, bei dem sie gut mithalten konnte. Einmal drehte sich Leon zu ihr um und sagte lächelnd: »Wie in alten Zeiten, was?«
    Isabelle nickte nur – der Kloß in ihrem Hals war so groß, dass er sie am Sprechen hinderte. Die körperliche Anstrengung, die schöne Landschaft, die Zweisamkeit, all das tat so gut. Vielleicht hätten sie schon früher einmal einen Ausflug unternehmen sollen, statt von früh bis spät Sorgen zu wälzen. Viel hatte sie bisher von ihrer neuen Heimat jedenfalls noch nicht gesehen.
    Eine Stunde später erreichten sie Épernay, eine der wichtigsten und größten Städte der Champagne. Immer wieder passierten sie Häuser, an denen schmiedeeiserne oder vergoldete Schilder mit klangvollen Champagnernamen prangten. Isabelle erkannte, dass hier einige der berühmtesten Winzer angesiedelt waren.
    Leon schlug vor, in einer der zahlreichen Bars eine Erfrischung zu sich zu nehmen. Isabelle willigte gern ein. Sie wollte Leon ihre Pläne in einer entspannten Atmosphäre unterbreiten. Nun sah es so aus, als wäre ihre Chance gekommen.
    Sie wählten eine Bar am Rande des Marktplatzes. Der patron hatte ein paar kleine runde Tische ins Freie gestellt, an einem davon nahmen sie Platz. Wie selbstverständlich bestellte Leon je einen coupe de champagne für sie und dazu Wasser.
    Isabelle lächelte wehmütig. »Weißt du noch, wie wir nach dem Notarbesuch in Pirmasens einen Tee getrunken haben, weil Champagner für uns zu teuer war?«
    »Hier herrschen eben andere Regeln, überall gilt Champagner als Luxusgetränk, nur hier wird er getrunken wie ein Glas Wasser«, erwiderte Leon und lächelte ebenfalls.
    Isabelles Herz klopfte laut. War das der Moment, auf den sie gewartet hatte? Gedehnt sagte sie: »Apropos andere Regeln … Was würdest du davon halten, wenn wir das Weingut behalten, du dich aber trotzdem zukünftig voll und ganz dem Radsport widmen könntest?«
    »Das Huhn behalten und gleichzeitig einen Sonntagsbraten ­daraus machen – wie sollte das gehen?« Leon klang spöttisch und skeptisch zugleich.
    »Nun, ich würde mich um das Weingut kümmern und dir damit den Rücken freihalten«, sagte sie so forsch wie möglich.
    »Du willst dich um das Weingut kümmern? Dass ich nicht lache! Was weißt denn du vom Weinanbau?«
    »Was ich nicht weiß, kann ich lernen. Jacques’ Bibliothek ist voll mit Lehrwerken über den Weinanbau. Traust du mir so wenig zu? Du hörst dich schon an wie mein Vater, so hat er mich früher auch immer kleingemacht«, sagte Isabelle mit erhobener Stimme. Der patron , der am Nachbartisch Geschirr einsammelte, schaute neugierig zu ihnen herüber.
    Leon winkte ab. »Jetzt fang nicht mit diesen alten Kamellen an. Du musst doch selbst zugeben, dass du vom Weinanbau keine Ahnung hast. Das ist richtig harte Arbeit von früh bis spät, von Januar bis Dezember – wie willst du als Frau das bewerkstelligen? Am Ende würde es doch nur wieder darauf hinauslaufen, dass ich tagsüber Rennen fahre und nachts in den Weinbergen ackere – vielen Dank! Davon abgesehen, wovon sollte ich mir ein neues Rad kaufen? Ohne neues Material brauche ich mich bei keinem der großen Rennen anmelden. Tut mir leid, meine Liebe, aber deine Idee ist leider nichts wert«, entgegnete er, dann leerte er sein Glas mit einem Zug.
    Einen Moment lang schaute Isabelle ihn schweigend an, während sie ihre Argumente neu sortierte. Sie hatte damit gerechnet, dass es nicht einfach werden würde.
    »Glaube mir, der Verkauf ist die richtige Entscheidung! Als ich vorhin Jacques’ Unterlagen sichtete, habe ich festgestellt, dass die Ländereien des Weinguts Feininger noch weitläufiger sind, als ich geglaubt

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