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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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seine Lippen.
    Auch Isabelle war überglücklich. Bei einer sparsamen Haushaltsführung würden Leons Siegesprämien den Sommer über fürs Nötigste reichen, und im Herbst würden sie durch den Traubenverkauf neue Einkünfte haben. Ihre Existenzängste waren damit zwar nicht ganz aus dem Weg geräumt, aber sie konnte besser schlafen als zuvor. Dieser Umstand war allerdings auch der Tatsache geschuldet, dass sie von früh bis spät auf den Beinen war.
    Täglich suchte sie nun Gustave Grosse auf und ließ sich von ihm berichten, welche Arbeiten er am jeweiligen Tag zu erledigen gedachte. Nachdem sie in Jacques’ Bibliothek ein Buch über den Ablauf eines Winzerjahres studiert hatte, wusste sie in etwa, was in den nächsten Wochen und Monaten auf sie zukommen würde. Stimmten Grosses Tätigkeiten nicht mit dem Zeitplan überein, den sie in Jacques’ Büchern nachgelesen hatte, musste er für sein Vorgehen schon gute Gründe haben, um Isabelle wieder milde zu stimmen. Ständig bat sie ihn zudem, ihr dieses zu erklären und jenes zu zeigen. Nach wenigen Wochen wusste sie, wie man junge Triebe an den Gerüsten festband, so dass sie ungestört weiterwachsen konnten. Sie konnte eine Rebschere richtig halten, und sie stand Grosse zur Seite, als er die Rebstöcke zum Schutz gegen Mehltau mit einer stinkenden Flüssigkeit einsprühte – eine langwierige und anstrengende Arbeit. Am Abend hatte Isabelle von dem übelriechenden Spritzmittel schreckliches Kopfweh, doch am nächsten Tag stand sie trotzdem pünktlich zur Arbeit bereit.
    Wann immer der Kellermeister seine neue Chefin auf sich zukommen sah, stöhnte er auf. Wenn Gustave Grosse eins wusste, dann das: Sein Lotterleben war erst einmal vorbei.
    Auch mit Claude Bertrand konferierte Isabelle täglich. Nun, da durch Leons Gewinnsummen und durch den Verkauf ihres Schmucks Geld in der Kasse war, hatte das notdürftige Flickwerk ein Ende. In kameradschaftlicher Eintracht reparierten sie die Weidezäune und nagelten lose Latten im Schafstall fest. Bald erstrahlte das Anwesen in neuem Glanz. Claude orderte Heu und Stroh, und als der Bauer mit seinem hochbeladenen Wagen vorfuhr, krabbelte Isabelle auf dessen Ladefläche, um beim Abladen zu helfen. Glückselig betrachtete sie zwei Stunden später die volle Scheune, in der sich Unmengen von Heu- und Strohballen für die Pferde, Hühner und Schafe stapelten. Die roten Kratzer und Striemen, die die Heuballen auf ihren nackten Armen hinterlassen hatten, ignorierte sie tapfer.
    Für die Pfauen kaufte Isabelle Körnerfutter, das ihr Gefieder noch mehr glänzen ließ. Kurze Zeit später überraschte Claude Bertrand sie mit der frohen Nachricht, dass die Vögel brüteten und in wenigen Wochen Nachwuchs erwarteten.
    Isabelle strahlte. Nachwuchs bei den prächtigen Pfauen – gab es ein besseres Zeichen dafür, dass gute Zeiten angebrochen waren?
    Bald zeigten sich an den Weinranken die ersten jungen Triebe und Blätter. Gegen Ende April schritt die Belaubung rasch voran. War ein Tag besonders sonnig und hatte es zuvor ein wenig geregnet, wuchsen die Ranken zwölf Zentimeter oder mehr an einem Stück. Sie erklommen die Rankgerüste, klammerten sich daran fest, wanden sich um jeden Stock und jedes Stück Draht. »Wie Hände, mit denen sich die Reben festhalten«, dachte Isabelle, wenn sie frühmorgens durch die Weinberge spazierte. Wie fast jeden Tag sah sie in der Ferne Daniel Lambert durch die trubertschen Weinberge streifen. Wie sie war er bei jedem Wind und Wetter unterwegs, auch heute, an einem Regentag. In Berlin hatte Isabelle Regentage gehasst. Hier, in der Champagne, begann sie das Wasser von oben zu lieben. Denn Regen bedeutete Wachstum und eine reiche Ernte. Und eine reiche Ernte bedeutete ein gesichertes Einkommen.
    Mit diesem Gedanken im Hinterkopf machte sich Isabelle auf die Suche nach ihrem Kellermeister. In den Gewölben war er nicht gewesen, also musste er irgendwo bei den Rebstöcken zu finden sein. Sie suchte einen Weinberg ab, dann den nächsten. Doch kein Gustave Grosse weit und breit. Schließlich fand sie ihn in einer der halbrunden Schutzhütten. Dorthin zogen sich die Weinbergarbeiter während eines Gewitters zurück.
    Isabelle traute ihren Augen kaum, als sie ihren Kellermeister unter eine Decke gekuschelt ein Nickerchen halten sah.
    »Aufstehen, sofort!«, sagte sie laut und stieß Grosse mit der Spitze ihres Schuhs an.
    Der Kellermeister rappelte sich schuldbewusst auf. »Ein kleines Päuschen in Ehren, Madame

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