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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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kann, vielmehr hätte ich tot sein können! Je öfter ich darüber nachdenke, desto deutlicher steht mir vor Augen, welches Glück ich hatte. Der liebe Gott hat mir ein zweites Leben geschenkt.« Seine Augen glänzten, und einen Moment lang sah es so aus, als würde er zu weinen beginnen.
    Isabelle schaute ihn entsetzt an. Bitte kein Verkauf! Bitte lass ihn nicht voreilig handeln!, flehte sie stumm.
    In Henriettes Augen blitzten die ersten Anzeichen von Triumph auf. »Und dieses zweite Leben möchten Sie nach Herzenslust genießen. Ich wusste doch, dass Sie ein kluger Mann sind«, sagte sie und tätschelte Leons Hand. »Wenn es Ihnen recht ist, nutze ich die Zeit Ihrer Rekonvaleszenz, um von unserem Notar Verträge aufsetzen zu lassen, einverstanden?«
    »Leon, sag, dass du das nicht willst!«, rief Isabelle und schaute Leon verzweifelt an.
    Als sie sein sanftes, nach innen gekehrtes Lächeln sah, schien ihr Herz stehen zu bleiben.
    Für einen langen Moment verharrten alle drei in Schweigen.
    »Ich habe meinen Entschluss gefasst«, sagte Leon und richtete seine Worte ebenso an Isabelle wie an Henriette Trubert. »Nicht, dass ihr mich falsch versteht – der Radsport wird auch weiterhin eine große Rolle in meinem Leben spielen. Und es ist auch nicht so, als hätte mir dieser Sturz die Courage genommen, Gott behüte! Vielmehr habe ich nun endlich erkannt, welche Aufgaben Gott mir gestellt hat. Ich war ja so blind …« Er holte tief Luft, als wollte er die Wichtigkeit seiner Aussage noch unterstreichen.
    Isabelle runzelte die Stirn. Was hatte es zu bedeuten, dass Leon derart häufig Gott anführte? Er klang ja völlig geläutert!
    »Wenn ich morgen aus dem Krankenhaus entlassen werde, verwende ich fortan all meine Kräfte daran …«, sagte Leon und machte eine kunstvolle Pause, »… das Weingut auf Vordermann zu bringen! Ein Verkauf kommt für mich nicht in Frage, Madame Trubert.«
    »Aber, warum …«, hob Henriette an.
    Isabelle hätte am liebsten vor Freude einen Luftsprung gemacht. Stattdessen trat sie auf Henriette Trubert zu und scheuchte sie von ihrem Stuhl auf.
    »Bitte gehen Sie jetzt«, sagte sie so kühl und arrogant wie möglich. »Ich empfinde Ihre Reden als sehr ermüdend, wie muss es da erst dem Kranken ergehen!«
    »Ist das, was du gesagt hast, wirklich dein Ernst?«, sagte Isabelle, kaum dass die Winzerin gegangen war. Am liebsten hätte sie Leon von oben bis unten abgeküsst, stattdessen hielt sie züchtig seine Hände.
    Er nickte und befreite sich aus ihrer Umklammerung. Unter den interessierten Blicken seines Bettnachbarn, der das ganze Geschehen aufmerksam verfolgt hatte, nestelte er ein kleines, zerfleddertes Notizbuch aus der Schublade.
    »Das hat mir eine der Schwestern gebracht, als ich ihr sagte, mir schwirre so viel im Kopf herum, dass dieser deswegen ganz weh täte«, erklärte er grinsend, als er Isabelles erneutes Stirnrunzeln sah. Er schlug es auf, und Isabelle sah, dass die meisten Blätter von jemandem herausgerissen worden waren. Auf den verbliebenen Seiten erkannte sie Leons Schrift.
    »Ich habe schon einmal eine Liste mit den dringlichsten Arbeiten begonnen, die wir in den nächsten Monaten auf dem Weingut und in den Bergen erledigen müssen. Eins nach dem anderen, verstehst du?«
    Sie nickte und las.
 Aufforstung des brachliegenden Weinberges.
 Aktive Kundengewinnung?
 Gemeinsame Verkaufsreise?
    Drei Punkte, zwei davon mit einem Fragezeichen versehen. Isabelle war trotzdem entzückt – allein die Tatsache, dass sich Leon überhaupt mit diesen Fragen beschäftigte, zählte. Auf einmal hatte sie vor lauter Rührung und Freude einen Kloß im Hals, der sie am Sprechen hinderte.
    »Ab jetzt stehst du an allererster Stelle. Du und Onkel Jacques’ Erbe. Und erst danach kommt das Radfahren.«
    »O Leon …«
    Sie küssten sich zärtlich.
    »Ich muss doch sehr bitten, mäßigen Sie sich!«, sagte eine der Schwestern, die gerade mit einer vollen Bettpfanne vorbeikam, tadelnd.
    Isabelle zog hinter ihrem Rücken eine Grimasse. Dann wandte sie sich wieder Leon zu. Sollte sie, oder sollte sie nicht? Sie holte tief Luft.
    »Vielleicht musst du die Reihenfolge deiner wichtigsten Dinge demnächst noch einmal überdenken …« Nun war sie es, die eine dramatische Sprechpause einlegte. »Du wirst Vater, Leon. Wir bekommen ein Kind.«
    »Wir … was? Aber … seit wann …«
    »Eine Ahnung hatte ich schon länger, aber sicher bin ich mir erst seit letzter Woche.« Unwillkürlich strich

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