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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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nicht viel gefehlt, und sie wäre angesichts Michelines mitfühlender Miene erneut in Tränen ausgebrochen.
    »Wo sollten Sie sonst sein?«, sagte die Nachbarin und drückte Isabelle fest an ihre Brust. Sie brachte ihr eine Tasche mit Waschzeug und frischer Unterwäsche.
    Bei Kaffee und Croissants berichtete Isabelle von Leons Unfall und seinem Zustand. Alles würde wieder gut werden. Die Winzerin und der Verwalter atmeten auf.
    Zu dritt gingen sie ins Krankenhaus.
    Leon schlief. Isabelle überredete Claude und Micheline, wieder nach Hause zu fahren. Das Frühlingsfest hatte bis zum frühen Morgen gedauert, ein paar Stunden Ruhe vor Beginn der neuen Arbeitswoche würden den beiden guttun. Nach einigem Hin und Her ließen sich die Nachbarin und der Verwalter von Isabelle zum Ausgang geleiten, wo ihnen Daniel Lambert entgegenkam.
    »Wie geht es Ihrem Mann?«, fragte er sogleich.
    »Er schläft«, erwiderte Isabelle. »Er hat eine Gehirnerschütterung, aber sonst geht es ihm gut.«
    »Als ich gestern sah, wie sie ihn blutüberströmt hier hereintrugen, habe ich Schlimmes befürchtet«, sagte Daniel.
    »Vielen Dank, dass Sie mir sofort Bescheid gesagt haben.« Isabelle gab ihm die Hand. »Wer weiß, wann ich sonst von dem Unfall erfahren hätte.« Sie wies in Richtung von Ghislaines Zimmer. »Sie wollen zu Ihrer Schwester?«
    Daniel schaute sie erstaunt an, dann nickte er knapp.
    »Ghislaine ist im Krankenhaus?«, fragte Micheline, kaum dass Daniel Lambert weitergegangen war. »Ist sie krank? Was hat sie denn?«
    Isabelle zuckte mit den Schultern.
    Wann immer Isabelle Leon in den nächsten Tagen besuchte, schlief er. Dass alle sagten, dies sei normal und im Schlaf könne sich der geschundene Körper am besten erholen, beruhigte Isabelle. Stunde um Stunde saß sie an Leons Bett und hielt seine Hand. Stunde um Stunde beobachtete sie, wie im Schlaf sein linkes Augenlid zuckte, wie seine Wangen Farbe gewannen oder verloren. Zwischendurch wachte Leon immer wieder kurz auf. Sah er sie an seinem Bett, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Er drückte Isabelles Hand, und in ihren stummen Blicken lag so viel Innigkeit, dass es Isabelle einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Wäre es nach ihr gegangen, hätte sie rund um die Uhr an seinem Bett gesessen. Doch immer wieder schickten die Schwestern sie ungehalten davon. Sie behindere ihre Arbeit, ob sie das nicht sehe?
    Am Dienstagnachmittag erschienen Claude Bertrand und Micheline Guenin erneut im Krankenhaus, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Micheline brachte Isabelle ein mit Käse belegtes Weißbrot und ein Schälchen Apfelkompott mit. Hungrig machte sich Isabelle über das Essen her. Außer einem Frühstück hatte sie in den letzten Tagen nichts gegessen. Die Krankenschwestern, die ihre ständige Anwesenheit feindselig beobachteten, hatten ihr nicht einmal eine Tasse Tee angeboten. Sie war gerade dabei, den letzten Bissen zu schlucken, als der Arzt vorbeikam.
    »Madame Feininger, Sie sind ja schon wieder da. Oder sollte ich sagen, immer noch?« Er schüttelte tadelnd den Kopf. »Wenn Sie nicht freiwillig nach Hause gehen, muss ich Ihnen Hausverbot erteilen.«
    »Aber ich –«
    »Kein Aber!«, unterbrach der Arzt sie. »Wenn Sie morgen oder übermorgen wiederkommen, darf Ihr Mann vielleicht schon das Krankenhaus verlassen. Dafür braucht er frische Kleidung. Oder wollen Sie ihn wieder in seine zerrissenen Radfahrsachen stecken?«
    »Wenn ich das sagen darf, Madame Feininger – Sie sehen wirklich sehr müde aus. Lassen Sie uns gemeinsam nach Hause fahren«, sagte Claude Bertrand. »Ich bringe Sie gleich morgen früh gern wieder her.«
    Es tat gut, wieder zu Hause zu sein. Isabelle, die seit Tagen nur mit einer Katzenwäsche hatte vorliebnehmen müssen, machte sich Wasser warm und genoss ein heißes Bad. Während sie in der emaillierten Wanne lag, schaute sie aus dem Fenster ins Grün des Birnbaums und dachte über all das nach, was sie für Leons Heimkehr vorbereiten wollte.
    Ein schmackhaftes Essen musste auf den Tisch, eines, das ihm wieder Kraft schenkte. Bestimmt würde sie in Claras Koch­büchern etwas Passendes finden. Ihr Bett wollte sie frisch beziehen. Wahrscheinlich würde Leon sich zwischendurch am Tag immer wieder einmal hinlegen wollen, da sollte er es doch schön haben. Frohgemut und mit verschrumpelter Haut stieg Isabelle nach einer Stunde aus der Wanne. Es gab viel zu tun!
    Am Mittwoch um elf war sie schon wieder im Krankenhaus. Sie

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