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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Isabelle über ihren Bauch, so wie sie es in letzter Zeit öfter tat. Ein Gefühl von Glückseligkeit durchströmte sie.
    »Ein Nachfolger!« Leon strahlte. »Jemand, der unsere Arbeit später fortführt. Hätte ich die richtige Entscheidung noch nicht getroffen, würde ich es spätestens jetzt tun.«
    Isabelle schmunzelte. »Dass ich dich eines Tages so reden hören würde … Aber eins musst du mir schon jetzt versprechen: Wir werden unseren Nachwuchs später nicht gängeln und drängeln. Wenn ich daran denke, wie ich litt, weil mein Vater alles für mich vorbestimmt hatte!« Sie schauderte. »Unsere Kinder sollen später einmal selbst entscheiden dürfen, welches Leben sie führen wollen. Wenn sie das Weingut weiterführen möchten, gut. Wenn nicht, auch gut.«
    »Du hast ja recht, mein Liebling«, sagte Leon zahm. »Aber hoffen darf man doch, oder?«
    Sie lächelten sich an.
    »Ein Wunder hat geschehen müssen, um mir die Augen zu öffnen. Aber jetzt wird alles gut. Ich liebe dich«, murmelte er vor sich hin, dann schloss er die Augen.
    »Ich liebe dich«, flüsterte Isabelle zurück. »Schlaf diese letzte Nacht im Krankenhaus gut. Morgen schon wirst du wieder in unserem Bett schlafen.«
    Sie blieb noch eine Weile lang an seinem Bett sitzen und badete in einem Meer von Liebe, Vertrauen und Zuversicht. Dann verließ sie das Krankenhaus.
    Morgen würde sie Leon abholen. Mit frischer Kleidung und frischer Zuversicht. Und dann würde ihr neues Leben beginnen. Wieder einmal.
    Auf der großen, runden Uhr am Ende des Ganges war es zwei, als Leon schlaftrunken in Richtung des Schwesternzimmers ging. Er hatte schlecht geträumt, wahrscheinlich im Schlaf seinen Kopf hin und her geworfen. Nun hatte er stechende Kopfschmerzen. Und Durst hatte er auch. Ein Glas Wasser, dazu auf einem Löffel ein paar von den eklig schmeckenden Tropfen. Zwei Fliegen mit einer Klappe.
    Er schwankte ein wenig. War der Weg zum Schwesternzimmer schon immer so lang gewesen? An die Wand gelehnt, wartete er ab, bis der Schwindel nachließ. Verdammt, wenn nur der elende Schmerz ebenfalls nachlassen würde!
    Warum kam niemand und fragte nach seinem Anliegen? Wahrscheinlich hockten die Schwestern zusammen und tranken Kaffee oder Wein. Die Brünette mit dem Damenbart roch immer ein wenig nach Alkohol, das war ihm schon aufgefallen. Und die junge blonde Nachtschwester, die hatte ein Auge auf den Oberarzt geworfen, garantiert!
    Noch zwei Türen, dann hatte er es geschafft. Eine der Damen musste da sein. Ein Schritt nach dem anderen. Hatte er das nicht heute Nachmittag zu Isabelle gesagt? Ein Schritt nach –
    Im nächsten Moment brach er zusammen und war tot.

19. Kapitel
    Anfang August 1898
    »Ich habe dir Suppe gebracht. Iss, bevor du ganz vom Fleisch fällst!« Nachdrücklich hielt Ghislaine Isabelle eine Suppenschale so nahe vor die Nase, dass dieser nichts anderes übrigblieb, als der Aufforderung nachzukommen. Während Isabelle schweigend und mit langsamen Bewegungen die Cremesuppe löffelte, schaute Ghislaine ihr ebenfalls schweigend zu. Doch es war kein einvernehmliches Schweigen unter guten Freundinnen, sondern – zumindest von Ghislaines Seite aus – ein ratloses.
    »Dein Mann ist vor mehr als zwei Monaten gestorben. Wie lange willst du dich weiterhin dem Leben verweigern?«, fragte Ghislaine schließlich, während sie Isabelle den leeren Suppenteller abnahm. »Wenn jemand nachempfinden kann, welch tiefe Leere man nach einem solchen Verlust empfindet, dann bin ich es. Aber irgendwann muss man doch beginnen, diese Leere wieder zu füllen, womit auch immer! Mit Arbeit, mit den Freuden des Sommers, mit neuem Leben …« Während sie sprach, strich sich Ghislaine über den Bauch. Wenn die Anzeichen nicht völlig trogen, trug sie wieder neues Leben in sich. Genau wie Isabelle es tat. »Ein bébé – gibt es eine größere Huldigung an das Leben?«
    Doch Isabelles Blick blieb auch bei diesen eindringlichen Worten so leer wie zuvor.
    Kopfschüttelnd stand die Wirtin des Le Grand Cerf auf. »Ich sehe, du willst deine Ruhe haben, wieder einmal. Eins muss ich dir jedoch sagen, bevor ich gehe: Du machst nicht nur dir das Leben unnötig schwer, meine Liebe, sondern uns anderen ebenfalls.« Schon an der Tür des Schlafzimmers angekommen, wandte sie sich erneut Isabelle zu. »Ich erinnere mich noch gut daran, wie wütend ich auf dich und deinen Mann war, damals, als der alte Jacques euch sein Weingut vermacht hat. Etwas so Wertvolles zu erben, einfach so!

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