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Die Chance seines Lebens

Die Chance seines Lebens

Titel: Die Chance seines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Busch
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Thomas fuhr mit dem Bus nach Hause, Franko auf seinem Skateboard und Nico ging mit Deniz in die andere Richtung davon.
     
    Der nächste Tag begann für Fabian schon sehr früh. Er wollte in Ruhe frühstücken und sich auch noch mehrere Butterbrote für die Schule schmieren. Heute sollte es ein langer Tag werden. Seinem Vater hatte er gar nichts erzählt, denn er wusste, dass dieser gegen seine Liebe zur Geige war. Mit solchem Firlefanz sollte er sich nicht befassen; etwas Gescheites fürs Leben sollte er lernen. Nur seine Mutter verstand die Sehnsüchte des Jungen.
    Er war froh gewesen, als sein Vater früh aus dem Haus ging. So hatte er Ruhe, und sein Vater bekam nichts mit. Er packte seine Geige wieder ein, holte seinen Rucksack und machte sich auf den Weg zur Schule.
    Romina und Yasmina trafen sich wie immer in den letzten Tagen im Bus. Eine hielt den Platz frei, sodass sie sich schon morgens austauschen konnten.
    „Wie siehst du denn aus?“, staunte Yasmina. „Du hast richtig dicke verquollene Augen.“
    Romina schaute sie an, und im Nu kamen ihr wieder die Tränen.
    Yasmina nahm sie tröstend in die Arme. „Was ist los? Ist jemand gestorben?“
    Romina schüttelte ihren Kopf.
    „Aber warum weinst du?“
    „Ich darf nicht an dem Wettbewerb teilnehmen, mein Vater hat es mir nicht erlaubt.“
    „Oh je, das ist wirklich Mist! Aber warum denn?“
    „Er möchte nicht, dass ich mich zur Schau stelle. Er sieht die Tänzerinnen im Fernsehen, und jetzt denkt er, dass ich auch halb nackt durch die Gegend tanze. Und dass er dann für mich keinen Ehemann findet.“
    „Das Thema hatten wir auch zu Hause. Ich beneide wirklich die deutschen Mädchen. Die können heiraten, wen sie wollen. Und wir müssen heiraten, was und wen unsere Väter aussuchen. Aber zumindest darf ich an dem Wettbewerb teilnehmen, aber ich muss einen roten Sari tragen.“
    „Warum rot?“
    „Rot ist bei uns die Farbe der Schönheit, gleichzeitig soll diese Farbe Glück bringen.“
    „Na ja, wenigstens darfst du daran teilnehmen. Natürlich wird dir ein roter Sari bestimmt gutstehen.“
    Yasmina lachte. „Aber was wird mit dir?“
    Romina zuckte die Schultern. „Ich kann und darf mich nicht gegen meinen Vater auflehnen. So ist das eben!“ Traurig ließ Romina den Kopf hängen. „Schade, dass ich kein Junge bin“, murmelte sie leise.
    „Und wenn du trotzdem daran teilnimmst und es einfach nicht erzählst?“
    „Und wenn er es erfährt?“
    „Aber woher soll er es erfahren? Du darfst es nur niemandem erzählen. Ich erzähle es auf jeden Fall nicht weiter.“
    In Rominas Kopf begann es, zu arbeiten. Sie wägte das Für und Wieder ab. Könnte es klappen? Durfte sie sich ihrem Vater widersetzten? Bis zum Aussteigen plapperten beide nicht mehr. Jede hing ihren Gedanken nach.
    Fabian wartete am Eingang auf sie. Seine Geige war gut im Schrank verschlossen.
    Die Jugendlichen begrüßten sich.
    Fabian schaute Romina an, bemerkte ihre Augen und stellte ihr die gleiche Frage wie Yasmina.
    Jetzt erzählte Romina auch ihm davon. „Was würdest du machen?“, fragte sie.
    Fabian lächelte. „Meine Eltern wissen von nichts. Mein Vater wäre auch dagegen. Aber ich habe diese Chance nur einmal, und alles andere ist mir egal.“
    Romina guckte Fabian bewundernd an. Das hätte sie ihm gar nicht zugetraut. Sie hatte ihn so still und zurückhaltend eingeschätzt. „Du hast recht. Man hat nur einmal im Leben so eine Chance. Ich werde teilnehmen. Mir ist egal, was danach kommt.“ Romina lächelte.
    Nach dem Unterricht begannen in der Aula die Proben. Es herrschte schon eine gute Stimmung; einige Jugendliche übten bereits fleißig.
    Frau Sommer setzte sich mit den Neuankömmlingen hin und erläuterte ihnen ihre Aufgaben, wie Geduld, Ausdauer und Präzision. Und üben, üben, üben. Ab jetzt hatte die Freizeit keinen anderen Stellenwert, ab jetzt gehörte die Freizeit Frau Sommer. Mit Eifer stürzten sich die Drei in das Abenteuer „Musik und Kunst“.
    Nach zwei Stunden waren sie erledigt.
    Frau Sommer schickte die Jugendlichen nach Hause.
    Sie packten ihre Sachen ein und gingen gemeinsam zum Bus.
    „War ganz schön anstrengend heute!“, seufzte Romina. Yasmina verdrehte die Augen: „Und das ist erst der Anfang!“ „Aber dafür lohnt sich doch das Ziel“, meinte Fabian.
    „Oh ja!“, stimmten beide Mädchen zu.
    „Ich habe nur ein Problem“, Romina sah die anderen an. „Was erzähle ich zu Hause? Schließlich brauche ich eine Ausrede, weil ich

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