Die Chance seines Lebens
in unserer Schulsitzung besprechen, ob wir an dem Schulverweis etwas ändern können.“
Dann durfte Romina nach Hause gehen.
Thomas ging nicht ans Telefon, auch sein Handy blieb ausgeschaltet.
Nico und Deniz fluchten. Hoffentlich machte der Penner keine Dummheiten!
„Dann poliere ich dem die Fresse!“, prophezeite Nico. „Das Gleiche würde ich auch mit dir machen, wenn du was verlauten lässt.“
Deniz nickte schuldbewusst. Er hatte viel zu viel Schiss vor Nico, als dass er etwas herausposaunen würde. Obwohl, wenn die Sache raus kam, dann gab es zu Hause Ärger. Er musste sich alles nochmals durch den Kopf gehen lassen.
Die Beiden gingen in ihr Versteck, und lümmelten sich den ganzen Tag da herum.
Thomas fand keine Ruhe zu Hause. Ausgerechnet heute war aber sein Vater da. Er musste verschiedene Unterlagen bearbeiten.
Eine Türe schlug zu und dann immer wieder! Aufgebracht öffnete sein Vater die Tür. „Was ist los, Thomas? Du rennst durch die Räume, die Türen knallen, und ich kann nicht arbeiten.“ „Sorry, habe nicht an dich gedacht! Bin ab jetzt leiser.“
Sein Vater marschierte zurück in sein Arbeitszimmer.
Thomas hockte in seinem Zimmer und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Was sollte er nur tun? Es konnte nicht so weiter gehen. Von Nico hatte er schon längst die Nase voll. Und es würde sicherlich immer schlimmer mit ihm werden. Wer wusste schon, was ihm als Nächstes einfallen würde. Und dann würde er eines Tages wohl selbst im Knast landen. Nein, so tief wollte er wirklich nicht sinken. Ob ich mal mit meinem Vater rede , grübelte er. Nein, er hat ja keine Zeit. Er hat ja nie Zeit für mich. Und Mutter? Nein, ist ja das Gleiche. Sie hat ja auch keine Zeit. Niemand hat Zeit. Das ist ja das Schlimme. Er setzte sich die Kopfhörer auf und drehte die Musik laut. Vielleicht fliegt mir dann mein Kopf weg, und ich brauche mir keine Gedanken zu machen. Sein Kopf blieb drauf, und seine Gedanken kreisten immer weiter.
Seine Mutter kam heute auch früher nach Hause; sie aßen alle gemeinsam zu Abend. Das war eine Seltenheit!
Lustlos stocherte Thomas auf seinem Teller herum.
Sein Vater beobachtete das Spiel. Nach einiger Zeit legte er sein Besteck auf die Seite und sprach seinen Sohn an. „Thomas, was stimmt nicht?“
Er guckte seinen Vater an und fragte: „Was soll man machen, wenn man von einer Sache weiß, die ungerecht ist?“
„Sie aufdecken!“
„Und wenn man selbst einen Schaden davon trägt?“
„Für Fehler muss man einstehen. Fehler macht jeder, nur soll man andere nicht dafür büßen lassen.“
Thomas stierte auf seinen Teller und überlegte. „Und wenn ihr mir dann böse seid?“
Sein Vater lächelte: „Das wird einmal vorbei sein, ein schlechtes Gewissen aber kann ein Leben lang drücken.“ Jetzt fiel Thomas ein Stein vom Herzen. „Ich muss euch was erzählen“, er beichtete nicht nur die Geschichte mit dem Diebstahl, nein, auch alles andere, was mit Nico zusammenhing.
Seine Eltern waren im ersten Moment sprachlos.
Seine Mutter kreischte: „Was hast du dir nur dabei gedacht? Bekommst du nicht alles von uns? Wie stehen wir denn jetzt da? Es reicht schon diese Schule, die du besuchst! Ausgerechnet du!“
Sein Vater blieb ruhig sitzen und sah seinen Sohn an. Er stellte nur eine Frage: „Warum?“
Thomas staunte über seinen Vater, dass er ganz anders reagierte, als er angenommen hatte.
Er beantwortete die Frage mit „Langeweile.“ Plötzlich brach es aus ihm heraus: „Ihr habt beide keine Zeit für mich, seit nie da, wenn ich euch mal brauche. Wann haben wir das letzte Mal gemeinsam was unternommen? Sogar im Urlaub macht jeder sein Ding für sich.“
Seine Eltern schauten sich erschrocken an.
Sein Vater nickte. „Du hast vollkommen recht, wir haben uns wirklich nie Zeit für dich genommen. Und es tut mir auch leid, denn mir fiel es bisher nie auf. Warum hast du vorher nicht mit uns darüber gesprochen?“
Thomas zog fragend seine Augenbrauen in die Höhe: „Ich hatte Angst.“
„Angst? Du brauchst keine Angst vor deinen Eltern zu haben. Wir haben dir doch nie etwas getan?“ Sein Vater stand auf und ging zu seinem Sohn. „Komm her, Thomas, wir bringen das alles in Ordnung! Keine Sorge, das kriegen wir schon hin!“
Thomas stand mit seinem Vater in enger Umarmung da. Ja, warum hatte er nie vorher mit seinem Vater darüber gesprochen? Er brauchte doch wirklich keine Furcht vor seinen Eltern zu haben. Er war so froh über diese Aussprache
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