Die Chaos-Kompanie
haben, war das Exzerzieren ... Paradeplatzzeug, das niemanden von ihrer Kampfstärke beeindrucken kann.«
»Ich verstehe.«
»Tatsächlich?« Narrischs Stimme klang plötzlich sehr ernst. »Wir hatten sie schon geschlagen, warum sollten wir sie dann auch noch demütigen? Die Red Eagles sind eine Spitzentruppe, die den Ruf, den sie sich erarbeitet haben, verdienen. Wenn es den halben idiotischen Ehrengardenkontrakt kostet, diesen Ruf nicht zu beschädigen und ihnen zu helfen, das Gesicht zu wahren, dann ist das ein Preis, den ich gerne zahlen will. Es hat schließlich keinen Sinn, sich unnötig Feinde zu machen.«
»Natürlich ist Ihre eigene Truppe enttäuscht. Vielleicht tue ich ihnen ja Unrecht, aber ich bezweifle, dass sie den Feinheiten Ihrer Logik würden folgen können.«
»Ja. Ist das nicht unglaublich?« Der Kommandant grinste wieder. »Ist dir klar, wie sehr sich ihre Einstellung innerhalb eines einzigen Tages geändert hat? Heute morgen glaubten sie noch nicht, dass wir auch nur eine Chance gegen die Red Eagles hätten, und heute abend sind sie enttäuscht, dass es nur ein Unentschieden gab. Sie fangen tatsächlich an zu glauben, dass wir zu allem fähig sind!«
»Sie haben sie so gedrillt, Sir. Es wäre natürlich trotzdem schön gewesen, wenn sie heute nacht einen Sieg zu feiern hätten.«
»Stimmt schon, aber so sind sie in der Stadt und feiern brüderlich mit den Eagles. Wenn ich nicht völlig danebenliege, wird es mehr als nur eine Diskussion darüber geben, welcher kommandierende Offizier gewonnen hätte, wenn es zum Stechen gekommen wäre ... als würde das irgend etwas über unser Kaliber als Männer aussagen oder über die Leute, die wir führen.«
»Ganz recht, Sir. Solange Sie sich dessen bewusst sind.«
Das war natürlich mein
wahres
Anliegen. Es war schön und gut, dass die Legionäre Selbstvertrauen aufbauten, weil sie in einem Wettkampf mit festen Regeln den Sieg davongetragen hatten, solange nur mein Arbeitgeber sich der Tatsache bewusst blieb, dass dies noch kein Anhaltspunkt dafür war, was sie in einem
wirklichen
Gefecht zu leisten imstande waren. Unglücklicherweise wurde ich - trotz seiner gegenteiligen Beteuerungen - weiterhin von der nagenden Sorge geplagt, dass auch er dem Gedanken verfiele, seine Kompanie könne alles schaffen und erreichen.
Die Geschichte hat gezeigt, dass zwar Soldaten Selbstvertrauen und
Esprit de corps
aus einem solchem Glauben schöpfen können, dieselbe Einstellung bei einem Kommandanten aber furchtbares Unglück heraufbeschwören kann.
Tagebuchdatei # 152
(Anmerkung: Die zahlenbewussteren Leser werden bemerkt haben, dass zwischen diesem und dem letzten Teil meiner Aufzeichnungen mehr Eintragungen fehlen als üblich. Obwohl es zahlreiche interessante Begebenheiten und Beobachtungen während dieser Periode gab, sind sie doch für diesen Bericht nicht sonderlich relevant; von daher habe ich sie ausgelassen, um mich auf die bedeutsameren Ereignisse zu konzentrieren, die darauf folgten. Wenn es meine Zeit gestattet, werde ich diese Episoden vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlichen, wahrscheinlich notdürftig als Fiktion kaschiert. Hier will ich nur eine kurze Zusammenfassung der zwei oder drei Wochen, die auf den Wettkampf folgten, einfügen.)
Anscheinend war die Armee nicht unbedingt erfreut über die Unfähigkeit der Red Eagles, mehr als ein Unentschieden gegen die Weltraumlegions-Kompanie unter dem Kommando meines Arbeitgebers herauszuholen. Andererseits besteht auch die Möglichkeit, dass ihr neuer Einsatzbefehl schlicht unter den Papierbergen verschwunden war, die die Plage jeder Organisation von erwähnenswerter Größe sind. Aus welchem Grund auch immer, sei es nun als Bestrafung oder aus bürokratischer Inkompetenz, die Red Eagles erhielten keinen neuen Einsatzbefehl, nachdem der Kontrakt unterschrieben war, sondern blieben bei uns auf Haskins Planeten, um etwas abzukühlen. Ich hoffe, es handelte sich um ein Versehen, denn wenn es die Absicht der Armee war, sie zu bestrafen, so scheiterte diese Absicht kläglich.
Trotz der stürmischen Art der ersten Kontaktaufnahme verstanden sich die Eagles und die Legionäre blendend. Durch Flirts zwischen Angehörigen der verschiedenen Einheiten und die unvermeidlichen Kneipenzüge rückten die beiden Gruppen noch näher zusammen, und Freundschaften wuchsen und gediehen. (Auf Art und Häufigkeit der wechselseitigen Befruchtung braucht hier nicht näher eingegangen zu werden.)
Die Red
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