Die Chaos-Kompanie
jede vertrauliche Mitteilung, die ihr ihm machen möchtet, respektiert und für sich behält, also fühlt euch frei, ohne jegliche Furcht, dass er mir oder irgendwem sonst in der Kommandokette davon berichtet, mit oder vor ihm zu sprechen. Sollten einige von euch das Gefühl haben, sein Job sei erniedrigend oder untergeordnet, möchte ich euch davon in Kenntnis setzen, dass er, nachdem er mehrere Jahre für mich gearbeitet und seine Ersparnisse investiert hat, inzwischen selber reich ist.
Kurz gesagt, er arbeitet für mich, weil er es möchte, nicht, weil er es muss.
Das bringt uns zu einem anderen Punkt. Ich weiß nicht, welche Pläne irgendwer von euch für das Leben nach seiner Dienstzeit hat oder ob ihr einen Teil eures Soldes auf diesen Tag hin spart. Mit Geld umgehen ist etwas, auf das ich mich verstehe, und ich stelle diese Fähigkeit hiermit der Kompanie zur Verfügung ... genau wie ich hoffe, dass einige von euch bereit sein werden, ihre Stärken und Fähigkeiten, wie lobenswert oder anrüchig sie auch immer sein mögen, zum Vorteil aller einzusetzen. Ich werde ein Aktienportfolio eröffnen, um es jedem von euch, der sich daran beteiligen möchte, zu ermöglichen, seine Ersparnisse zu investieren. Wenngleich ich den Erfolg nicht garantieren kann, habe ich doch noch nie ein Portfolio verwaltet, das Geld verloren hat. Persönlich würde ich vorschlagen, ein Drittel eures Soldes für diesen Zweck beiseite zu legen, aber andererseits liegt die Höhe des Betrages ebenso wie eure Teilnahme allein bei euch. Wenn irgendwer von euch Fragen dazu hat, zögert nicht, mich in Pausen oder während eurer dienstfreien Zeit anzusprechen.«
Der Hauptmann ließ den Blick noch einmal aufmerksam durch den Raum schweifen.
»Obwohl es noch eine Menge mehr zu besprechen gibt, kann das warten. Ich wollte nur, dass ihr alle eine Vorstellung davon bekommt, wer ich bin und was ich mit dieser Einheit vorhabe. Wir alle jedoch wissen, dass Reden nichts kostet, und ich bin sicher, dass ihr alle mehr an meinen Taten interessiert seid als an meinen Worten, deshalb werde ich die Ansprachen fürs erste auf ein Minimum beschränken. Mit den einzelnen Offizieren und Stabsangehörigen treffe ich mich in meinem Büro, nachdem wir hier fertig sind. Gibt es noch irgendwelche unmittelbaren Fragen, bevor wir Schluss machen?«
Es gab ein leises Gemurmel unter den Legionären, dann erhob sich im Hintergrund deutlich eine Stimme.
»Wir haben gehört, der Gouverneur hätte beschlossen, eine Fahnenwache vor seinem Dienstsitz aufzustellen.«
Der Kompaniechef legte den Kopf schräg.
»Das ist das erste, was ich davon höre, aber ich werde es morgen überprüfen. Spontan würde ich sagen, dass ich darin kein Problem sehe. Nach dem Sumpfdienst könnte das eine nette Abwechslung sein.«
»Äh ... entschuldigen Sie, Herr Hauptmann?« sagte Brandy gedehnt. »Ich glaube, Sie verstehen nicht ganz. Die Gerüchte besagen, dass er die reguläre Armee aufgefordert hat, diesen Dienst an unserer Stelle zu leisten. Die kriegen die Gelegenheit, in der Stadt mit ihren hübschen Paradeuniformen anzugeben, während wir draußen im Sumpf sitzen ... genau wie immer.«
Narrisch vernahm ein leises Murren, das durch die Versammlung lief, während seine Lippen sich zu einer dünnen Linie des Ärgers zusammenpressten.
»Darum werden wir uns kümmern«, sagte er grimmig.
»In Ordnung. Noch irgend etwas, das nicht bis morgen Zeit hat?«
Er wartete einen Augenblick, dann nickte er. »Sehr schön. Eine letzte Anmerkung: Ich möchte, dass ihr alle eure persönlichen Habseligkeiten zusammenpackt und euch gleich morgen früh zum Abrücken bereithaltet. Wir werden für eine Weile aus diesem Quartier ausziehen.«
Mit vereinzelten Lauten des Unmuts wurde diese Ankündigung quittiert. Es klang ganz so, als würde der neue Kompaniechef sie draußen kampieren lassen, während er sich ein Bild von ihnen machte.
»Warum? Wollen Sie den Laden ausräuchern lassen?«
Narrisch schien das Kichern, das auf die gerufene Frage folgte, nicht zu bemerken.
»Eigentlich wollte ich diesen Laden eher umbauen lassen«, sagte er beiläufig. »In der Zwischenzeit ziehen wir in die Stadt ins Plaza-Hotel.«
Plötzlich trat fassungsloses Schweigen ein. Das Plaza war das stinkvornehmste, teuerste Hotel auf dem Planeten. Die paar Male, bei denen Legionäre versucht hatten, in der Cocktailbar auf einen kurzen Drink haltzumachen, waren sie von den Preisen und den Kleidervorschriften gleich wieder
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