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Die Chaos-Kompanie

Titel: Die Chaos-Kompanie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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vertrieben worden.
    Zum erstenmal seit Betreten des Freizeitraumes gestattete Narrisch sich ein kleines Lächeln.
    »Wie ich sagte, meine Herren ... und Damen ... von jetzt an wird alles anders werden. Offiziere und Stab ... vor mein Büro. Sofort!«
Tagebuchdatei # 014
    Gemäß der Tradition der Weltraumlegion besaß - und verlangte - mein Arbeitgeber keinerlei Informationen über das Leben der Männer und Frauen unter seinem Kommando vor ihrer Anwerbung. Da ich jedoch kein Mitglied der Legion war, fühlte ich mich nicht zu einer derartigen Zurückhaltung verpflichtet und hatte folglich umfassendere Dossiers über die Individuen zusammengestellt, die meines Arbeitgebers und damit auch mein eigenes Leben und Wohlbefinden in näherer Zukunft beeinflussen würden.
    Größtenteils ließ sich das relativ einfach bewerkstelligen. Ein Computercheck der polizeilichen Unterlagen und der Nachrichtensendungen um den Zeitpunkt und den Ort der Anwerbung eines jeden Legionärs herum bot einen Ausgangspunkt für die meisten Recherchen. Es gab jedoch ein paar, die wesentlich ausgedehntere Nachforschungen erforderten, und gelegentlich sah ich mich gezwungen, auf bloßes Extrapolieren und Raten zurückzugreifen.
    Das war auch der Fall bei den beiden Leutnants, die mein Arbeitgeber zusammen mit seinem Kommando übernommen hatte.
     
    »Guten Abend, Leutnant Armstrong ... Leutnant Rembrandt. Bitte, nehmen Sie Platz.«
    Narrisch hatte absichtlich sein Büro so klein und spartanisch wie möglich gehalten. Er huldigte dem Glauben, dass große Versammlungen lediglich für allgemeine Ankündigungen taugten. Folglich gab es nur zwei Besuchersessel in seinem Allerheiligsten.
    Rembrandt nickte dankend und griff nach einem der Sessel. Sie war von mittlerer Größe - was sie neben Leutnant Armstrong klein wirken ließ - und hatte dunkles Haar, ein rundes Gesicht und einen irgendwie zylindrischen Körper ... nicht eben fett, aber doch breit um den Hintern herum und alles andere als schlank.
    »Danke, Herr Hauptmann. Ich würde lieber stehen.«
    Armstrong, korrekt wie der Anwerber auf einem Rekrutierungsplakat, bellte seine Entgegnung in dem Moment heraus, als das Hinterteil seines Gegenstücks seine Abwärtsbewegung auf den Sessel begann. Bei seinem Ausbruch gab Rembrandt jedoch ihr Manöver auf und entschied sich statt dessen, in einer ungefähren Kopie seiner Haltung neben Armstrong stehenzubleiben. An ihrer Grimasse und seinem affektierten Lächeln erkannte Narrisch, dass dieses kleine Spielchen in der Kunst, dem anderen immer eine Nasenlänge voraus zu sein, nichts Neues zwischen ihnen war.
    »Na schön«, sagte er. »Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen. Vielleicht werde ich Ihnen gegenüber härter sein als gegenüber irgendwem sonst in der Kompanie ... mit der möglichen Ausnahme meiner selbst. Offizier zu sein bedeutet mehr, als nur seine Prüfungsgebühr zu bezahlen. Wie ich in der allgemeinen Versammlung sagte, benötigt diese Kompanie innere Führung, und wenn wir die Legionäre inspirieren und führen wollen, müssen wir ihnen stets einen Schritt voraus bleiben. Sie beide werden meine Vertreter sein, wenn ich anderweitig beschäftigt bin, aber obwohl ich versuchen werde, verständnisvoll zu sein, während Sie meine Prioritäten und meinen Stil kennenlernen, dulde ich doch keinen Schlendrian. Genaugenommen ist das einzige, was ich noch mehr verabscheue als Trägheit, Gedankenlosigkeit. Ich möchte, dass Sie beide die ganze Zeit über nachdenken und analysieren. Zum Beispiel ... Leutnant Armstrong.«
    »Herr Hauptmann?«
    »Ihrem Verhalten und Ihren Leistungsberichten nach zu urteilen, betrachten Sie sich selbst als strengen, aber korrekten Vorgesetzten ... richtig?«
    Einen Augenblick war Armstrongs Selbstsicherheit erschüttert.
    »Ich ... das ist ...«, stammelte er, offenbar unsicher, welche Antwort von ihm erwartet wurde.
    »Nun?«
    »Jawohl, Herr Hauptmann.«
    »Sehr schön.« Der Hauptmann lächelte. »Dann denken Sie einmal über das hier nach ... ist es besser, Soldaten den Befehl zu geben, sich weiterzuentwickeln, oder sie durch das eigene Beispiel dahin zu führen?«
    »Sie durch das Beispiel zu führen, Herr Hauptmann«, antwortete Armstrong schneidig.
    »Warum tun Sie's dann nicht?«
    Der in die Schusslinie geratene Leutnant runzelte die Stirn, während seine Augen abschweiften, um den Kommandanten zum erstenmal seit Beginn der Unterredung offen anzusehen.
    »Ich ... ich verstehe nicht, Herr Hauptmann«, sagte er. »Ich

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