Die Chaos-Kompanie
steigern.
Gouverneur Wieney (oder Windei, wie ihn seine Rivalen nannten) konnte einen Anflug von wohliger Selbstgefälligkeit nicht unterdrücken, als der Kommandant in sein Arbeitszimmer geführt wurde. Seit er aus der Presse erfahren hatte, dass ein Mega-Millionär in der Kolonie residierte, hatte sich der Gouverneur das Hirn zermartert, auf welchem Wege er dieser bemerkenswerten Persönlichkeit eine fette >Wahlkampfspende< entlocken konnte. Allerdings waren sämtliche Einladungen zu Parties und Abendessen unbeantwortet geblieben, ebenso seine persönlichen Schreiben, die um Spenden warben und in denen er in aller Zurückhaltung die Möglichkeit einer >für die Legion vorteilhaften Gesetzgebung< andeutete.
Nun endlich erhielt er nicht nur Gelegenheit, den Erben des Waffenimperiums kennenzulernen, sondern diese Gelegenheit ergab sich auch unter Umständen, die man nur als >günstig für Verhandlungen< bezeichnen konnte.
Laienhaft ausgedrückt: angesichts zweier Legionären, die hinter Schloss und Riegel saßen, hatte er den Kommandanten im Schwitzkasten und nicht die Absicht, ihn billig oder auch nur leicht - davonkommen zu lassen.
»Endlich also treffen wir uns, Herr Narrisch ... oder sollte ich Sie >Hauptmann Joker< nennen?« Der Gouverneur lächelte und lehnte sich in dem Ledersessel hinter seinem Schreibtisch zurück, während sich sein Gast in einem der Besuchersessel niederließ.
»Belassen Sie es bei >Hauptmann Joker<«, sagte Narrisch, ohne das Lächeln zu erwidern. »Dies ist kein Höflichkeitsbesuch. Ich bin in einer offiziellen Legionsangelegenheit hier.«
»So ist es«, nickte Wieney vergnügt. »Sie sind ja derjenige, der gesellschaftliche Einladungen ausschlägt. Also dann, sollen wir zum Geschäft kommen? Was kann ich für Sie tun ... Offengestanden, hatte ich Sie schon früher einmal erwartet.«
»Ich hatte vorher noch einige andere Besuche zu erledigen«, erwiderte der Kommandant gleichmütig. »Was das betrifft, was Sie für mich tun können - ich bin hier, um Sie zu bitten, die Klage gegen die beiden Legionäre, die sich zur Zeit im Gefängnis befinden, fallenzulassen.«
Der Gouverneur schüttelte den Kopf.
»Das könnte ich gar nicht. Die Männer sind Kriminelle.
Ich habe sie höchstpersönlich draußen vor dem Fenster eben dieses Zimmers erwischt. Nein, Hauptmann, ich sehe keine Möglichkeit, sie auf freien Fuß zu setzen, nur damit sie wieder stehlen ... es sei denn natürlich, Sie gäben mir ... nun, sagen wir, einen Grund dafür, Milde walten zu lassen?«
»Ich kann Ihnen gleich zwei Gründe dafür geben, Herr Gouverneur«, sagte Narrisch durch zusammengepresste Lippen, »obwohl ich glaube, dass nur einer davon wirklich von Bedeutung für Sie sein wird. Zunächst einmal sind die Männer nicht in Ihr Haus eingebrochen ...«
»Vielleicht haben Sie mich nicht verstanden, Hauptmann.« Der Gouverneur lächelte. »Ich habe sie selbst ertappt!«
»... sondern sie sind aus Ihrem Haus abgebrochen«, beendete der Kommandant seinen Satz, als sei er gar nicht unterbrochen worden. »Sehen Sie, meine Legionäre sind sehr erpicht darauf, eine Chance bei diesem Ehrengardenjob zu erhalten, den Sie der Armee gegeben haben, und diese beiden Männer, Schubidu und Sushi, sind hier eingebrochen, weil sie etwas zu finden versuchten, das ich als Druckmittel verwenden könnte, um Sie zu zwingen, uns diese Chance zu geben.«
Narrisch hielt inne und schüttelte den Kopf.
»In gewisser Weise ist es meine Schuld. Ich sprach davon, ein Druckmittel zu finden, während sie zuhörten, und sie nahmen es auf sich, mir eines zu besorgen. Jedenfalls brachten sie mir, was sie gefunden hatten, und ich befahl ihnen, es zurückzuschaffen. Das taten sie, und Sie überraschten sie, als sie gerade wieder weggingen. Kurz, es gab kein Verbrechen, und das sollte Ihnen wohl als Rechtfertigung reichen, um die Klage fallenzulassen.«
»Kein Verbrechen?« schnaubte der Gouverneur. »Selbst wenn ich Ihnen diese Geschichte glauben sollte, Hauptmann - was ich übrigens nicht tue -, sind sie trotzdem in mein Haus eingebrochen. Zweimal sogar, wie Sie selbst sagen.«
Der Kommandant ließ ein kurzes Lächeln aufblitzen, sein erstes seit seinem Betreten des Amtszimmers.
»Entscheiden Sie sich, Herr Gouverneur. Sie können mir glauben, oder auch nicht. Falls Sie aber Entscheidungsschwierigkeiten haben sollten ...« Er streckte die Hand aus und deutete auf den Schreibtisch des Gouverneurs.
»Untere Schublade links, in einem
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