Die Chaos-Kompanie
Ordner mit dem Schild >Alte Geschichten<. Das ist es, was sie zurückgebracht haben. Überzeugt?«
Das Lächeln des Gouverneur verschwand wie Wahlkampfhelfer nach einer verlorenen Wahl.
»Wollen Sie damit sagen, dass ...«
»Offengesagt, Herr Gouverneur«, fuhr Narrisch fort, »ist es mir egal, welche sexuellen Vorlieben Sie haben und mit wem Sie sie ausleben - obwohl ich meine Neigungen auf unsere eigene Rasse beschränke. Es ist mir auch egal, ob Sie Fotos davon als Andenken behalten oder nicht. Ich will nur meine Männer zurückhaben. Sollte die Sache allerdings vor Gericht gehen, sähe ich mich natürlich gezwungen, zu ihren Gunsten auszusagen, was die detaillierte, plastische und medienwirksame Beschreibung der Bilder, die sie angeblich gestohlen haben, mit einbeziehen würde. «
»Sie können nichts beweisen!« schnappte der Gouverneur und wurde blass. »Aber ... Sie haben doch nicht etwa Abzüge der Fotos behalten?«
»Ich könnte bluffen und ja sagen«, meinte Narrisch, »aber in Wirklichkeit habe ich das nicht. Wie ich schon sagte, Herr Gouverneur, ich hatte nie die Absicht, diese Informationen auszunutzen, deshalb habe ich meinen Leuten ja auch befohlen, sie zurückzubringen. Trotzdem - der Ruf eines Politikers ist eine zerbrechliche Angelegenheit, nicht wahr? Der winzigste Schatten eines Skandals kann ihn ruinieren, ob er nun tatsächlich je bewiesen wird oder nicht. Stellen Sie sich selbst die Frage, ob die Klage gegen meine Männer es wert ist, Ihre politische Karriere zu gefährden.«
Wieney starrte Narrisch einige Sekunden an, dann riss er den Hörer vom Telefon und tippte wutentbrannt eine Nummer ein.
»Polizeichef Goetz, bitte. Hier spricht Gouverneur Wieney. Hallo, Chief? Hier ist der Gouverneur. Ich ... Ja, ihr geht es gut, danke ... Hören Sie, Chief, ich habe beschlossen, die Anklage gegen die beiden Legionäre, die Sie festhalten, fallenzulassen ... Ja, richtig. Lassen Sie sie frei ... Fragen Sie nicht! Tun Sie's einfach!«
Er knallte den Hörer auf die Gabel und starrte dann aus dem Fenster, um seine Wut verrauchen zu lassen, bevor er sich wieder Narrisch zuwandte.
»Na gut, Hauptmann Joker. Das wäre erledigt. Tja, wenn das alles war, möchte ich Sie bitten, mich zu entschuldigen. Ich glaube, ich habe da noch ein paar Bilder zu verbrennen.«
Zu seiner Überraschung machte der Hauptmann keine Anstalten, sich zu erheben.
»Wo ich schon einmal hier bin ... da ist in der Tat noch eine Sache, die ich mit Ihnen besprechen möchte, Herr Gouverneur.«
»Tatsächlich?«
»Tatsächlich. Der Ehrengardenkontrakt, von dem ich eben schon sprach.«
»O ja. Der Vertrag, bei dem Sie die Bilder nicht als Druckmittel benutzen wollten, um ihn zu bekommen.«
Mit bewundernswerter Schnelligkeit schüttelte der Gouverneur seinen Ärger ab. In der Politik war kein Platz für Leute, die die Gangart nicht schnell genug wechseln konnten und die sich dem zügellosen Vergnügen hingaben, einen Groll gegen jemanden zu hegen, der ein potentieller Verbündeter oder Spender war. Einen Moment lang gestattete sich Wieney die Hoffnung, dass am Ende doch noch eine Spende drin sein könnte.
»Es geht um folgendes, Herr Gouverneur«, sagte Narrisch. »Ich denke, wir sind vielleicht in der Lage, in der wir einander von Nutzen sein könnten.«
Die Hoffnungen des Gouverneurs nahmen reale Gestalt an. Er hatte genügend Bestechungsversuche erlebt, um die vorsichtige Annäherung leicht erkennen zu können. Es war seltsam, aber die Leute kamen selten direkt mit ihren Forderungen oder … Angeboten heraus. Man mußte einfach warten, bis sie sich selbst zu ihrem eigentlichen Anliegen vorgearbeitet hatten. Die einzige Frage, die ihm im Moment durch den Kopf ging war die nach der Größe der Spende, die Narrisch anbieten würde. Dies und wie lange er brauchen würde, zum Punkt zu kommen.
»Darum geht es in der Politik,« sagte er vorsichtig.
Der Kommandant schaute sich im Raum um und seine Augen verweilten auf den ledergebundenen Büchern und den Original- Kunstwerken, die die Wände schmückten.
»Dies ist defintiv ein hübsches Plätzchen, das sie hier haben Gouverneur.«
»Danke. Wir ...«
»Obwohl es wahrscheinlich längst nicht so schön ist wie Ihr Stadthaus drüben in Altair, wo Ihre Frau wohnt.«
Trotz seines Vorsatzes, geduldig zu bleiben, verspürte der Gouverneur einen Anflug von Ärger bei der Erwähnung seines Privatbesitzes ... und seiner Frau.
»Ja. Also, um eine Wahlkampfspende in welcher Höhe geht es
Weitere Kostenlose Bücher