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Die Chaos-Kompanie

Titel: Die Chaos-Kompanie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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mechanisch. »Aber ernsthaft ... ich würde so weit gehen und das Exerzieren einfach abschreiben, wenn ich nicht fände, dass wir niemals kampflos aufgeben sollten. Ich hätte gewettet, dass wir es auf der Hindernisbahn mit jeder normalen Armee-Einheit aufnehmen könnten, aber so ... ich weiß nicht. So ziemlich das einzige, was definitiv für uns spricht, ist die Tatsache, dass meine Truppe mittlerweile ziemlich gut mit den Leuten hier auf Haskins Planeten auskommt. Und obwohl die Schiedsrichter eigentlich neutral sein sollen, könnte das einen Heimvorteil für uns bedeuten.«
    »Sie überraschen mich, Hauptmann.« Streitaxt lachte. »Erst recht bei Ihrem finanziellen Hintergrund. Vielleicht haben Sie sich damit sogar unabsichtlich noch weitere Steine in den Weg gelegt. Ich will Ihnen ja nicht die Parade verhageln, aber wir wissen beide, dass ein Experte jemand mit Aktenkoffer ist, der von einem anderen Planeten kommt. Ich hoffe nur, dass Ihr Erfolg bei den Einheimischen nicht bewirkt hat, dass Ihre Leute allzu vertraute Gestalten geworden sind, so dass sie die Red Eagles nur noch um so mehr wie Exoten erscheinen lassen ... oder wie Experten!«
Tagebuchdatei # 129
    Ich war in der glücklichen Lage, die Ereignisse, die den Wettkampf >Armee gegen Legion< begleiteten, aus erster Hand miterleben zu dürfen ... wenn auch nur als Beobachter, nicht als Schiedsrichter. Obgleich ich mich im Normalfall auf emotionaler Distanz zu den Mätzchen der Kompanie halte, die über das hinausgehen, was meinen Arbeitgeber direkt betrifft, will ich gerne zugeben, dass ich eine gewisse Zuneigung zu den Legionären als Individuen und als Gruppe entwickelt hatte und spürte, dass sie jede moralische Unterstützung brauchten, die sie bei diesem Kampf erhalten konnten. Wie sich herausstellen sollte, hatte ich damit recht.
    Der Wettkampf selbst fand auf dem Gelände der Legion statt, das die Red Eagles zu beeindrucken schien, wenn schon die Legionäre selbst dies nicht vermochten. Gouverneur Wieney war anwesend, ebenso der gesamte Kolonierat und diverse lokale Würdenträger, die als Schiedsrichter fungieren sollten, und natürlich auch die Presse.
    Je weniger Worte man abgesehen von der Erwähnung, dass er stattfand, über den Exzerzierteil des Wettkampfs verliert, desto besser.
    Die Legionäre schafften es, durch ihre Aufgabe zu stolpern, ohne allzu viele Fehler zu machen, die einem Zivilisten ins Auge gefallen wären, womit sie erreichten, peinliche Momente zu vermeiden. Es stand jedoch außer Frage, welche Gruppe über das größere Können verfügte.
    Statt sich auf das normale Formaldienst-Handbuch zu beschränken, holten die Eagles ihre Kenntnisse der Präsentations-Formaldienst-Vorschrift hervor. Zur Erleuchtung meiner nichtmilitärischen Mitmenschen: Diese Vorschrift besteht aus einer Reihe von Gewehrdrehungen, Auf-und-ab-Bewegungen und fliegenden Gewehrwechseln vermittels Zuwerfen, die meistens ausgeführt wurden, während die Teilnehmer zugleich in erstaunlich viele verschiedene Richtungen marschieren. Überflüssig zu sagen, dass dies die Schiedsrichter und Zuschauer auf den Tribünen beeindruckte, die die Eagles dann auch mit häufigem und starkem Applaus bedachten. Irgendwie gelang es mir, mich zurückzuhalten, aber mir fiel auf, dass ich der einzige Zuschauer zu sein schien, der sich diese Selbstbeherrschung auferlegte.
    Als Höhepunkt wurde angekündigt, dass die Eagles eines ihrer komplizierteren Manöver wiederholen würden, nur diesmal mit verbundenen Augen und ohne die Hilfe von jemandem, der den Takt zählte oder Kommandos gab ... was sie dann auch mit beängstigender Präzision taten.
    Man hätte erwarten mögen, dass diese Vorführung die ohnehin schon nervösen Legionäre endgültig zur Verzweiflung treiben würde. Erstaunlicherweise aber schien sie den gegenteiligen Effekt zu haben. Von dort, wo ich saß, war es mir möglich, einige der Kommentare zu belauschen, die innerhalb der Reihe der Kompanie hin- und hergeflüstert wurden, während die Eagles ihre Vorstellung gaben. Die vorherrschende Meinung der Legionäre war, dass sie fanden, die Eagles hätte die Disziplin auch für sich entscheiden können, >ohne auf die Show-Einlagen< zurückzugreifen, dass die Soldaten aber diese speziellen Routinen ausgesucht hätten, >um damit anzugeben< und um die Legionäre >schlechter aussehen zu lassen, als wir es wirklich sind