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Die Chaos Queen

Die Chaos Queen

Titel: Die Chaos Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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im Laden an. Es war taghell. Und vor uns thronte Mama Macaroni auf ihrem Hocker, ein hässliches altes Weib in einem schwarzen Totenhemd. Über Kimme und Korn eines Gewehrs visierte sie uns an. Ihr Leberfleck schimmerte im Neonlicht.
    »Heiliger Bimbam!«, stieß Lula aus. »Heiliger Herrgott! Jesus, Maria und Josef!«
    Mama Macaroni hatte das Gewehr in der einen und Lulas gereinigte Sachen in der anderen Hand. »Ich wusste, dass du zurückkommen würdest«, sagte sie. »So eine wie du hat keine Ehre im Leib. Du kannst nichts anderes als stehlen und huren.«
    »Mit dem Huren habe ich aufgehört«, sagte Lula. »Gut, vielleicht hure ich hin und wieder mal zur Entspannung ein bisschen rum …«
    »Abschaum«, sagte Mama Macaroni. »Billiger Abschaum. Ihr beide.« Sie wandte sich an mich. »Ich wollte sowieso nicht, dass du bei uns arbeitest. Ich habe gesagt, dass alles, was von deiner Familie kommt, schlecht ist. Ungarn!« Sie spuckte auf den Boden. »Das halte ich von Ungarn!«
    »Ich bin keine Ungarin«, widersprach Lula. »Geben Sie mir jetzt vielleicht meine Sachen?«
    »Erst wenn die Hölle friert. Denn da gehörst du hin«, keifte Mama Macaroni. »Ich habe dich verflucht. Ich habe dich in die Hölle geschickt.«
    Lula sah mich an. »Das kann sie doch nicht, oder?«
    »Diesen Pulli bekommst du
nie-mals
«
,
sagte Mama Macaroni. »
Nie-mals.
Den nehme ich mit ins Grab.«
    Lula sah mich an, als hätte sie nichts dagegen, das in die Wege zu leiten.
    »Das käme dir teuer zu stehen«, sagte ich zu Lula. »Es wäre billiger, einfach einen neuen Pulli zu kaufen.«
    »Und du«, sagte Mama Macaroni zu mir. »Du wirst dein Auto niemals wiedersehen. Das ist jetzt mein Auto. Du hast es auf meinem Grundstück stehen lassen, deshalb gehört es jetzt mir.« Sie kniff ein Auge zu und visierte meine Stirn an. »Gib mir den Schlüssel!«
    »Du glaubst doch nicht, dass sie wirklich auf dich schießt, oder?«, fragte Lula.
    Ich hegte keinerlei Zweifel. Mama Macaroni würde auf mich schießen, und dann wäre ich tot, mausetot. Ich zog den Autoschlüssel aus der Tasche und reichte ihn vorsichtig der Alten.
    »Ich gehe jetzt«, erklärte Mama Macaroni. »Es kommt noch was im Fernsehen, das ich sehen will. Ihr bleibt hier.« Sie bewegte sich rückwärts, vorbei an den Waschmaschinen und Trocknern zur Hintertür. Sie stellte die Alarmanlage an und schlüpfte durch die Feuertür. Hinter ihr fiel die Tür ins Schloss, ich hörte, wie die Alte den Riegel vorschob.
    Sofort lief ich nach vorne und sah über den Tresen durch das Fenster nach draußen. »Wir warten, bis sie wegfährt, dann hauen wir ab«, erklärte ich Lula. »Wenn wir die Tür aufmachen, geht der Alarm an, aber bis die Polizei hier ist, sind wir längst über alle Berge.«
    Ich hörte, wie der Saturn ansprang. Dann gab es eine Explosion, die das Gebäude erschütterte. Sie riss die Feuertür aus den Angeln, zertrümmerte das große Schaufenster und warf Lula und mich auf die Knie.
    »Verdammt!«, rief Lula.
    Instinktiv wollte ich den Laden verlassen. Ich wusste nicht, wodurch die Explosion ausgelöst worden war, aber ich wollte nach draußen, bevor noch mehr passierte. Und ich wusste nicht, ob das Gebäude von der Substanz her in Ordnung war. Ich griff nach Lula, zog sie auf die Füße und zerrte sie zur Eingangstür. Wir liefen vorsichtig, Glasscherben knirschten unter unseren Füßen. Zum Glück hatten wir bei der Explosion hinter der Theke gehockt. Die Tür war aufgerissen, Lula und ich suchten unseren Weg durch den Schutt nach draußen auf den Bürgersteig.
    Kan Klean lag in einer Gegend mit kleineren Geschäften und kleinen Häusern. Die Leute kamen aus ihren Heimen und suchten nach der Ursache der Explosion.
    »Was war das denn, zum Teufel?«, fragte Lula. »Und warum liegt da mitten auf dem Bürgersteig ein Reifen?«
    Ich schaute Lula an, und Lula schaute mich an, und dann wussten wir, warum mitten auf dem Bürgersteig ein Reifen lag.
    »Autobombe«, sagte Lula.
    Wir liefen zum Parkplatz neben dem Gebäude und blieben stehen. Der Saturn war ein schwarzes Skelett aus qualmendem, geborstenem Metall. Schwer, in der Dunkelheit Genaueres zu erkennen. Über den Parkplatz verteilt lagen Bruchstücke der zerfetzten Fiberglasverkleidung, Polsterfetzen und alle möglichen Autoteile.
    Lula hatte ihre Taschenlampe herausgeholt und schwenkte sie über den Schauplatz der Katastrophe. Kurz verweilte der Schein bei einem Teil des Lenkrads. Eine Hand klammerte sich daran. An der Hand

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