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Die Chaos Queen

Die Chaos Queen

Titel: Die Chaos Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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»Seinen Wagen hat man auch noch nicht gefunden. Ich habe gehört, er hatte ihn erst einen Tag. Er war brandneu, direkt vom Händler.«
    »Ich hab gestern Anthony gesehen. Er fuhr eine Corvette, die auch ganz neu aussah.«
    Grandma holte Teller aus dem Schrank. »Mabel Such meint, Anthony würde das Geld nur so aus dem Fenster werfen. Sie weiß nicht, woher er es hat. Sie meint, im Laden würde er nicht so viel verdienen. Er würde nicht mehr bekommen als die anderen auch. Michael Barroni hat sich von unten hochgearbeitet, der hatte das Geld nicht so locker sitzen. Auch nicht gegenüber seinen Söhnen.«
    Ich holte Besteck und Servietten und deckte mit Grandma den Tisch, ohne Valerie, Sally und Angie zu stören.
    »Und wenn ihr noch so lange auf die Sitzordnung starrt«, sagte Grandma zu Valerie, »die wird nie perfekt. Weil keiner neben Biddie Schmidt sitzen will. Alle wollen neben Peggy Linehart sitzen. Und keiner will an Tisch sechs sitzen, direkt neben dem Klo.«
    Meine Mutter trug die Klopse mit der Soße zum Tisch und ging die Spaghetti holen. Mein Vater begab sich aus seinem Wohnzimmersessel auf den Esszimmerstuhl und tat sich den ersten Fleischklops auf. Alle setzten sich, außer Mary Alice. Sie trabte immer noch um den Tisch.
    »Auch Pferde müssen essen«, sagte Grandma. »Setz dich jetzt hin!«
    »Es gibt kein Heu«, entgegnete Mary Alice.
    »Klar gibt es Heu«, sagte Grandma. »Siehst du die große Schüssel Spaghetti? Das ist Menschenheu, aber Pferde können es auch essen.«
    Mary Alice drückte das Gesicht in die Spaghetti und sog sie hoch.
    »Das ist ekelerregend«, schimpfte Grandma.
    »Aber so fressen Pferde«, erklärte Mary Alice. »Sie stecken den ganzen Kopf in den Futtersack. Hab ich im Fernsehen gesehen.«
    Die Tür ging auf, und Albert Kloughn kam herein. »Bin ich zu spät? Tut mir leid. Ich wollte nicht zu spät kommen. Ich hatte eine Mandantin.«
    Alle hielten in ihrer Tätigkeit inne und glotzten Kloughn an. Kloughn hatte nicht viele Mandanten. Er ist Rechtsanwalt, aber seine Kanzlei lief nicht besonders gut. Teilweise lag es daran, dass er so ein lieber, netter Kerl war, denn wer wollte schon einen lieben, netten Anwalt? In New Jersey braucht man einen Hai, einen Schweinehund, ein erstklassiges Arschloch als Anwalt. Teilweise lag es auch an Kloughns Aussehen. Er sah aus wie ein knuddeliger Vierzehnjähriger, der es nicht so richtig peilte.
    »Was für eine Mandantin?«, wollte Grandma wissen.
    Kloughn nahm Platz am Tisch. »Eine Frau aus dem Waschsalon nebenan. Sie machte gerade ihre Weißwäsche, da sah sie mein Schild und das Licht im Büro. Ich wollte nämlich eigentlich Ablage machen, habe dann aber am Computer Poker gespielt. Egal, sie wollte einen Rat von mir haben.« Kloughn gab sich Spaghetti auf. »Ihr Mann ist abgehauen, und sie weiß nicht, was sie machen soll. Hörte sich an, als würde es sie nicht groß stören, dass er weg ist. Sie meinte, es hätte schon länger Probleme gegeben. Bloß hätte er das Auto mitgenommen, und sie müsste die Leasingraten zahlen. Das Auto war nagelneu.«
    Die Härchen in meinem Nacken richteten sich auf. »Wann ist der Typ abgehauen?«
    »Vor ein paar Wochen.« Kloughn bugsierte einen Klops aus der Schale auf den großen Löffel. Der Klops rollte herunter, fiel auf Kloughns Hemd und hüpfte von seinem Bauch in seinen Schoß. »Ich wusste, dass das passiert«, sagte er. »Das ist immer so bei Klopsen. Passiert das auch bei Hühnchen? Oder bei Schinken? Gut, manchmal auch dann, aber nicht so oft wie bei Klopsen. Wenn es nach mir ginge, würde ich Klopse nicht rund machen. Runde Sachen rollen nämlich, oder? Hab ich recht? Was wäre, wenn man viereckige Klopse machen würde? Hat daran schon mal einer gedacht?«
    »Das wäre dann ein Hackbraten«, bemerkte Grandma.
    »Hat diese Frau ihren Mann bei der Polizei als vermisst gemeldet?«, fragte ich Kloughn.
    »Nein. Sie meinte, das ginge außer ihr niemand etwas an. Sie hätte gewusst, dass er sie verlassen würde. Wahrscheinlich ist er fremdgegangen, und die Ehe war am Arsch.« Kloughn hob den Fleischklops auf und legte ihn auf seine Spaghetti. Mit der Serviette betupfte er sein Hemd, verschmierte die rote Soße aber nur noch mehr. »Sie tat mir leid mit den Raten fürs Auto und so, aber echt, wie kann man nur so dämlich sein? Der Typ haut einfach ab und lässt sie sitzen. Und da stellt sich raus, dass sie alles zahlen muss. Sie hatten zwei Hypotheken auf dem Haus, von denen sie nicht mal was wusste!

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