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Die Chaos Queen

Die Chaos Queen

Titel: Die Chaos Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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eine dämliche Idee, den Aufzug zu nehmen. Du musst mich eigentlich von so dämlichen Ideen abhalten.«
    Ich wollte den Rost und den Dreck von meiner Jeans bürsten, doch alles haftete daran wie festgeklebt. »Ich weiß nicht, wie ich dir das beibringen soll«, sagte ich zu Lula. »Aber dein NVGler ist immer noch im zweiten Stock.«

13
    »Dann müssen wir Willie halt die Treppen runtertragen«, beschloss Lula. »Jetzt gebe ich nicht mehr auf.«
    »Wir können ihn nicht tragen. Er ist zu schwer.«
    »Dann ziehen wir ihn eben. Da kann er sich zwar ein paar blaue Flecken holen, aber dann sagen wir einfach, er wäre ausgerutscht, als wir mit ihm nach unten gegangen sind. Kommt doch vor, oder? Ständig fallen Leute die Treppe runter. Guck uns doch an: Wir sind gerade in den Aufzugschacht gefallen. Und, beschweren wir uns?«
    Wir standen neben einer Sackkarre mit einem Stapel Reifen.
    »Wir können doch diese Sackkarre nehmen«, schlug ich vor.
    »Wir könnten Martin wie einen Kühlschrank draufschnallen. Wird zwar schwer, ihn die zwei Treppen runterzukriegen, aber wenigstens schlägt er sich dann nicht den Kopf ein.«
    »Gute Idee«, sagte Lula. »Die wollte ich mir auch gerade überlegen.«
    Wir luden die Reifen ab und bugsierten die Karre die Treppe hinauf. Martin war noch immer ohnmächtig. Er sabberte und hatte einen benommenen Gesichtsausdruck, atmete aber wieder ruhiger, und seine Augen waren geöffnet. Wir stellten die Sackkarre ab und rollten Martin darauf. Ich hatte gute zehn Meter Band mit nach oben genommen, das wickelten wir um den Kerl, bis er wie eine Mumie aussah. Dann drückten und schoben wir, bis er mit der Karre aufrecht stand.
    »Jetzt befördern wir ihn nach unten, Stufe für Stufe«, erklärte ich Lula. »Wir müssen beide festhalten, aber zu zweit müsste es eigentlich funktionieren.«
    Als wir mit unserer Fracht auf dem Absatz im ersten Stock ankamen, waren wir beide nass geschwitzt. Im Treppenhaus stand die Luft; es war heiß. Martin eine Stufe nach der anderen hinabzulassen war harte Arbeit. Meine Hände waren geschwollen vom Festhalten, mein Rücken tat weh. Wir hielten inne, um Luft zu holen. Da sah ich, wie Martins Finger zuckten. Kein gutes Zeichen. Er durfte nicht mitten auf dem nächsten Treppenabsatz anfangen zu zappeln.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte ich zu Lula. »Er kommt wieder zu sich.«
    »Ich halt auch nicht mehr lange durch«, entgegnete sie. »Ich krieg gleich einen Herzinfarkt. Und ich glaube, ich hab mir einen Leistenbruch geholt. Und hier: Ich hab mir einen Nagel abgerissen. Das war mein bester. Der mit den Stars and Stripes.«
    Wir schoben den Karren in Position, um die erste Stufe in Angriff zu nehmen. Da drehte Martin sich um und sah mir ins Gesicht.
    »Was …«, sagte er. Und dann flippte er aus, schrie und stemmte sich gegen die Fesseln. Er hatte einen irren Blick, und auf seiner Stirn pochte eine dicke Ader. Die Sackkarre war kaum noch festzuhalten. Das Band um seine Brust lockerte sich langsam und löste sich auf.
    »Der Elektroschocker!«, rief ich Lula zu. »Setz ihm einen Schuss mit dem Schocker! Wenn der sich so wehrt, kann ich ihn nicht mehr lange halten.«
    Lula griff sich hinten in den Hosenbund, aber da war nichts mehr. »Der muss im Aufzug rausgefallen sein, als wir abgestürzt sind«, meinte sie.
    »Dann mach was anderes! Die Fesseln lösen sich auf. Schieß auf ihn! Schock ihn! Tritt ihm in die Eier! Mach was!
Irgendwas!
«
    »Ich hab doch das Spray!«, rief Lula. »Geh zurück, ich sprüh ihn ein, bis er heult.«
    »
Nein!
«
,
kreischte ich. »Nicht im Treppenhaus!«
    »Schon gut, ich hab genug«, gab Lula zurück.
    Sie drückte auf die Flasche, und ich bekam eine volle Ladung Pfefferspray ins Gesicht. Martin gab ein wütendes Gebrüll von sich und entriss Lula und mir die Sackkarre. Ich konnte nichts mehr sehen und musste würgen, hörte aber, dass der Karren wie ein Schlitten die Treppe hinunterhoppelte. Im Erdgeschoss gab es ein Gescharre, eine Tür ging auf, dann herrschte Stille. Oben rangen Lula und ich keuchend nach Luft, tasteten uns die Stufen hinab, um bloß fortzukommen von den Tröpfchen, die noch immer in der trägen Luft im ersten Stock standen.
    Am Fuß der Treppe stolperten wir über die Sackkarre. Wir flüchteten nach draußen und beugten uns vornüber, die tränenden Augen zusammengekniffen. Mit laufender Nase warteten wir darauf, dass die Schleimproduktion nachließ.
    »Pfefferspray war wohl doch keine so gute Idee«, meinte Lula

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