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Die Chaos Queen

Die Chaos Queen

Titel: Die Chaos Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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halbmast fiel er hin und zappelte am Taserdraht wie ein frisch gefangener Fisch.
    »Nimm den Finger vom Knopf«, rief ich Lula zu. »Du bringst ihn noch um!«
    »Ups«, sagte Lula. »Hätte wohl doch besser die Bedienungsanleitung lesen sollen.«
    Martin lag mit dem Gesicht nach unten und atmete flach. Er war rund ein Meter neunzig und wog an die dreihundert Pfund. Ich hatte keine Ahnung, wie wir ihn in den Firebird schaffen sollten.
    »Ich lege ihm Handschellen an, du ziehst ihm die Unterhose hoch«, sagte Lula.
    »Netter Versuch, aber das hier ist dein Einsatz. Ich fass seine Unterhose nicht an.«
    »Die Assistentin der Kopfgeldjägerin muss den Anordnungen ihrer Chefin Folge leisten«, sagte Lula.
    Ich sah sie böse an.
    »Für dich gilt das natürlich nicht«, lenkte sie ein. »Weil, du bist ja keine offizielle Assistentin. Du bist die …«
    »… Freundin der Kopfgeldjägerin«, ergänzte ich.
    »Ja, genau. Die Freundin. Könntest du ihm die Handschellen anlegen, dann mache ich das mit der Hose.«
    Ich nahm die Handschellen von Lula entgegen. »Alles klar.«
    Ich fesselte Martins Hände auf dem Rücken und trat zur Seite. Lula hockte sich auf ihn und riss die Widerhaken des Tasers heraus. Als sie sich seiner Hose widmete, stand ihr bereits Schweiß auf der Stirn.
    »Normalerweise ziehe ich Männern die Hose aus«, sagte sie.
    »Ist viel schwerer, sie hochzuziehen.«
    Insbesondere bei einem Sandsack von knapp hundertfünfzig Kilo.
    Willie öffnete ein Auge und gab leise gurgelnde Geräusche von sich.
    »Der wird sauer sein, wenn er wieder zu sich kommt«, sagte Lula. »Ich finde, wir sollten ihn ins Auto schaffen, bevor es so weit ist.«
    »Ich hätte ein deutlich besseres Gefühl, wenn du Fußfesseln dabeihättest«, sagte ich.
    »Hab ich vergessen.«
    Ich zog an einem Bein, Lula am anderen. Unter größter Kraftanstrengung zerrten wir Martin zur Tür. Wir bekamen ihn bis zum Treppenabsatz im Flur, weiter nicht. Da wurde uns klar, dass wir den klapprigen Lastenaufzug nehmen mussten.
    »Der funktioniert bestimmt noch«, sagte Lula, als sie auf den Knopf drückte.
    Ich zog Martins Tür hinter mir zu und schloss ab. Lautlos wiederholte ich Lulas Worte.
Der funktioniert bestimmt noch.
Bestimmt.
    Der Aufzug gab knirschende, rasselnde Geräusche von sich. Wir sahen, wie er bebend von unten heraufkam.
    »Sind ja nur zwei Stockwerke«, meinte Lula mehr zu sich selbst als zu mir. »Zwei Stockwerke sind nicht viel, oder? Wenn man müsste, könnte man auch springen. Weißt du noch, wie du von der Feuerleiter gefallen bist? Das waren doch auch zwei Stockwerke, oder?«
    »Nicht ganz«, wies ich sie zurecht. Trotzdem hatte es sauwehgetan und mich völlig außer Gefecht gesetzt.
    Eine Handbreit unter dem Fußboden kam der Fahrstuhlkäfig ruckend zum Stehen. Lula mühte sich mit der Tür ab und konnte sie schließlich einen Spaltbreit öffnen.
    »Du wiegst am wenigsten«, sagte Lula. »Du gehst zuerst rein und guckst, ob er hält.«
    Vorsichtig wagte ich mich in den Käfig. Er schwankte leicht, hielt mich jedoch. »Scheint in Ordnung zu sein«, sagte ich.
    Lula schob sich mit hinein. »Siehst du, das geht schon«, sagte sie und blieb stehen. »Das ist ein ganz stabiler Aufzug. Der muss nur mal gestrichen werden, dann sieht er wieder aus wie neu.«
    Der Fahrstuhl stöhnte und sackte fünf Zentimeter nach unten.
    »Der setzt sich nur«, erklärte Lula. »Das geht schon gut. Ich hab sofort gesehen, dass das ein wirklich sicherer Aufzug ist. Aber vielleicht sollten wir trotzdem noch kurz aussteigen und überlegen, ob es noch eine andere Möglichkeit gibt.«
    Lula machte einen Schritt nach vorn. Daraufhin gab der Aufzug nach und prallte laut ächzend gegen die Mauern des Schachts. Als er den ersten Stock erreichte, sackte plötzlich der Boden unter unseren Füßen weg. Lula und ich schlugen im Erdgeschoss auf und lagen wie betäubt da, bekamen keine Luft mehr. Rost rieselte auf uns herab wie Feenstaub.
    »Scheiße«, sagte Lula. »Guck mal, ob irgendwas bei mir kaputt ist.«
    Ich stützte mich auf Hände und Knie und krabbelte aus dem Schacht. Es war Sonntag, die Werkstatt hatte geschlossen, Gott sei Dank. Zumindest hatten wir kein Publikum. Wahrscheinlich würden die Männer, die hier arbeiteten, eh keine große Hilfe sein, wenn es darum ging, Martin einzufangen. Lula kam hinter mir herausgekrabbelt. Langsam richteten wir uns auf.
    »Ich habe das Gefühl, als wäre ich von einem Lastwagen überfahren worden«, sagte Lula. »War

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