Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los
Gisela, seine Schwester. Die war gestern nicht da, aber er hat mir erzählt, dass sie ihn oft besucht. Der Ärmste ist schon seit über zehn Jahren verwitwet.«
»Ach je«, sagt Iris.
Cornelius sagt gar nichts, sondern surft immer noch griechische Küsten entlang.
»Wir sollten ihn mal zum Essen einladen«, schlägt Rema vor. »Damit er unsere ganze Familie kennenlernt.«
»Ja, sicher«, stimmt Iris sofort zu. Eine Gelegenheit, für andere Leute zu kochen, lässt sie nie aus. »Das ist eine prima Idee. Und vielleicht könnten wir auch Gregory und seine Mutter einladen. Ich habe sie kein einziges Mal mehr zu Gesicht bekommen, seit wir vor einer Woche bei ihr geklingelt haben. Gute nachbarliche Stimmung können wir gut gebrauchen.«
Ich verdrehe die Augen. Was für eine Aussicht! Walter Walbohm mag ja vielleicht ganz nett sein. Aber das Essen von Iris wird garantiert keine gute nachbarliche Stimmung hervorrufen. Und einen ganzen Abend mit Gregory am Tisch zu verbringen, muss doch wirklich auch nicht sein.
»Sehe ich gut aus?«, fragt Malea, als sie aufsteht vom Frühstückstisch.
Ihr freudiges Gesicht zeigt klar, dass sie daran keine Zweifel hat. Erst jetzt bemerke ich, dass sie ihr neu gefärbtes Shirt von gestern anhat. Cornelius’ altes Shirt. Es ist schon erstaunlich, was man aus einem alten, ausgeleierten Hemd noch machen kann! Malea jedenfalls hat echt den Bogen raus, was das angeht. Sie hat eine wunderschöne Farbe gemischt und das mit diesen Batikmustern super hingekriegt.
»Das ziehe ich heute zur Schule an«, verkündet Malea stolz.
»Wunderbar«, lobt sie Rema, »ganz wunderhübsch!«
Malea dreht und wendet sich und wir bewundern ihr Kunstwerk alle ausgiebig. Strahlend und äußerst zufrieden schnappt Malea sich dann ihren Schulrucksack und wartet auf uns an der Haustür.
Ich bin die Letzte, die, noch halb an dem harten Roggenbrötchen kauend, angeschlurft kommt.
»Nun mach schon, Livi! Wieso brauchst du denn so lange?«
Weil ich die letzten zehn angenehmen Minuten meines Lebens genießen möchte. Ich glaube kaum, dass ich in der Schule heute viel Spaß haben werde.
»Bin ja schon fertig.«
Wir machen die Haustür auf und – nein, das gibt’s doch nicht!
Gregory!
»Hi, ich dachte, ich warte auf euch. Wo wir doch jetzt den gleichen Schulweg haben.«
»Gute Idee«, lächelt Malea.
Und auch Tessa scheint nichts dagegen zu haben.
»Wow, schickes Shirt hast du an«, meint Gregory, der Schleimer, als er Malea genauer ansieht. Er selbst trägt natürlich seine grün-braune Armeehose. So peinlich, der Typ!
Malea aber strahlt wie ein griechischer Sonnenaufgang inmitten von tristem, deutschen Nieselwetter. Ich freue mich für sie, spüre aber umso deutlicher, wie trübe ich mich fühle.
Ich seufze aus tiefstem Herzen und schiele zu Gregory rüber. Jetzt muss ich auch noch neben einer lebenden Zitrone zur Schule gehen! Hilfe! Wie soll ich das alles nur überstehen?
Malea
ch kenn einen Witz: Kommt ein Mann in eine Zoohandl ung und will einen Papagei kaufen. Sagt der Verkäufer: »Oh, Sie haben Glück, hier habe ich ein g anz besonders intelligentes Tier. Wenn man an seinem linken Bein zieht, sagt er Guten Morgen, und wenn man an seinem rechten zieht, sagt er Guten Abend.« »Aha«, meint der Mann, »und was passiert, wenn man an beiden Beinen zieht?« Da krächzt der Papagei: »Dann fall ich um, du Trottel!«
Mini-Miesling Livi kriecht heute zur Schule wie eine Schnecke mit Depressionen. Dabei ist es so ein schöner Morgen. Cornelius hatte extra Kuchen zum Frühstück gekauft, um sozusagen unseren neuen Anfang zu feiern, und alle sind bester Laune.
Ich finde, sogar dieser Gregory wird immer normaler und witziger. Deshalb ist es echt nett, in einer großen Gruppe – mit Gregory – zur Schule zu gehen. Livi scheint das allerdings nicht zu finden. Ich glaube aber, die arme Kenny, die zurückbleiben musste, war richtig neidisch, dass sie von Iris mit dem Auto zur Grundschule gebracht wird. Warum kann Livi nicht ein bisschen mehr wie Kenny oder ich oder meinetwegen sogar wie Tessa sein?
Ein großer Vorteil unseres Umzugs ist, dass wir nun einen
viel kürzeren Schulweg haben. Die Schule ist nur zwei Straßen weiter und wir brauchen nicht mal Fahrräder.
Der andere riesige Vorteil ist natürlich der Platz, den wir jetzt haben. Mann, für jede von uns ein eigenes Zimmer! Und oben, im obersten Stock, wo Kenny wohnt, haben Cornelius und Iris jetzt sogar jeder ein eigenes Schlafzimmer. »Weil
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