Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los
(fette Zitrone) und nun auch noch das! (Supersaure Zitrone.) Mein zukünftiges Leben kann ich vergessen.
»Livi, bist du fertig?«, ruft Iris von unten aus der Küche. »Der Kakao ist fertig.«
Kakao, ach ja. Ich meine, oje. Wäre ja theoretisch nett, dass Iris morgens vor der Schule immer noch für uns alle heiße Schokolade kocht. Aber wenn man bedenkt, dass sie die seit fünfzehn Jahren (seit Tessa auf der Welt ist nämlich, da bin ich mir sicher) anbrennen lässt und wir unsere Tassen deshalb meistens nur halb austrinken, dann kann einen schon wundern, dass sie das so lange durchhält. Na ja, auf der andere Seite hält sie ja auch mit ihrer Kocherei durch …
»Livi! Komm jetzt endlich! Willst du etwa zu spät kommen?«
Ja, bitte! Kann ich vielleicht so viel zu spät kommen, dass ich gerade noch die Schulglocke zum Ende der letzten Stunde höre und direkt wieder umdrehen kann?
Ich trotte langsam die Treppe runter. Dann setze ich mich mit gesenktem Kopf an den Küchentisch. Ich bin ganz sicher ein Bild des Jammers. Aber keiner in unserer großen Familie scheint das zu bemerken.
»Alles klar, Olivia?«, fragt Cornelius freundlich, während seine Augen auf dem Bildschirm eines Laptops kleben. (Laptops am Frühstückstisch sollten verboten werden!)
»Nein«, antworte ich sterbenselend.
»Schön, schön«, meint Cornelius geistesabwesend und nimmt keinen Blick von seinen Bildern.
Was guckt er da eigentlich? Ich recke mal ein bisschen meinen Hals, was Cornelius erfreut bemerkt.
»Das ist unser nächster Sommerurlaub«, erklärt er mit zufriedenem Gesichtsausdruck. »Da geht’s ab nach Griechenland. Klasse, oder?«
Keiner am Tisch zeigt eine Reaktion.
»Kann ich noch ein Stück Pflaumenkuchen bekommen?«, fragt Kenny stattdessen mit bettelnden Augen.
»Nein«, meint Iris, »jeder hatte ein Stück. Das ist genug. Und überhaupt sollte man eigentlich gar keinen Kuchen zum Frühstück essen. Außerdem ist er alle.«
Pflaumenkuchen? Und wieso habe ich keinen?
»Iris?«
»Ja, Livi, mein Schatz?«
»Wo ist MEIN Stück Kuchen?«
»Äh, wieso? Hattest du noch keins?«
»Nein.«
»Ich hatte aber für jeden ein Stück gekauft«, mischt sich Cornelius ein, »vier Stücke Pflaumenkuchen.« Er schaut tatsächlich von seinem Bildschirm hoch und sieht sich mit gerunzelter Stirn am Tisch um.
»Oh«, macht Rema da. Sie legt eine Hand schützend vor ihren kuschelig dicken Bauch, fast als ob sie befürchtet, dass da jemand etwas wieder rausholen will, und guckt sehr betroffen. »Oje! Das tut mir leid. Ich hatte keine Ahnung, dass der Kuchen nur für die Kinder ist. Ich dachte …«
»Schon gut«, lächelt Iris, »ist ja nicht so schlimm. War ja nur ein Stück Kuchen. Livi wird ja nicht sterben, bloß weil sie morgens keinen Kuchen bekommen hat. Ist doch so, Livi?« Sie lächelt mich an, als hätte sie einen Witz gemacht.
Was, bitte, soll daran lustig sein? Was soll daran lustig sein, wenn man morgens schon wieder nur Zitronen bekommt?
»Guck mal, hier ist noch ein schönes Roggenbrötchen für dich. Ganz frisch.«
Roggenbrötchen! Und die anderen hatten Kuchen!
»Hört mal!« Cornelius ist wieder in seine Laptopbilder abgetaucht. »Wenn man jetzt im September schon bucht,
kriegt man einen Rabatt von bis zu dreißig Prozent. Das ist doch enorm!«
»Aber wir wissen doch noch gar nicht, ob wir nächstes Jahr überhaupt nach Griechenland fahren wollen «, gibt Iris zu bedenken.
»Griechenland ist mir viel zu heiß«, meint Rema, »das ist ja noch heißer als Spanien. Na ja, dann fahre ich jedenfalls wieder nicht mit.«
Cornelius sieht so aus, als ob ihn das nicht besonders stört.
»Wenn Rema nicht mitkommt, fahre ich auch nicht mit«, behauptet Kenny und drückt Remas Hand.
Rema lächelt geschmeichelt, wehrt aber trotzdem ab: »Ach – i wo! Das macht mir doch nichts aus. Ganz im Gegenteil. Da habe ich hier drei Wochen lang meine Ruhe und kann wunderbar im Garten buddeln.«
Kenny nickt verständnisvoll. »Klar, und jemand muss sich natürlich auch um Aurora kümmern.«
»Genau«, lächelt Rema zustimmend.
Cornelius reißt seinen Kopf hoch. »Wie bitte? Also, hört mal, ich möchte, dass dieser Unsinn mit dem Huhn allmählich aufhört. Das ist ja ein ganz amüsanter Witz, Renate...«, er sieht Rema vorwurfsvoll und kein bisschen amüsiert an, »...aber wir wollen es doch nicht übertreiben, ja? Kenny könnte sonst noch denken, wir meinen es ernst und würden womöglich dieses alberne Huhn als Haustier
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