Die Chaosschwestern sind unschlagbar - Mueller, D: Chaosschwestern sind unschlagbar
Verzweifelt. Dann scheint er den Atem anzuhalten. Er senkt den Blick und starrt nur noch auf das schuttübersäte Bett unter ihm.
»Malea?«, sagt Cornelius plötzlich so leise, dass ich eine ganz grässliche Gänsehaut kriege. Denn leise ist Cornelius wirklich nicht mal beim Schnarchen.
»Ja?«, hauche ich zitternd.
»Malea …« Seine Stimme wird immer leiser. Seine Augen sehen nicht mehr irre und tobend, sondern plötzlich grauenvoll traurig aus.
Mir wird ganz schlecht vor Angst.
»Malea, sag Iris … sag Iris, dass ich es nicht böse gemeint hab, vorhin. Sag ihr … sag ihr …« Cornelius dreht seinen Kopf schmerzvoll um und sieht mich direkt an. Er kippelt.
Hilfe! Kippelt er? Nein, Cornelius, nein, du darfst nicht …
»Sag ihr, dass ich sie liebe, ja? Egal, was ich vorhin gesagt hab. Und euch lieb ich auuuu …«
Er wird unterbrochen von einem gewaltigen Krachen.
Das ist der Weltuntergang, ich weiß es. Cornelius versinkt in einem Meer aus Staub und Tapetenteilen und splitterndem Holz.
»PAPA!«, schreit Kenny neben mir voller Angst. »PAPAAAA!«
»Cornelius!«, flüstere ich. »Cornelius! NEIN!«
Kenny
Wenn man sich etwas ganz doll wünscht, wird es manchmal wahr. Mit Aurora war das so. Ich wollte sooo gern ein Haustier und nun haben wir eins. Auch wenn es noch nicht so richtig gelernt hat, ein Haustier zu sein. Also, ich meine, so ein richtiges, das auch Sachen machen kann. Stöckchen holen oder so. Manchmal allerdings wünscht man sich auch was und dann passiert genau das Gegenteil. Das ist echt blöd. Heute Morgen zum Beispiel lag ich im Bett und hab mir ganz doll gewünscht, dass Mama und Papa aufhören so doof nebenan zu streiten und Mama aufhört zu schreien »Nun tu doch mal endlich was, Cornelius! Rupf doch wenigstens mal diese hässliche Tapete von der Zimmerdecke runter!«, und dass Papa stattdessen in mein Zimmer kommt und mich fragt, ob wir in den Zoo fahren wollen. Und puh, das ist überhaupt-überhaupt-überhaupt gar nicht passiert!
Malea kann schlafen, bis das Haus einstürzt, sagt Mama immer. Aber seit heute weiß ich, dass das gar nicht stimmt. Denn heute ist unser Haus eingestürzt! Und Malea hat überhaupt nicht mehr geschlafen, sondern ist schon viel früher aufgewacht! Weil es nämlich schon furchtbar laut gekracht hat die ganze Zeit vorher. So laut, dass man gar nicht mehr hätte schlafen können. Selbst wenn man gewollt hätte.
Und als das Haus dann wirklich einstürzte, stand Malea direkt daneben. Genauso wie ich.
Mann, war das aufregend!
Also – na ja – eigentlich ist nicht das ganze Haus eingestürzt. Nur das Dach. Oder – na ja – die Decke von Mamas und Papas Schlafzimmer unter dem Dach und ein paar Balken vom Dachboden mit ein paar Dachziegeln. Aber das ist alles voll ins Zimmer gekracht, obwohl Papa sich ganz doll Mühe gegeben hat, es festzuhalten. Vielleicht ist ein Mensch allein nicht stark genug, um ein Dach festzuhalten. Nicht mal Papa. Und deswegen krachte es eben runter. Und auf ihn drauf. Und Malea und ich standen im Flur und haben alles ganz genau gesehen.
»Cornelius!«, flüsterte Malea.
»Papaaa!«, schrie ich.
Und Mama kam die Treppe raufgaloppiert und schrie einfach nur: »Aaaaaaahhhhh!«
Tessa und Rema waren dicht dahinter. Aber die schrien beide nicht. Tessa sah bloß aus wie ein leicht verschimmelter weißer Joghurt und glotzte mit dicken Augen, und Rema keuchte vom Trepperauflaufen so sehr, dass sie nur röcheln konnte. Sonst hätte sie bestimmt sehr gern geschrien.
Als das Dach schließlich zu Ende eingestürzt war und Tessa begriffen hatte, dass unter dem ganzen Schutt und den Balken unser Papa lag, wurde sie noch schimmliger im Gesicht.
Rema torkelte zurück, als wäre ihr plötzlich schlecht geworden. Dann fasste sie hinter sich ans Treppengeländer und rutschte ganz langsam wie in Zeitlupe daran entlang zu Boden. Dort blieb sie auf ihrem Po einfach sitzen, sagte nicht Piep und nicht Pups und röchelte nur still weiter.
»CORNELIUS!«, brüllte Mama dafür umso lauter und sah sich panisch um.
»Papa ist da drunter«, sagte ich hilfsbereit und deutete auf den größten Haufen Bretter und Platten in der Mitte des Zimmers – für den Fall, dass Mama das nicht wissen sollte.
Mama und Malea und Tessa stürzten sich sofort wie die Blöden darauf und hatten schon fast die Hälfte des Dachs zur Seite geschmissen und der rechte Arm von Papa war schon total freigeräumt und problemlos zu sehen – was ja gut war, denn nun konnte man
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