Die Chaosschwestern sind unschlagbar - Mueller, D: Chaosschwestern sind unschlagbar

Rema eben!
    »Ähm …«, macht sie jetzt allerdings wieder leicht beunruhigt und sieht sich suchend um. »Fehlt nicht jemand?«
    Malea sieht für eine Sekunde ein klein wenig erschrocken aus und steckt schnell ihre Nase in den Kühlschrank. Mächtig geschäftig tut sie, als würde sie nach irgend etwas kramen.
    Haha, mich täuscht sie aber nicht! Sie kramt nämlich so tief drinnen, dass es dafür nur zwei Möglichkeiten gibt: Entweder versucht sie, aus ihrer Nase ein tiefgekühltes Fischstäbchen zu machen oder aber sie weiß genau, dass Livi fehlt, und drückt sich deswegen um eine Antwort. Zur Not eben tief drinnen im Kühlschrank.
    »Irgendjemand fehlt doch?«, wiederholt Rema.
    Meine Güte, als ob es Rema sonst nicht als Erste auffallen würde, wenn eine von uns fehlt! Sie muss wirklich ganz schön verwirrt sein. Wahrscheinlich bringt so ein kaputtes Dach ältere Leute echt leicht durcheinander!
    »MOOOMENT!«, schreit Rema plötzlich und springt auf. »Livi! Wo ist denn eigentlich Livi?«
    Ja, wo? Das wüsste ich auch gern!
    Aber ich bin natürlich zu vorsichtig, um zu fragen. Falls Livi irgendwo ist, wo sie gern ist. Und nicht will, dass wir das wissen. Oder keinen Ärger kriegen möchte. Falls dieser Ort, an dem sie ist, ein Ort ist, an dem Mama und Papa Livi nicht so gerne hätten.
    Hmm, das ist spannend! Welchen Ort würden Mama und Papa wohl nicht so gut finden?
    Wenn Livi nur nebenan bei Gregory wäre, hätten Mama und Papa bestimmt nichts dagegen. Der geht ja sowieso in ihre Klasse und ist den restlichen Tag ständig bei uns, weil
die beiden total dick befreundet sind. Fast so wie ich und Bentje. Und eben überhaupt gar kein bisschen so wie Tessa und ihr Knutschknutsch-Javi. Papa braucht also überhaupt nie wild zu werden. Nee, Gregory und Livi sind nicht mal so befreundet wie ich und Sinan, glaube ich.
    Oh …, Siiiinan …!!! Mann, das ist das erste Mal, dass ich nach dem Aufwachen nicht gleich an Sinan gedacht habe!
    Malea kommt mit einem Ruck wieder aus dem Kühlschrank heraus und rubbelt ihre Nase warm. Hihi, wusste ich doch, dass sie nicht wirklich wild auf Fischstäbchen im Gesicht ist!
    »Malea? Tessa? Kenny?«, fragt Rema. »Weiß jemand von euch, wo Livi ist?«
    Wir schütteln den Kopf.
    Rema seufzt leise. »Also, so geht das nicht. Was soll ich denn Iris sagen, wenn sie nach Hause kommt und nur drei von vieren sind da?«
    »Dass eine im Moment grad nicht da ist?«, schlage ich vor.
    Rema sieht mich gequält an, als hätte ich sie gekniffen, aber immerhin huscht ein kleines Lächeln über ihr Gesicht. Das erste heute.
    »Ach, ach, ach«, sagt Rema. »Kenny, was machen wir nur?«
    Och, ich wüsste da schon was! Unsere Rema backt nämlich die tollsten Pfannkuchen der Welt! Und essen muss man doch auch ab und zu mal. Auch wenn das Haus einstürzt. Wir haben ja noch nicht mal gefrühstückt! Und ich bin mir ganz sicher, dass Rema das auch findet.

Tessa
    Es ist schwer, sich auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren, wenn bei uns ständig alles drunter und drüber geht. Dabei ist es doch so wichtig, dass Dodo und ich unser Beauty-und-Flirt-Buch unauffällig weiterschreiben! (Verraten werde ich meiner Familie das nämlich noch nicht. Die sollen lieber alle von den Stühlen fallen, wenn ich ihnen das fertige Buch gedruckt auf den Tisch lege, haha! Obwohl … neulich fürchtete ich schon, dass Kenny was ahnt, weil sie mich so komisch fragte, ob ich ein Kochbuch schreiben würde. Dabei ist doch eigentlich Malea bei uns die Spionin.) Titel unseres Buches: »Tipps von Tessa-Tiara«. Mit tausend Flirt- und Schönheitstipps. Davon haben Dodo und ich nämlich wirklich Ahnung!

    Mein unüberschaubarer Haufen von kleinen Schwestern ist so unüberschaubar, dass man unmöglich alle ständig im Auge behalten kann.
    Nicht genug, dass heute unser Dach eingestürzt ist, nun ist auch noch Livi verschwunden! Wieso verschwindet die einfach? Die ist doch sonst immer da. Oder zumindest nebenan bei Gregory. Aber da ist Kenny eben schon rübergelaufen und dort ist keiner zu Hause. Jedenfalls macht keiner die Tür auf. Und wenn Gregory und Livi da wären, würden sie die Klingel bestimmt nicht überhören. So taub
sind die nicht. Wenn Livi aber nicht nebenan bei Gregory ist, wo ist sie dann?
    Als ob ich keine anderen Sorgen hätte! Wie spät ist es eigentlich inzwischen?
    WAS? Schon halb zehn? NEIN! Ich muss doch um zehn bei Petersens sein! Wie soll ich denn in einer halben Stunde eine vernünftige Gesichtspackung