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Die Chirurgin

Die Chirurgin

Titel: Die Chirurgin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Wohnungen ihre Spuren hinterlassen hatte. Er nahm das Band mit den Aufnahmen vom Tatort des Voorhees-Mordes aus dem Rekorder und legte es auf den Tisch. Widerstrebend griff er nach der letzten verbliebenen Kassette. Auf dem Etikett waren das Datum und die Fallnummer vermerkt, dazu die Worte: »Wohnung Catherine Cordell.«
    Er spielte mit dem Gedanken, es noch weiter aufzuschieben und bis zum nächsten Morgen zu warten, wenn er frisch und ausgeruht sein würde. Es war jetzt neun Uhr, und er hatte fast den ganzen Tag in diesem Zimmer verbracht. Nun saß er mit der Kassette in der Hand da und überlegte, was er tun sollte.
    Es dauerte eine Weile, bis er merkte, dass Singer in der Tür stand und ihn beobachtete.
    »Mann, Sie sind ja immer noch hier«, sagte Singer.
    »Ich habe eine Menge Material zu sichten.«
    »Sie haben sich die ganzen Videos angesehen?«
    »Alle bis auf das hier.«
    Singer warf einen Blick auf das Etikett. »Cordell.«
    »Mmh.«
    »Na los, schieben Sie es rein. Vielleicht kann ich das eine oder andere ergänzen.«
    Moore schob die Kassette in den Rekorder und drückte die Abspieltaste.
    Sie sahen die Front von Catherines Haus. Es war Nacht. Die Veranda war beleuchtet, und auch drinnen brannten alle Lichter. Er hörte, wie der Mann an der Kamera das Datum und die Uhrzeit nannte – zwei Uhr früh – und sich vorstellte. Wieder war es Spiro Pataki. Er schien als Kameramann äußerst begehrt zu sein. Moore hörte auch jede Menge Hintergrundgeräusche – Stimmen, leiser werdendes Sirenengeheul.
    Pataki machte seinen routinemäßigen Schwenk, um die Umgebung zu zeigen, und Moore erblickte eine Versammlung grimmig dreinschauender Nachbarn, die hinter dem Absperrband standen, ihre Gesichter angestrahlt von den Scheinwerfern und Blaulichtern der diversen Streifenwagen, die auf der Straße parkten. Angesichts der späten Stunde überraschte ihn das. Es musste einen ziemlichen Lärm gegeben haben, wenn so viele Nachbarn davon aufgewacht waren.
    Pataki schwenkte zum Haus zurück und ging auf die Tür zu.
    »Schüsse«, sagte Singer. »Das war die erste Meldung, die wir reinkriegten. Die Frau von gegenüber hörte den ersten Schuss, dann lange Zeit nichts und dann einen zweiten Schuss. Da hat sie den Notruf angewählt. Der erste Streifenbeamte war sieben Minuten später am Tatort. Zwei Minuten später wurde der Notarzt gerufen.«
    Moore erinnerte sich an die Frau von der anderen Straßenseite, die ihn von ihrem Fenster aus angestarrt hatte.
    »Ich habe die Aussage der Nachbarin gelesen«, sagte Moore. »Sie sagte, sie habe niemanden aus der Haustür herauskommen sehen.«
    »Stimmt. Sie hat bloß die zwei Schüsse gehört. Nach dem ersten ist sie aus dem Bett aufgestanden und hat aus dem Fenster geschaut. Und dann, vielleicht fünf Minuten später, hörte sie den zweiten Schuss.«
    Fünf Minuten, dachte Moore. Wie war die lange Pause zu erklären?
    Auf dem Bildschirm setzte die Kamera nun ihre Fahrt fort und hielt kurz hinter der Haustür inne. Moore erblickte einen Wandschrank, dessen Tür offen stand. Ein paar Mäntel an Kleiderbügeln waren zu sehen, ein Regenschirm, ein Staubsauger. Dann änderte sich der Blickwinkel, und nach einem Schwenk wurde das Wohnzimmer sichtbar. Auf dem Couchtisch standen zwei Gläser, von denen eines noch einen Rest einer Flüssigkeit enthielt, die wie Bier aussah.
    »Cordell hatte ihn hereingebeten«, sagte Singer. »Sie tranken etwas zusammen. Sie ging ins Bad, kam zurück und trank ihr Bier aus. Nach einer Stunde begann das Rohypnol zu wirken.«
    Die Couch war pfirsichfarben mit einem dezenten Blumenmuster. Moore schätzte Catherine nicht als die Art von Frau ein, die Blumenmuster bevorzugt, aber es war nicht zu übersehen. Blumen auf den Vorhängen, auf den Kissenbezügen des Sessels. Farben. In Savannah hatte sie sich mit einer Fülle von Farben umgeben. Er sah sie mit Andrew Capra auf dieser Couch sitzen und aufmerksam seinen Klagen über seine Arbeitsbedingungen lauschen, während das Rohypnol langsam durch ihren Magen in ihren Blutkreislauf sickerte. Während die Moleküle der Droge unaufhaltsam in Richtung Gehirn geschwemmt wurden. Und Capras Stimme schwächer und schwächer wurde.
    Der Rundgang, der ihnen jeden Raum so zeigte, wie ihn die Polizisten um zwei Uhr an jenem Samstagmorgen vorgefunden hatten, wurde jetzt in die Küche fortgesetzt. In der Spüle stand ein einzelnes Wasserglas.
    Plötzlich beugte Moore sich vor. »Dieses Glas da – haben Sie die DNS des

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