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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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paar Callgirls überprüfen. Mehr als zwei Typen würden dabei allerdings verdächtig aussehen. Ich bin in etwa einer Stunde wieder zurück. Wir werden uns über Funk mit Scuz in Verbindung setzen und ihm sagen, wo ihr seid. Und dann kann er euch abholen, oder wir. Inzwischen trinkt, was ihr wollt; geht alles auf Kosten des Hauses.«
    »Machen wir, Pete«, nickte Baxter.
    Während Baxter und Sam sich betranken und über Gott und die Welt faselten, und während Baxter insgeheim an den ganz gewöhnlichen Typen dachte, den er erschossen hatte, und an den mißhandelten Jungen, den er hatte sterben lassen, machte Harold Bloomguard schließlich doch noch eine weitere Nutte ausfindig.
    Als er das letzte Mal vorbeigekommen war, hatte der Cadillac Eldorado noch nicht an dieser Stelle gestanden. Dessen war sich Harold sicher. Dann sah er das weiße Mädchen aus der Bar kommen und auf den Wagen zuschlendern. Harold versuchte auf die zweite Fahrspur überzuwechseln, aber der Fahrer hinter ihm fing an, auf die Hupe zu drücken und ihn anzublinken. Harold fuhr zwei Blocks weiter, wendete und kam wieder zurück. Das weiße Mädchen war weg. Statt ihrer öffnete nun allerdings gerade eine Schwarze die Tür des silbernen Eldorado, um sich jedoch nach kurzem Nachdenken wieder umzudrehen und in die Bar zurückzugehen.
    Harold wollte zu Scuz zurückfahren, um den Sergeant zu fragen, ob er in die Bar gehen sollte. Dann dachte er jedoch kurz nach und gelangte zu dem Schluß, daß er sich die Mühe sparen konnte, da er bereits wußte, wie Scuz' Antwort lauten würde. Dann aber malte er sich in Gedanken aus, wie er gleich in seiner ersten Nacht bei der Sitte zwei Verhaftungen machen würde, und parkte seinen Wagen. Nachdem er seine Waffe, die Handschellen und den Dienstausweis unter dem Sitz verstaut hatte, schloß er den Wagen ab, wischte sich an seinem Taschentuch seine feuchten Hände ab und betrat die Bar. Wie sich auf den ersten Blick herausstellte, war der Laden nicht für weiße Kundschaft gedacht. Hinter dem Tresen wurden enorme Mengen harter Sachen ausgeschenkt, und der Barkeeper mochte es nicht, wegen irgendwelcher exotischer Drinks behelligt zu werden. Mit einer Lautstärke, die, zumindest was Harolds Ohren betraf, einige Phon über der Schmerzgrenze lag, röhrte Tina Turner aus der Musikbox. Entlang einer Seitenwand stand ein Billardtisch, um den mehrere Männer standen und den Raum mit Tabakqualm füllten. Außerdem gab es ein Hinterzimmer, in dem gespielt wurde, so daß dort neben zahlreicher Kundschaft auch der eine oder andere Beamte von der Sitte auftauchte.
    Aber die Bar strahlte Leben aus, und Harolds Erregung war nicht nur von Angst bestimmt, obwohl er feststellte, daß er – bis auf das weiße Mädchen – das einzige Bleichgesicht war. Er sah sich die Messingblonde in dem offenen, roten Satinmantel genauer an; sie saß auf einem Barhocker und preßte ihren Acht-Monate-Bauch gegen die Theke. Es waren Ehrgeiz und Neugier, aber vor allem sein jugendlicher Leichtsinn, die Harold Bloomguard veranlaßten, an einen der leeren Hocker vor dem Tresen zu treten, während die Schwarzen am Billardtisch ihr Spiel unterbrachen, herumliegendes Geld in ihren Taschen verschwinden ließen und erst wieder weitermachten, als sie sich sicher waren, daß Harold ein Freier war und kein Bulle.
    Das schwarze Mädchen, das fast in den Eldorado gestiegen wäre, saß neben der Weißen und begutachtete, wie übrigens auch der Barkeeper, Harold mit prüfenden Blicken, bis sie zu der Überzeugung gelangte, daß er nicht von der Sitte war. Dann wandte sie sich mit einem Lächeln an den bebrillten Mann: »Warum setzen Sie sich denn nicht ein bißchen zu uns?« Sie setzte sich einen Stuhl weiter nach rechts, so daß Harold zwischen den beiden Mädchen Platz nehmen konnte.
    »Warum nicht? Ist doch völlig unwichtig für mich, wo ich sitze«, erwiderte Harold mit einem Bloomguardismus, den die beiden weder zu verstehen noch zu schätzen schienen. »Was darf's denn sein, Chef?« erkundigte sich der Barkeeper, ein ergrauender Schwarzer mit einer Baßstimme, die Tina Turner problemlos übertönte.
    »Einen Martini Bombay, voll, sehr trocken, mit 'nem Schuß, bitte.« Der Barkeeper lehnte sich auf die Theke und starrte Harold wortlos an, während die zwei Mädchen näherrückten. Schließlich brummte der Barkeeper: »Ich habe schon 'ne anstrengende Nacht hinter mir. Könnten Sie nicht vielleicht was Einfacheres trinken?«
    »Gib ihm schon, was er will«,

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