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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Vorfall erfuhr, meinte er kopfschüttelnd: »Roscoe Rules kriegt doch ständig eine in die Fresse. Am besten sollte er gleich mit 'nem Gesichtsschutz herumlaufen.«
    »Na, ein richtig lauschiger Abend heute abend. Wie für uns zwei gemacht!« rief ein aufgeregter Harold Bloomguard der ersten Prostituierten zu, die er nach zwanzig Minuten entdeckte. »Was?« fragte die Schwarze leicht verwirrt und trat vorsichtig auf den Charger zu, der im Parkverbot unter einer Straßenlaterne stand.
    Sie trug eine pfefferminzgrüne Hose, die bis zu den Knöcheln hauteng saß, wo sie sich dann allerdings plötzlich weitete und über grüne Stiefel fiel. Ihr Bauch war frei, und oben trug sie ein grünes Top. Harold war sich sicher, sie schon mehrere Male gesehen zu haben, aber Scuz hatte ihm zuvor versichert, daß die Mädchen in der Regel einen uniformierten Polizisten nicht wiedererkannten, wenn er Zivil trug. Für die Prostituierten, wie im übrigen für die meisten Leute, ist ein Streifenpolizist kaum mehr als ein Dienstabzeichen und eine blaue Uniform.
    »Hallo, hallo!« säuselte Harold Bloomguard und schaltete die Scheinwerfer aus. Sein Herz sank ihm sichtlich in die Hose, als sich das Mädchen dem Wagen näherte. Sie ging in derselben Richtung, in der der Verkehr floß, damit potentielle Kunden nicht kehrtmachen mußten, womit sie möglicherweise nur eine Funkstreife auf sich aufmerksam gemacht hätten.
    »Hallo, Süßer, das ist aber ein schöner Abend heute«, lächelte das Mädchen, als sie feststellte, wie ›gut‹ Harold aussah. Aber genau in diesem Augenblick leuchtete sie von hinten ein Wagen an. Als er neben dem Charger hielt, stellte sich heraus', daß es sich dabei um einen Schwarzweißen handelte, der Harold offensichtlich einen Strafzettel wegen Falschparkens verpassen wollte und damit seinen Beitrag zur Bekämpfung der Prostitution zu leisten gedachte. Es waren Spencer van Moot und Pater Willie.
    »Guten Abend«, begann Spencer mechanisch, während die Funkstreife neben dem Charger zum Stehen kam. »Könnte ich …« Und als nächstes stellte Spencer fest, daß er in das angespannte, bebrillte Gesicht von Harold Bloomguard starrte, von dem er wußte, daß er vorübergehend an die Sitte ausgeliehen worden war.
    »Ja, Herr Wachtmeister?« Harold Bloomgard blinzelte ihm zu.
    Daraufhin sagte Pater Willie, der etwas schneller schaltete als sein Partner, laut genug, daß es auch das Mädchen hören konnte: »Wir müssen los! Ein Notruf!« Und schon fuhr er weiter.
    »Sie stehen im Parkverbot!« brüllte Spencer van Moot noch aus dem offenen Fenster zurück, während Pater Willie sich in den Verkehr einordnete. »Ich will Sie hier auf keinen Fall mehr sehen, wenn wir zurückkommen!«
    »Mach dir nichts draus, Süßer«, beruhigte das Mädchen Harold, als die Funkstreife verschwunden war. »Die wollen uns nur die Kundschaft ein bißchen verscheuchen. Die haben ja nichts zu tun, als den Leuten Schwierigkeiten zu machen.«
    »Und wenn man sie dann mal tatsächlich braucht, sind sie nicht da«, fügte Harold hinzu.
    »Genau.«
    Dann sah das Mädchen plötzlich auf, als hinter Harold ein weißer Lincoln hielt. Der hochgewachsene, sonnengebräunte Mann am Steuer winkte dem Mädchen zu. Nachdem sie ihn kurz prüfend betrachtet hatte, öffnete sie Harolds Tür und stieg ein.
    »Dieser Kerl sieht mir zu sehr nach Bulle aus«, bemerkte sie. »Manchmal leihen sie sich so 'nen richtigen großen, schicken Wagen aus und denken, damit könnten sie uns reinlegen.«
    »Ein Bulle?« wimmerte Harold Bloomguard, der sich nun als Schauspieler versuchte, als die attraktive süß duftende Prostituierte neben ihm saß. Aus der Nähe wirkte sie wesentlich weniger exotisch und bedrohlich.
    »Kein Grund zur Unruhe, Süßer. Die tun dir schon nichts.«
    »Ein Bulle?« wiederholte Harold Bloomguard. In Erinnerung dessen, was Scuz ihm auf der Fahrt zu seinem Einsatzort eingeschärft hatte, beschränkte Harold sich auf kurze, markante Sätze.
    Die Nutte tat so, als zöge sie im Rückspiegel ihren Lippenstift nach, aber in Wirklichkeit hielt sie nach einem Wagen von der Sitte Ausschau.
    »Jetzt beruhige dich erst mal, Süßer. Mach dir wegen der Polente keine Sorgen. Die zwei da eben mit dem Strafzettel? Ich habe einen Freund, der sie schmiert. Er schmiert alle Streifenpolizisten hier in der Gegend für mich, und die von der Sitte auch. Er wird uns also nicht daran hindern, uns einen netten Abend zu machen. Du brauchst dir also wirklich keine Sorgen

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