Die Chorknaben
schaltete sich das schwarze Mädchen ein. Sie war größer und schwerer als Harold, war aber aufgrund ihrer ansehnlichen Proportionen keineswegs unattraktiv.
»Ich mache ihm doch nichts vor«, erklärte der Barkeeper. »Ich habe keinen Bombay mehr.«
»J&B mit Wasser?« schlug Harold Bloomguard daraufhin vor, wobei er völlig richtig davon ausging, daß der Mann hinter dem Tresen mit dieser Bestellung keine Schwierigkeiten haben würde, wenn man bedachte, wie viele schwarze Ganoven nach J&B Scotch fragten, bevor sie einen Schnapsladen ausräumten. »Das ist schon besser«, lobte der Barkeeper. »Geben Sie den Damen auch einen aus?«
»Allerdings«, nickte Harold Bloomguard, wobei er unwillkürlich an Roscoe Rules denken mußte, der es schrecklich tuntig fand, wenn Harold ›allerdings‹ sagte.
Nachdem die drei ihre Drinks vor sich stehen hatten, legte die Blonde mit dem Acht-Monate-Bauch Harold die Hand auf den Oberschenkel und fragte: »Haben Sie Feuer?« Harold nahm ein Heftchen Zünder vom Tresen und mußte feststellen, daß er das Streichholz nicht anbekam. Er war mit den Nerven schon völlig am Ende, als ihm die Blonde die Streichhölzer aus der Hand nahm und sich die Zigarette selbst ansteckte.
Der Chorknabe fürchtete, seine Aufgeregtheit könnte ihn verraten, obwohl sie in Wirklichkeit genau den gegenteiligen Effekt hatte, da die meisten unerfahrenen Freier genauso ängstlich sind wie Harold Bloomguard.
»Ich heiße übrigens Sabrina«, stellte sich das farbige Mädchen vor, das einen sinnlich schimmernden Mund hatte.
»Und ich bin Tammy«, sagte die schwangere Blonde. Sie hatte sehr schlechte Zähne, die sie sich ziehen lassen wollte, sobald die Geburt vorüber war, sie das Kleine zur Adoption freigegeben hatte und sie wieder auf den Strich gehen konnte, um das Geld für den Zahnarzt anzuschaffen.
»Mein Name ist Harold Leekly. Ich bin vereidigter Steuerprüfer.«
»Niemand hat Sie gefragt, was Sie sind«, entgegnete Sabrina. »Warum haben Sie das gesagt? Sind Sie vielleicht von der Polizei?«
»Von der Polizei?« platzte Harold heraus. »Ha ha! Von der Polizei!?!«
Der Barkeeper mischte sich in ihre Unterhaltung ein: »Wenn dieser Heini von der Polizei ist, bin ich Astronaut.« Daraufhin legte die Blonde wieder ihre Hand auf Haralds Schenkel und ließ sie langsam höher gleiten. Als Harold merkte, daß ihm Sabrina den Arm um die Taille gelegt hatte, fing sein Bein zu zittern an. Die beiden Mädchen lächelten und tatschten ihn scheinbar zärtlich und behutsam ab, um sich zu vergewissern, daß er wirklich nicht von der Polizei war. Als dann Sabrina ihre Hand auf Harolds rechtes Bein legte, das bis dahin noch ruhig geblieben war, begann es, noch mehr zu zittern als das andere.
»Sie zittern ja wie ein Farbmischer«, bemerkte Sabrina. »Aber wir gehen ja gleich. Dann fahren wir wo hin, wo Sie sich ein bißchen entspannen können.«
»Wo sollen wir hin?« erkundigte sich Harold und hoffte, ein Schluck Scotch könnte ihn vielleicht etwas beruhigen.
»Was hältst du von unserer Wohnung, Süßer«, lächelte Tammy vertraulich und zeigte dabei ihre verrotteten Fänge. »Das macht acht Dollar, Chef«, verkündete der Barkeeper, als die Mädchen ihre Zigaretten in ihre Handtaschen packten. »Für die drei kleinen Drinks?« fragte Harold. Als sich jedoch der Barkeeper hinter dem Tresen drohend aufrichtete und auf Harold herabstarrte, beeilte sich der Chorknabe hinzuzufügen: »Aber ja, allerdings, die Drinks waren wirklich vorzüglich, doch!« Harold gab fünfzig Cents Trinkgeld, die mit einem verächtlichen Grunzen entgegengenommen wurden, und folgte den Mädchen nach draußen, wobei er an Scuz' Warnung dachte, auf keinen Fall mit einer Prostituierten auf ihr Zimmer zu gehen, da dies mit erheblichen Risiken verbunden war. Er wünschte, die Mädchen hätten ihr Angebot bereits gemacht, aber da dies nicht der Fall war, entschloß er sich, ein wenig nachzuhelfen.
»Übrigens, was habt ihr eigentlich zu bieten, wenn wir dort hinfahren, wo ihr hin wollt?«
»Wieso hast du es denn so eilig, du schnuckeliger, blauäugiger kleiner Lauser«, lächelte Sabrina, während sie die Schlüssel für den Cadillac aus ihrer roten Lederhandtasche fischte.
»Kann ich bei euch mitfahren?« fragte Harold, während er bereits verzweifelt nachdachte, welche Ausrede er bringen könnte, damit er das nicht mußte.
»Nee, fahr in deinem Wagen hinterher«, antwortete Sabrina. »Gut«, nickte Harold erleichtert. »Aber ich
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