Die Chorknaben
handelte.
»Wir kommen ja mit Ihnen, aber Sie werden doch wohl einer schwangeren Frau nicht diese Dinger da anlegen wollen?« meinte Sabrina, als die drei neben dem Cadillac auf dem Gehsteig standen.
Harold Bloomguard dachte kurz nach und entschied, die Sache nicht weiter auf die Spitze zu treiben, nachdem sich die beiden so anständig benahmen. Er steckte die Handschellen wieder an seinen Gürtel zurück. »Also gut, aber machen Sie keine Dummheiten.« Während sie nun im Dunkel auf Harolds Wagen zugingen, überkam Harold wieder einmal diese Traurigkeit. »Sie sind doch beide noch so jung«, meinte Harold. »Ich möchte wetten, Sie sind beide noch nicht über fünfundzwanzig.« Als die bedauernswerten Straßenmädchen keine Antwort, gaben, fuhr Harold fort: »Sind Sie schon mal verhaftet worden?«
»So ungefähr dreißigmal«, gab Sabrina bereitwillig Auskunft. »Und ich an die vierzigmal«, fiel Tammy ein. »Oh«, wußte Harold darauf nur zu sagen. Und dann versuchte er, sie etwas aufzuheitern: »Mir bleibt leider keine andere Qual, als Sie zu verhaften.« Und dann fügte er hinzu: »Es tut mir leid, für Sie und für das Baby und überhaupt.«
»Wieso?« fuhr ihn Tammy an, während sie sich mit einem Taschentuch die Tränen abtupfte. »Von Ihnen ist das Kleine doch nicht. Sie haben ja nicht mal einen hochgekriegt, als ich an Ihrem Schwanz rumgespielt habe.«
»Das liegt keineswegs daran, daß ich Sie beide etwa unattraktiv finde«, tröstete sie Harold. »Es ist nur, daß ich bei …« Und dann fing Sabrina an, zu stöhnen, und das Stöhnen wurde zu einem Heulen und schließlich zu einem fürchterlichen Kreischen. »HHHHHIIIIIIIL-FE!« Sabrina ergriff Tammys Hand, und dann legte auch die Blonde los: »HHHHHHIIIIIIIIIILFE! Wir werden vergewaltigt!«
»Lassen Sie diesen Blödsinn!« befahl Harold Bloomguard, aber sie hörten nicht auf ihn. Harold sah sich nach den umliegenden Häusern im Dunkeln um und sagte: »Sie wissen, daß Sie sich damit einer Verhaftug widersetzen.«
»HHHHHHHIIIHIIIIILFE! Wir werden vergewaltigt!« brüllten die zwei Prostituierten daraufhin gemeinsam weiter, und dann begannen sie, Hand in Hand in Richtung Oxford loszulaufen. Lichter gingen an. Türen öffneten sich. Eine Frau streckte den Kopf aus einem Fenster.
»Ich bin von der Polizei«, gab ihr Harold Bloomguard zu verstehen, worauf sie das Fenster schloß.
Dann warf sich Harold die zwei Handtaschen über die Schulter und rannte hinter den zwei Frauen her. Er machte sich nicht sonderlich Sorgen, da er sie leicht einholen konnte.
Er fragte sich nur, was sie als nächstes tun würden, und wünschte gleichzeitig, er wäre nicht so vermessen gewesen, gleich zwei schnappen zu wollen.
Dann passierte etwas Seltsames. Die zwei Prostituierten hielten ihren Vorsprung, als sie in die Fourteenth Street einbogen und auf die andere Straßenseite überwechselten. Sie riefen immer noch um Hilfe. Inzwischen machte sich Harolds Herz bemerkbar, aber er legte trotzdem einen kleinen Zwischenspurt ein, um sie einzuholen. Als Tammy sich umwandte und ihn näher kommen sah, schoß sie auf die Veranda des nächsten Hauses zu.
»Hilfe! Hilfe!« schrie Tammy und hämmerte mit der einen Hand auf die Tür ein, während sie sich mit der anderen den Bauch hielt.
Ein etwa fünfundsechzigjähriger weißer Mann öffnete die Tür. Er zog seine Hose hoch und fummelte an seinem Bademantel herum.
»Was ist denn los?« fragte er und schaltete das Licht an. »Helfen Sie uns!« flehte Sabrina, die völlig außer Atem neben Tammy auf der Veranda stand.
Harold versperrte den Aufgang zur Veranda und hielt sein Dienstabzeichen hoch, so daß der Mann es sehen konnte. »Ich bin von der Polizei!« keuchte er. »Rufen Sie bitte die Polizei und geben Sie Ihre Adresse an!«
»Glauben Sie ihm nicht!« redete Tammy auf den Mann ein und stützte sich auf das Geländer der Veranda. »Bitte, helfen Sie mir. Ich bekomme doch ein Kind!«
»Ich fordere Sie auf, sofort die Polizei zu verständigen!« drängte Harold Bloomguard.
»Aber Sie haben doch gerade gesagt, Sie sind die Polizei«, meinte der alte Mann und sah von einem zum anderen, während er sich sein stoppeliges Kinn kratzte.
»Ich forderte Sie dazu auf!« versuchte es Harold Bloomguard mit mehr Nachdruck.
»Jetzt aber erst mal langsam, junger Freund; das hier ist immer noch mein Haus!« schaltete der Mann auf stur.
»Fred, komm wieder rein und laß diese Irren!« ertönte aus dem Innern eine schrille Stimme.
In
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