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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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diesem Augenblick ergriff Sabrina Tammys Hand, und die beiden Mädchen drängten sich an Harold vorbei, um den Gehsteig entlang wieder zurückzulaufen, woher sie gekommen waren.
    »Ich fordere Sie hiermit auf, Hilfe für mich anzufordern, Fred!« brüllte Harold Bloomguard über seine Schulter zurück, als er sich umwandte und den Mädchen hinterherrannte.
    »Sind Sie nun von der Polizei oder nicht? Bleiben Sie doch noch ein wenig hier, damit ich mitbekomme, was hier nun eigentlich gespielt wird!« antwortete der enttäuschte alte Mann, Harold Bloomguard mußte sich jetzt aber auf die zwei Straßenmädchen konzentrieren, die inzwischen ein Haus passiert hatten, in dem fünf junge Schwarze in der Küche Karten gespielt hatten und nun durch den Aufruhr auf der Straße ins Freie gelockt wurden.
    Die jungen Kerle lachten, als die Mädchen an ihnen vorbeihasteten. Der größte von ihnen versperrte den Gehsteig, leerte die Flasche in seiner Hand in einem Zug und schlug dann damit spielerisch gegen seine Handfläche. Harold Bloomguard blieb stehen.
    »Weswegen rennen Sie denn den kleinen Mädchen da nach, hm?« wollte der junge Bursche wissen.
    Harold Bloomguard hechelte und keuchte und gab nicht klein bei. Er griff nach seinem Dienstabzeichen und stieß hervor: »Ich bin von der Polizei. Lassen Sie mich vorbei.« Als darauf die anderen in Lachen ausbrachen, sagte der Lange: »Das ist doch gar kein richtiges Abzeichen. Woher soll ich wissen, wer Sie wirklich sind? Ich würde sagen, Sie verziehen sich lieber mal, mein Freund, und lassen die Mädels in Frieden.« Plötzlich überkam Harold Bloomguard maßlose Wut. »Na gut, du Arschloch, dann bin ich eben nicht von der Polizei.« Und damit zog er seine Kanone und richtete sie auf den Mund des jungen Schwarzen. »Ich bin ein Sexualverbrecher! Und was willst du jetzt gegen mich unternehmen, du Klugscheißer!«
    »Jetzt glaube ich langsam tatsächlich, daß Sie von der Polizei sind«, grinste der junge Bursche, ließ die Flasche fallen und trat beiseite, so daß Harold seine Verfolgungsjagd wieder aufnehmen konnte, wobei er von nun an von dem wilden Gejohle und Gepfeife der jungen Schwarzen begleitet wurde.
    Die Mädchen rannten inzwischen den Pico Boulevard hinunter und versuchten, die Western Avenue zu erreichen. Ihre Handtaschen immer noch über seine Schulter geschwungen, in seiner Rechten den Revolver, der Hemdzipfel immer noch aus dem Hosenlatz hervorstehend, mußte Harold jetzt schon einen Zahn zulegen, wenn er die Mädchen noch einholen wollte. Sabrina rannte auf die Straße hinaus und stürzte verzweifelt auf einen Wagen zu, der angesichts der beiden aufgelösten Mädchen seine Fahrt verlangsamt hatte. Sie riß die Tür auf und redete auf den Fahrer ein, als Harold sie erreichte. Er packte sie am Haar und riß sie rücklings zu Boden, als er ausglitt und in die Knie ging.
    Zwei Frauen, die in einem grünen Oldsmobile vorbeifuhren, fingen an, hysterisch zu kreischen, und ihr Wagen kam unter lautem Quietschen zu einem abruptem Halt, während Harold mit seinem Revolver und den Handtaschen zu kämpfen hatte. »Ich bin von der Polizei!« brüllte Harold ihnen zu und dachte dabei, daß es wohl so ziemlich das einzige war, was die Leute von der Sitte taten – nämlich den Leuten zu sagen, daß sie von der Polizei waren.
    Während Sabrina sich wieder aufrappelte, stand Tammy schwankend und erschöpft nach Atem ringend am Straßenrand und starrte erschöpft ins Leere. Dann rannte Sabrina auf Tammy zu, packte sie am Ärmel ihres Mantels, und die beiden hetzten weiter die Straße hinunter.
    Harold folgte ihnen; die Passanten waren verschwommene Gestalten und Gesichter, die an ihm vorbeiflogen. Und er hörte alle möglichen unzusammenhängenden Geräusche, während er sich den Schweiß aus den Augen wischte. Schließlich erreichte er an der verkehrsreichen Kreuzung die beiden Mädchen. Sabrina wirbelte herum und schlug verzweifelt auf Harold ein. Sie verfehlte ihn jedoch, und ihre Hand krachte gegen die Bretterwand eines Zeitungskiosks. Mit einem lauten Aufschrei drehte sie sich wieder um, aber Harold erwischte sie wieder am Haar. Aber Sabrina riß sich los, und Harold wurde plötzlich ganz heiß, als sie auf die Straße stürzte und dann auf allen Vieren zehn Meter auf die Mitte der Kreuzung hinauskroch, wo sie; auf dem Bauch liegenblieb; ihr Kleid war dabei ihren nackten Hintern hinaufgerutscht.
    Daraufhin humpelte auch Tammy mit dem Mut der Verzweiflung auf die Fahrbahn. Sie

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