Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
Vom Netzwerk:
verlangt?«
    »Tut mir leid, Scuz.«
    »Es gibt einige Sergeants von der Sitte in dieser Stadt, die Ihnen auf die Schulter klopfen würden und Ihnen eine Empfehlung in Ihren Personalbogen setzen ließen, weil Sie diese zwei Straßenmädchen gestellt haben. Aber zu denen gehöre ich nicht! Für diese zwei kleinen Flittchen sein Leben zu riskieren! Ich habe Sie wirklich für etwas schlauer gehalten!« Und dann schlurfte Sergeant Scuzzi durch sein Büro, wobei er immer wieder auf die Enden seiner Schnürsenkel trat. Harold saß mit den anderen zwei Neuzugängen still da. Sam Niles und Baxter Slate konnten in ihrem Suff kaum mehr gerade sitzen, nachdem sie in dieser Bar bei freien Getränken drei Stunden auf Scuz und Harold Bloomguard gewartet hatten, die jedoch währenddessen Wichtigeres zu tun gehabt hatten.
    »Schmeißen Sie mich jetzt raus?« fragte Harold kleinlaut. »Eigentlich sollte ich euch alle drei zum Teufel jagen. Sie wären um ein Haar ums Leben gekommen und diese zwei sauberen Herren haben sich randvoll mit Bourbon vollaufen lassen.«
    »Ich habe aber doch Scotch getrunken, Scuz«, berichtigte Sam Niles, der seinen Kopf zwischen den Händen hält.
    »Halten Sie bloß das Maul, Niles!« knurrte Scuz und steckte sich seine Zigarre wieder an, die inzwischen so zerkaut war, daß der Tabak in Fetzen runterhing und die einzelnen Brösel über seine Lippen und sein Kinn verteilt waren.
    »Also gut, ihr drei seid in Zukunft etwas vorsichtiger, ja? Sie brauchen auf jeden Fall jemanden, der auf Sie aufpaßt, Bloomguard. Ich werde Sie persönlich beaufsichtigen. Sorgen Sie dafür, daß Sie die paar Wochen hier bei uns lebend überstehen. Und Sie Slate, und das gilt auch für Niles, Sie halten sich künftig, was Ihren Alkoholkonsum betrifft, etwas im Zaum, haben Sie mich verstanden?«
    »Jawohl, Sergeant«, erwiderte Baxter Slate. Er saß stocksteif auf seinem Stuhl und versuchte, auf diese Weise Sergeant Scuzzi zu überzeugen, daß er stocknüchtern war.
    »Sie sind ja schlimmer als kleine Kinder«, schimpfte Scuz weiter und schüttelte den Kopf, während die drei Chorknaben betreten die Köpfe einzogen. »Und noch etwas, Slate und Niles, ich würde gern wissen, woher Pete Zoony diese Abschürfung im Gesicht hat. Er hat doch mit euch beiden auf diesem Scheißhaus den Schwulen aufgelauert, oder nicht?«
    »Ja, Sergeant«, antwortete Baxter Slate brav.
    »Nennen Sie mich nicht immer Sergeant.«
    »Ja, Scuz«, verbesserte sich Baxter Slate, der inzwischen Mühe hatte, nicht auf den Tisch vor ihm zu kotzen.
    »Eine Menge nebuloser Angelegenheiten«, polterte Scuz weiter. »Also gut, Sie drei können jetzt nach Hause gehen und sich ausschlafen. Ich möchte, daß Sie morgen abend fit sind. Wir heben vielleicht einen Pokerring aus. Und ich werde persönlich dabei sein, um mich zu vergewissern, daß ihr auch keine Dummheiten macht!« Dann gingen die drei Chorknaben. Draußen auf dem Parkplatz übergab sich Baxter endlich, woraufhin er sich wesentlich besser fühlte. Auch Sam stellte fest, daß seine Kopfschmerzen allmählich verflogen. Harold strahlte übers ganze Gesicht, weil er in seiner ersten Nacht bei der Sitte bereits drei Prostituierte geschnappt hatte. Eigentlich wollten sie noch zur Singstunde gehen, fanden es dann aber doch besser, Scuz' Rat zu befolgen. Schließlich konnten sie es aber doch nicht lassen, kurz im Park vorbeizuschauen, ob nicht vielleicht noch ein paar Chorknaben da waren.
    »Fahr über den Pico und die Western«, verlangte Harold, als Baxter in seinem Volkswagen in Richtung Park losfuhr. Er war keineswegs so nüchtern, wie er dachte.
    »Wieso?«
    »Ich will euch nur kurz zeigen, wie weit ich gerannt bin«, meinte Harold.
    »Wen soll das denn interessieren?« brummte Sam Niles, der es bereits bereute, noch zur Singstunde mitgekommen zu sein. »Jetzt stellt euch nicht so an. Ich will's euch doch nur kurz zeigen«, bettelte Harold, worauf Baxter verständnisvoll lächelte und nickte: »Klar, Harold.«
    Als sie die Kreuzung erreichten, bestand Harold darauf, daß sie den Block umfuhren. Und er erzählte dem interessierten Baxter Slate und dem desinteressierten Sam Niles, wie die wilde Jagd ihren Anfang genommen hatte. Er zeigte ihnen Freds Haus und die Stelle, wo er den jungen Schwarzen mit dem Revolver bedroht hatte.
    »Es ist schon ein Jammer, wenn man für die Sitte arbeitet«, meinte Harold. »Diese Mädchen waren noch so jung. Alle Mädchen, die ich heute nacht geschnappt habe, waren noch ganz

Weitere Kostenlose Bücher