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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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für einen Akt? Haben sie gevögelt?«
    »Nee. Sie peitscht den Kerl aus!«
    »Nicht schlecht«, stieß Harold Bloomguard zwischen den Zähnen hervor. »So eine Verhaftung ist mir ganz sicher bis jetzt noch nicht geglückt. Sex, Geld. Wir haben sie wegen Prostitution. Und ihn auch. Halt, gilt Auspeitschen eigentlich als sexueller Akt?«
    »Ich würde schon sagen«, meinte Sam Niles, wobei er sich seine Mütze aufsetzte und seine Brille wieder auf die Nase schob. »Oder etwa nicht?«
    »Ich weiß nicht so recht. Ich jedenfalls habe von so was bis jetzt noch nicht einmal geträumt«, meinte Harold Bloomguard, der sich jedoch sic her war, daß er das tun würde, sobald er später in dieser Nacht zu Hause in seinem Bett liegen würde. »Los, machen wir schon. Wir haben sie«, drängte Sam. »Wir warten einfach, bis der Kerl rauskommt …«
    »Können wir nicht einfach klopfen. Ich habe keine Lust, die ganze Nacht hier herumzustehen. Außerdem habe ich den ganzen Tag noch nichts gegessen.«
    »Also gut, fangen wir an. Inzwischen sind die beiden vermutlich sowieso fertig. Außer der Kerl hat vor, sich von ihr zu Tode prügeln zu lassen.«
    Während Harold sich mit dem Rücken an die Wand lehnte, klopfte Sam Niles an die Tür. Da keine Reaktion erfolgte, klopfte er ein zweites Mal und sagte: »Miß Summers!« Daraufhin hörten sie aufgeregte Schritte und eine Frauenstimme, die in inzwischen sanftem, aber leidenschaftlichem Ton fragte: »Wer ist da?«
    »Der Hausmeister, Miß Summers. Eine Gasleitung auf dieser Etage hat eine undichte Stelle, Ma'am. Wir evakuieren das ganze Haus.« Die Tür ging ein paar Zentimeter auf, und bevor Gina Summers sie wieder zuknallen konnte, hatte Sam Niles sie mit seinen breiten Schultern bereits aufgedrückt, so daß das nackte Mädchen gegen die Wand zurückgeschleudert wurde. »Hey, was soll das?« protestierte sie, während die beiden Polizisten an ihr vorbei in die Wohnung stürmten.
    »Gehen Sie eben mal mit meinem Partner da rein, während ich mich mit Ihrem Freund unterhalte«, forderte Sam Niles sie auf und raste den Flur entlang, um den anderen Beteiligten an diesem Akt der Prostitution zu verhaften.
    Und dann stand er im Schlafzimmer dem Freier, der gerade in seine Hose schlüpfte, von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Er zitterte am ganzen schweißüberströmten Körper, das Gesicht kreidebleich.
    »Baxter!« stieß Sam Niles entsetzt hervor und erstarrte mitten in der Bewegung, während Baxter Slate, sein bis zur Taille nackter Körper glänzend von Schweiß, vor ihm stand.
    Als nächstes hörte Sam, wie Gina Summers Harold Bloomguard drohte, ihn wegen einer unrechtmäßigen Verhaftung zu belangen, während Harold besänftigend nickte und auf ihre nackten Brüste schielte.
    Sam Niles schloß die Schlafzimmertür, woraufhin Baxter Slate ans Fenster trat, hinaussah und nur mit Mühe ein Schluchzen unterdrücken konnte. Sam Niles starrte auf die häßlichen, blutigen Striemen auf Baxters Rücken, die bereits anzuschwellen begannen, und fragte seinen Kollegen: »Warum hast du das getan, Baxter?« Dann setzte sich Sam in einen Sessel. Er konnte es einfach nicht glauben. Er nahm seine Mütze ab, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und sah seinen Freund an, der sich mit seinem Hemd das blasse, verschwitzte Gesicht abtrocknete und unablässig aus dem Fenster starrte.
    »Warum?« stöhnte Sam Niles, ohne seine Blicke von Baxters wundem Rücken abwenden zu können.
    »Was ist denn, Sam?« rief Harold Bloomguard von draußen. Gina Summers verlangte inzwischen, ihren Anwalt zu sprechen.
    Sie machte jedoch keinerlei Anstalten, ans Telefon zu gehen oder an den Wandschrank zu treten, wo zusammen mit ihren Kleidern ihre Peitschen und Stiefel und die exotische Unterwäsche untergebracht waren. Harold Bloomguard erklärte ihr weiterhin geduldig die Umstände der Verhaftung, während sie, die Hände in die Hüften gestemmt, nackt vor ihm stand. »Ich dachte, wir würden gar nicht mehr für die Sitte arbeiten, Sam«, begann Baxter schließlich mit einem hilflosen Grinsen, das nicht annähernd an ein Baxter-Slate-Lächeln heranreichte. Er trat ans Bett und setzte sich, seinen wunden Rücken immer noch seinem Freund zugewandt.
    »Warum?« konnte Sam Niles nur stupide wiederholen.
    »Warum?«
    »Ich weiß es auch nicht, Sam.«
    »Weiß sie denn, daß du von der Polizei bist?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    Seufzend steckte sich Sam Niles eine Zigarette an und wandte sich von Baxter Slates gepeinigtem

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