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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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hoffen.«
    »Wirklich schade, daß du bei der nicht gelandet bist.«
    »Dabei hätte es sic her geklappt, wenn dieser Scheißanwalt nicht alle fünf Minuten mit seiner dicken Brieftasche durch die Luft gefächelt hätte. Wenn einer damit anfängt, habe ich wirklich keine Chance mehr.«
    »Aber sonst hat er doch keine Vorzüge aufzuweisen gehabt«, bemerkte Francis.
    »Ich möchte wetten, daß sich mit der was geschoben hätte, wenn ich mit ein paar Fünfzig-Dollar-Scheinen herumgewedelt hätte.«
    »Wenn du dafür zahlen mußt, macht's doch nicht wirklich Spaß.«
    »An dem Abend hätte ich auch gezahlt. Ich kann dir sagen, die Alte ist mir schon ganz schön an die Hose gegangen.«
    »Klar.«
    »Das habe ich dir doch schon erzählt, oder nicht?«
    »Ach was, das hast du dir doch in deinem Suff wieder mal nur eingebildet, Calvin. Ich würde an deiner Stelle lieber mal zusehen, daß du endlich aus dieser Johnny-Walker-Flasche rauskommst, in der du lebst.«
    »Jetzt hör mal gut gut zu, du schlitzäugiger kleiner Eierkopf;, wenn ich dir sage, daß sie mir unter dem Tisch schon mächtig die Eier massiert hat, dann ist das so. Verstanden?«
    »Du warst doch an dem Abend schon so zu, Calvin, daß du nicht mal bei der Drachenlady 'nen Steifen gekriegt hättest.«
    »Jetzt wirst du gemein, Francis.«
    »Ach was, Calvin, ich meine es doch nur gut mit dir.«
    Calvin Potts funkelte Francis Tanaguchi wütend an und wäre fast nicht mehr rechtzeitig auf die Bremse getreten, um nicht einen halb auseinandergefallenen, zehn Jahre alten Pontiac zu rammen, der von der Auffahrt zu Elmer's Barbecue Kitchen auf den Adams Boulevard geholpert war.
    »Paß doch auf, du Holzkopf!« brüllte Calvin den Fahrer des Pontiac an, der ein verängstigtes Lächeln aufsetzte und seine mächtigen, schwieligen Arbeitshände nervös ums Lenkrad krampfte, so daß seine Knöchel wie Walnüsse hervortraten. »Huuu-iii!« stieß der Fahrer des Pontiac zwischen den Zähnen hervor und hielt auf der rechten Fahrspur an, um auf weitere Anweisungen von dem Streifenwagen zu warten, der neben ihm hielt.
    »So ein verdammter, aus Mississippi transplantierter Scheißnigger«, stöhnte Calvin, während er das Rotlicht einschaltete und überlegte, ob er erst den Ehezwist schlichten oder einen Strafzettel ausstellen sollte.
    Francis nahm ihm die Entscheidung ab. »Ich bin dran, Calvin.«
    »Also gut, dann stell du ihn aus.«
    »Ich will ihm aber keinen verpassen, Calvin. Der Bursche sieht nicht so aus, als ob er sich das leisten könnte.«
    »Dann schreib' ich ihn eben aus.«
    »Aber ich bin doch dran. Dann verzichte ich eben auf meinen Strafzettel. Den nächsten kannst dann du wieder ausstellen.«
    »Tut mir leid, Officer«, entschuldigte sich der Fahrer des klapprigen Pontiac, als der schwarze Polizist ihn böse anstarrte. »Ich bin diesen Verkehr in Los Angeles einfach nicht gewohnt. Ich komme vom Land draußen rein.«
    »Dann fahr doch besser einen Traktor, Arschloch!« fluchte Calvin, stellte das Rotlicht ab und raste zu ihrem Auftrag in der Adams/Ecke Cloverdale los, wo sie zwei schwarze Frauen in Schürzenkleidern und Plastiksandalen sahen, die sich vor einer Bar stritten.
    »Haben Sie uns rufen lassen?« fragte Francis und setzte seine Mütze auf, während Calvin nur den Kopf schüttelte und den zwei Frauen und Francis mit der Mütze in der Hand nach drinnen folgte. Dort fanden die zwei Polizisten vier weitere Teilnehmer an der Auseinandersetzung, die sich alle mehr oder weniger gegen eine dralle Mulattin in den Dreißigern verbündet hatten, die an einem Ecktisch saß, einen Milchshake schlürfte und Dörrfleisch kaute.
    »Das ist das Luder, das schuld ist an allem, Officer«, erklärte die dickere der beiden Frauen, die sie nach drinnen geführt hatten.
    »Ja, du Miststück«, schimpfte die andere los, bevor die Mulattin etwas erwidern konnte. »Sie hat mit meinem Onkel zusammengelebt. Und der ist vor kurzem gestorben, und jetzt will sie sich um die Beerdigung kümmern. Und sie glaubt, sie würde das Haus kriegen – und den Wagen, weil dieser alte Mann, der nicht für fünf Pfennig Hirn gehabt hat, irgend so eine blöde Erklärung abgegeben hat, die sie für ein Testament hält.«
    »Sie hat das ganze Geld meines Onkels für Wein und Bier ausgegeben«, bemerkte ein knochiger Gast am Tresen.
    »Wofür hast du denn die Knete von deinem Onkel ausgegeben, du Dreckskerl?« begehrte die Mulattin auf, um sich dann an Francis zu wenden. »Wir haben rechtmäßig

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