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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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gemacht haben. Aber ich kenne trotzdem noch jede Menge Einbrecher. Wollen Sie einen Einbrecher, Officer …?«
    »Bloomguard.«
    »Officer Bloomguard, ja. Wollen Sie einen Einbrecher, Mister Bloomguard?«
    »Wieso wollen wir die Sache nicht wenigstens mal versuchen, Sam?« wandte sich Harold an Sam Niles, als dieser gerade dabei war, den Mexikaner auf den Rücksitz des Funkstreifenwagens zu bugsieren.
    »Und Tricks weiß ich, kann ich Ihnen sagen. Mann, ich könnte Ihnen ein paar Tricks beibringen. Von mir könnten Sie wirklich noch was lernen, Mister Bloomguard. Ich treibe mich nun schon vierzig Jahre auf dieser Welt rum. Ich fixe schon, seit ich fünfzehn bin, und wie Sie sehen, bin ich immer noch am Leben. Wissen Sie zum Beispiel, wie Sie einen Fixer erkennen können, selbst wenn ihm nichts fehlt? Suchen Sie nach Brandlöchern in seinen Kleidern und nach Blasen an seinen Fingern. Wenn so 'n Kerl auf einen Schuß wartet, wird er sich halb zu Tode brennen, wenn er 'ne Zigarette raucht. Das ist doch kein schlechter Tip, oder?«
    »Nicht übel«, nickte Harold Bloomguard. »Sam, laß mich doch wenigstens kurz mit ihm reden.« Angewidert ließ Sam Niles seine Arme sinken, schleuderte seine Mütze auf den Vordersitz und setzte sich auf den vorderen Kotflügel des Streifenwagens, während der Fixer Harold Bloomguard von seinem jämmerlichen Leben und seiner eifersüchtigen Wut auf eine Freundin erzählte, die ihn hereingelegt hatte.
    »… und dieses Luder kann was erleben, Mister Bloomguard. Ich werde in dem Haus, in dem sie wohnt, in der Eingangshalle auf sie warten, und wenn sich ihr neuer Macker ins Haus schleicht, werde ich ihm heimlich nachgehen. Ich werde ihm mit 'nem Schraubenschlüssel eins über die Rübe ziehen, und dann schleppe ich ihn in den Besenschrank und zieh' ihm seine Hose runter und ficke ihn! Ja! Und dann werde ich seinen versohlten, durchgefickten Arsch vor die Tür meiner Alten schleppen und klingeln, und wenn sie dann an die Tür geht, werde ich sagen: ›Hier, du Miststück! Hier hast du deine Freundin!‹«
    »Der Kerl hat echt Stil!« wandte sich Harold Bloomguard an Sam Niles, der erwiderte: »Ja, wirklich. Das muß man ihm lassen. Laden wir ihn doch zu 'ner Singstunde ein, Harold.«
    »Und noch was, Officer. Weil Sie so nett waren, mir zuzuhören, werde ich Ihnen weitere Scherereien ersparen. Wissen Sie was? Soll ich Ihnen die Wahrheit sagen? Ich bin mir nicht mal sicher, ob Sie mich überhaupt einlochen können. Und wissen Sie, warum?«
    »Warum?« fragte Harold Bloomguard, während Sam Niles inzwischen so weit wahr, daß er am liebsten den Fixer und Harold Bloomguard mit einem kräftigen Tritt in den Hintern in den Wagen befördert hätte.
    »Weil ich glaube, daß mich dieser Scheißkerl, von dem ich das Zeug habe, reingelegt hat. Dieses Schwein hat nämlich schon öfter versucht, einem reinen Milchzucker anzudrehen; und er hofft dann, daß er einem ein paar Tage lang nicht in die Quere kommt. Der Kerl ist schon so am Ende, daß er für ein bißchen Knete alles tun würde.«
    »Sie glauben also, das ist Milchzucker?« erkundigte sich Harold und zog das Tütchen aus seiner Hemdtasche, während Sam Niles aufstand, seine Zigarette austrat, seine Stahlrandbrille zurechtrückte und sagte: »Harold, los, fahren wir.«
    »Ja, ich glaube, daß es wahrscheinlich Milchzucker ist«, nickte der Fixer. »Und Sie werden mich laufen lassen müssen, sobald Sie auf der Wache Ihre Tests gemacht haben. Probieren Sie's doch mal. Ich glaube, es ist reiner Zucker.«
    »Harold!« warnte Sam Niles, als Harold Bloomguard das Tütchen neugierig öffnete, jedoch nicht, ohne sich vorher vergewissert zu haben, daß die Hände des Giftlers durch die Handschellen auf seinem Rücken sicher aneinandergekettet waren.
    »Harold!« Sam Niles trat einen Schritt vor, während Harold gerade seinen Finger mit der Zunge befeuchtete, um damit etwas Zucker zu stippen. Und gleichzeitig machte der Mexikaner sein Versprechen war, Harold ein paar Tricks beizubringen. Der Süchtige blies das Gramm Heroin auf dem auseinandergefalteten Stückchen Papier in Harolds Handfläche in die Luft, so daß Sam Niles mitansehen konnte, wie der weiße Staub in das Gras zu seinen Füßen niederrieselte.
    »Mein Gott«, stöhnte Harold Bloomguard auf und sank in die Knie, um verzweifelt Grashalme auszureißen und nach dem Beweismaterial zu suchen, das der Süchtige eben weggepustet hatte.
    Für einen Augenblick hielt der Fixer seinen Atem an, als Sam

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