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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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von einer Hepatitis erholt, die er sich von einer Art Gemeinschaftsartillerie zugezogen hatte, die in einem Schießstand in East Los Angeles von Drücker zu Drücker weitergereicht wurde. »Der Kerl dort drüben hat sicher 'nen Schuß nötig«, brummte Sam Niles, während er den Funkstreifenwagen auf der falschen Straßenseite an den Straßenrand lenkte.
    Noch bevor der Süchtige sie überhaupt bemerkte, war Harold schon aus dem Wagen. Der Fixer wandte sich um und wollte weggehen, aber Sam holte ihn rasch ein, packte ihn am Ärmel seines Hemds und schleuderte ihn Harold in die Arme.
    »Halt dich schön still, und laß dich von meinem Partner abklopfen«, forderte Sam Niles den Mann auf, der mit dem unvermeidlichen »Was, ich?« antwortete.
    »Meine Fresse«, stöhnte Sam Niles. »Wer denn sonst?« Als Harold damit fertig war, ihn an der Vorderseite vom Hals bis zu den Knien abzutasten, und sich dem Rücken zuwandte, versuchte der Fixer eine, wie er dachte, schnelle Bewegung zu seinem Gürtel zu machen, wurde aber von Sam Niles in den Polizeigriff genommen und hochgehoben, so daß er nur noch auf den Zehenspitzen stehen konnte und so ziemlich vergaß, was ihm sonst noch alles weh tat.
    »Hey, jetzt aber mal langsam, verdammt!« brüllte der Giftler.
    »Ich hab' dir doch ausdrücklich gesagt, keine raschen Bewegungen, Freundchen.« Sam preßte seinen Arm um den Hals des Mexikaners und übte gerade soviel Druck auf die Halsschlagader aus, um ihm zu demonstrieren, daß das farb- und geruchlose Luftgemisch, das er einatmete, sogar noch süßer und kostbarer sein konnte als die weiße, kristalline Chemikalie, mit der er sich seit zwanzig Jahren seine Arme und Hände und Beine und seinen Hals und seinen Penis vollgepumpt hatte. »Ich hab's, Sam.« Harold riß ein kleines Papiertütchen vom Gürtel des Fixers, wo es mit Klebstreifen befestigt gewesen war.
    »Na, großartig ist das ja nicht gerade«, bemerkte Sam Niles herablassend, während er den Druck um den Hals des Mannes etwas verringerte.
    »Also gut, habt ihr's also gefunden«, knurrte der Fixer.
    »Sind Sie krank?« fragte ihn Harold Bloomguard.
    »Nichts Ernsthaftes, wirklich nichts Ernsthaftes.« Der Mann wischte sich an seiner Schulter Augen und Nase ab, während ihm Sam Niles Handschellen anlegte. »Jetzt hören Sie aber mal. Sie werden mich doch wegen dem bißchen Stoff nicht einbuchten. Hätte ich mir doch einen Schuß setzen sollen, verdammte Scheiße. Das soll mir in Zukunft eine Lehre sein.«
    »Wie kommt es überhaupt, daß Sie nicht gefixt haben, krank wie Sie sind?« wollte Sam Niles wissen, nachdem er die Handschellen hatte zuschnappen lassen.
    »Diese Alte. Diese miese, verrottete Alte. Sie wollte sich hier mit mir treffen. Mich nach Hause bringen. Ich sollte was besorgen, und sie wollte sich hier mit mir treffen. Sie hat 'ne Spritze, und außerdem steht sie auf mich. Meine Fresse …« Liebevoll blickte er auf das Tütchen in Harolds Hand. »Hören Sie, ich werde für Sie arbeiten. Lassen Sie mich frei, und ich sage Ihnen, wie Sie einen Typen schnappen können, der das Zeug unzenweise verdealt. Geben Sie mir doch noch mal 'ne Chance. Ich will keine Knete; nur, daß Sie mich laufen lassen. Ich bin Ihr Mann, und das völlig umsonst. Sie können mir natürlich ein bißchen Stoff zukommen lassen, wenn Sie wieder mal 'nen Dealer hochgehen lassen. Sie brauchen nur hier irgendwo ein kleines Tütchen verstecken, das ich mir dann abholen kann. Wir könnten zusammenarbeiten wie Partner. Auf diese Art und Weise würden Sie mehr Fänge machen als die Jungs vom Rauschgiftdezernat. Na, was halten Sie davon?«
    »Los, gehen wir«, drängte Sam Niles und schob den Fixer in Richtung Wagen. Aber Harolds Augen weiteten sich bei dem Gedanken an die Verbindungen zu internationalen Drogenhandelsringen, auf die der Süchtige anspielte.
    »Hören wir uns doch mal an, was er zu sagen hat«, schlug er deshalb vor.
    »Harold, ich bitte dich! Dieser Kerl würde doch das Blaue vom Himmel herunterlügen …«
    »Und Einbrecher. Ich kann Ihnen sagen, ich kenne Millionen von den Kerlen«, redete der Giftler, immer noch mit Handschellen, verzweifelt auf Harold ein, während Sam ihn auf die offene Tür des Streifenwagens zuschob. »Hauptsächlich Tageseinbrecher. Alles Giftler. Diese ganzen Weiber sind ja inzwischen verdammt faul geworden; liegen den halben Tag im Bett herum. Deshalb ist es auch gar nicht mehr so einfach, am Morgen 'ne Wohnung auszunehmen, wie wir das früher immer

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