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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Niles auf ihn zutrat und ihn drohend aus seinen grauen Augen anfunkelte. Aber dann schloß Sam Niles wortlos die Handschellen auf, legte sie in das Etui zurück, hängte sich den Schlüssel wieder an seinen Schlüsselring, zog die Wagenschlüssel von seinem Revolvergürtel und klemmte sich hinters Steuer des Schwarzweißen, während Harold Bloomguard im Gras herumkroch und nach ein paar Puderstäubchen suchte.
    »Wahrscheinlich könnten Sie das Zeug nicht mal mit 'nem Staubsauger bergen«, erteilte der Süchtige seinen gut gemeinten Rat. »Es war verdammt feinkörnig. Außerdem war es wirklich nur ein Gramm.«
    »Vermutlich haben Sie recht«, nickte Harold Bloomguard. Dann stieg er neben Sam Niles in den Streifenwagen, und zwar gerade noch rechtzeitig, um nicht ein Bein zu verlieren, als Sam mit quietschenden Reifen davonschoß, um sich im nächsten Drive-in eine Tasse Kaffee zu genehmigen, die er jetzt dringend brauchte.
    »Tut mir leid, Sam«, lächelte Harold verlegen, ohne seinen wütenden Partner anzusehen.
    Der Fixer winkte ihnen zum Abschied nach und gelangte zu dem Schluß, daß Harold ein richtig netter Mensch war. Er hoffte, daß seine fünf Söhne, deren Erziehung er fünf verschiedenen Pflegemüttern überlassen hatte, ebenso prächtige Kerle werden würden.
    Harold versuchte, die Sache mit dem Heroin zu überspielen, indem er sich an einen wirren Traum erinnerte, den er letzten Donnerstag gehabt hatte und den er seinem Partner noch nicht erzählt hatte. Und während er sich darauf konzentrierte, rollte er seine Zunge wieder zusammen und pustete kleine Speicheltröpfchen in die Luft. Sie landeten leise klatschend auf dem Armaturenbrett, so daß Sam mit den Zähnen knirschte.
    »Sam, ich hätte dich da in einer bestimmten Sache gern um deinen Rat gefragt.«
    »Ja, ja, ja. Was ist es denn diesmal wieder?«
    »Ich glaube, ich werde impotent.«
    »Ach, was du nicht sagst.«
    »Ich bin letzte Woche nicht ein einziges Mal mit einem Diamantenschneider aufgewacht. Nicht einmal 'nen Blauadrigen hab' ich zusammengekriegt.«
    »Du bist nicht impotent.«
    »Woher willst du das wissen, Sam? Ich meine, woher willst du wissen, daß mir so was nicht passiert? Ich habe kürzlich über Impotenz gelesen, daß …«
    »Hör lieber auf zu lesen, Harold. Das ist eine Hauptursache deines Problems. Du liest über diese Krankheit, und dann kriegst du auch tatsächlich die Symptome.«
    »Du glaubst natürlich, das alles wäre nur eine Folge meiner Hypochondrie, aber …«
    »Außerdem gehst du zu oft zu den Singstunden. Tritt mal lieber eine, Weile etwas kürzer. Zu viel Alkohol macht aus jedem Schwanz 'ne weichgekochte Makkaroni. Außerdem wirst du langsam alt. Sechsundzwanzig. Du hast deinen Höhepunkt bereits überschritten. In deinem Alter solltest du lieber ein Stärkungsmittel trinken statt Alkohol.«
    »Ich finde das überhaupt nicht zum Spaßen, Sam. Mir ist das todernst.«
    »Das macht dir ganz schön Angst, was, Harold?«
    »Allerdings«, nickte Harold Bloomguard, und Sam Niles knirschte neuerlich mit den Zähnen. Inzwischen konnte er das Wort ›allerdings‹ nicht mehr ausstehen, da es einer von Harolds Lieblingsausdrücken war.
    »Na gut, dann will ich dir mal was sagen, Harold. Impotent zu werden, wäre vielleicht gar nicht mal das Schlechteste für dich, weil Carolina Moon und Ora Lee Tingle so ziemlich die einzigen Weiber sind, über die du in letzter Zeit mal drüber gedurft hast; und ich kann mich des Eindrucks nicht ganz erwehren, daß du auch das nur machst, um als angesehenes Mitglied einer keineswegs so respektablen Gruppe dazustehen, die sich einmal die Woche zu einem Besäufnis trifft und bei der Gelegenheit über zwei fette Bedienungen herfällt.«
    »So etwas zu sagen, ist nicht fair, Sam. Du weißt sehr wohl, daß es einige von uns nicht gut finden, daß in einer Nacht mehr als ein Typ mit einem Mädchen vögelt. Du und Baxter und Dean, ihr macht das zum Beispiel nie. Und du weißt, daß ich das auch nicht tue.«
    »Und was war dann letzte Woche?«
    »Sam, ich schwör's dir: nichts!«
    »Und was hast du dann die ganze Zeit mit Ora Lee Tingle in dem Büschen getrieben?«
    »Wir haben nur so rumgeblödelt. Ich kann nicht einfach so auf Bestellung wie dieser geile Sack von Spencer oder dieses Schwein von Roscoe Rules.«
    »Und hast du 'nen Blauadrigen gekriegt?«
    »Sogar 'nen Diamantenschneider.«
    »Und wieso glaubst du dann, du könntest impotent sein?«
    »Weil ich die ganze Woche über mit nichts

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