Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2
leichtsinnigen Narren im
Norden, die nichts Besseres zu tun hatten, als sich der Macht der Drachenfürsten zu widersetzen«, rief er, auf einem Stuhl stehend, aus. »Lord Verminaard hat persönlich auf einer Versammlung der Suchenden in Haven versichert, daß er nur Frieden will. Er hat um Erlaubnis gebeten, seine Armee durch unsere Stadt ziehen zu lassen, damit er das Elfengebiet im Süden erobern kann. Und ich bin dafür, daß er an Macht gewinnt !«
Hederick legte für vereinzelten Jubel und Applaus eine Kunstpause ein.
»Wir haben die Elfen in Qualinesti zu lange toleriert. Ich meine, soll dieser Verminaard sie nach Silvanosti zurücktreiben oder wo immer sie auch herkommen! In der Tat« – Hederick kam nun zu seinem Lieblingsthema – »sollten einige der jungen Männer von Solace sich überlegen, ob sie sich nicht der Armee des großen Lord anschließen. Er ist ein großer Lord! Ich habe ihn kennengelernt! Er ist ein wahrer Kleriker! Ich habe die Wunder gesehen, die er vollbracht hat! Unter seiner Führerschaft werden wir in ein neues Zeitalter eintreten! Wir werden die Elfen, die Zwerge und die anderen Fremden aus unserem Land vertreiben und...«
Plötzlich hörte man ein leises monotones Tosen, ähnlich wie die Wassermassen eines riesigen Ozeans. Alle verstummten und lauschten und versuchten, die Ursache des Geräusches zu verstehen. Hederick, der bemerkte, daß er seine Zuhörer verloren hatte, sah sich irritiert um. Der tosende Lärm wurde immer lauter und kam näher. Auf einmal wurde das Wirtshaus in eine tiefe erdrückende Dunkelheit getaucht. Einige schrien auf. Die meisten rannten zu den Fenstern, um draußen etwas zu erkennen.
»Laßt uns nach unten gehen und nachsehen, was los ist«, schlug einer vor.
»Es ist so verdammt dunkel, daß man nicht einmal die Sterne sehen kann«, murmelte ein anderer.
Und dann war es nicht mehr dunkel.
Draußen explodierten Flammen. Eine Hitzewelle brandete
mit solcher Wucht gegen das Gebäude, daß die Fenster zerbarsten und die Gäste mit Glasscherben überschüttet wurden. Der gewaltige Vallenholzbaum – den kein Sturm auf Krynn je bewegt hatte – begann von der Explosion zu wanken und zu schaukeln. Das Wirtshaus legte sich zur Seite.Tische und Bänke fielen um. Hederick verlor das Gleichgewicht und purzelte von seinem Stuhl. Glühende Kohlen spuckten aus dem Kamin, und die Öllampen an der Decke und die Kerzen auf den Tischen fingen Feuer.
Ein schriller Schrei übertönte den Lärm und die Verwirrung – der Schrei eines Lebewesens – ein Schrei voller Haß und Grausamkeit. Das tosende Geräusch war nun über dem Wirtshaus. Dann kam ein Windstoß, und die Dunkelheit wurde durch eine Flammenwand verdrängt, die sich im Süden erhob.
Tika ließ ein Tablett mit Krügen fallen, als sie verzweifelt Halt an der Theke suchte. Die um sie herumstehenden Leute schrien, teilweise vor Schmerzen, teilweise vor Entsetzen.
Solace brannte.
Ein geisterhaftes orangefarbenes Glimmern erhellte den Raum. Schwarze Rauchwolken zogen durch die zerbrochenen Fenster. Der Geruch verbrannten Holzes zusammen mit einem anderen, entsetzlicheren stieg in Tikas Nase – der Geruch verbrannten Fleisches.Tika würgte, und als sie hochsah, blickte sie auf kleine Flammen, die an den dicken Ästen des Vallenholzes, die die Decke hielten, züngelten. Die Geräusche des von der Hitze zischenden und aufspringenden Holzwachses vermischten sich mit den Schreien der Verletzten.
»Löscht das Feuer!« gellte Otik wild.
»Die Küche!« schrie die Köchin, die mit qualmenden Kleidern aus der Küche schoß.Tika griff einen Krug mit Ale von der Theke und goß ihn über das Kleid der Köchin. Rhea sank in einen Stuhl und weinte hysterisch.
»Alle raus hier! Das ganze Haus geht in Flammen auf!« schrie jemand.
Hederick, der an den Verwundeten vorbeieilte, war der erste
an der Tür. Er rannte zum vorderen Treppenabsatz, blieb wie gelähmt stehen und hielt sich am Geländer fest. Denn er sah nicht nur die brennenden Bäume im Norden, sondern durch das gespenstische Licht der Flammen konnte er Hunderte von marschierenden Kreaturen erkennen, in deren ledernen Flügeln sich der unheimliche Feuerschein widerspiegelte. Drakonische Bodentruppen. Er beobachtete entsetzt, wie die vorderen Reihen in Solace einströmten, und ihm war klar, daß ihnen Tausende folgen würden. Und über ihnen flogen Gestalten wie aus Kindergeschichten entsprungen.
Drachen.
Fünf rote Drachen kreisten oben im
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