Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2
Füßen.
Die Flammen waren sofort ausgegangen. Die Kleidungsstücke des Mannes waren unversehrt, unbeschädigt, seine Haut rosig und gesund. Er setzte sich mit einem ängstlichen und ehrfürchtigen Blick auf und untersuchte seine Hände und seine Roben. Keinerlei Brandmale waren zu erkennen, nicht einmal ein winziges Stück Asche qualmte von seiner Kleidung.
»Er hat ihn geheilt!« verkündete der alte Mann mit lauter Stimme. »Der Stab! Seht euch den Stab an!«
Tolpans Augen bewegten sich zu dem Stab in seinen Händen. Auf seiner Spitze funkelte ein blauer Kristall!
Der Alte begann zu schreien. »Ruft die Wachen! Verhaftet den Kender! Verhaftet die Barbaren! Verhaftet ihre Freunde! Ich sah sie mit dem Ritter kommen.« Er zeigte auf Sturm.
»Was?«Tanis sprang hoch. »Bist du verrückt, alter Mann?«
»Ruft die Wachen!« Die Worte verbreiteten sich. »Habt ihr gesehen...? Der blaue Kristallstab? Wir haben ihn gefunden. Jetzt werden sie uns in Ruhe lassen. Ruft die Wachen!«
Der Theokrat erhob sich schwankend, sein Gesicht war blaß und von roten Flecken übersät. Die Barbarin und ihr Begleiter standen auf, Furcht und Bestürzung in ihren Gesichtern.
»Du dreckige Hexe!« Hedericks Stimme bebte vor Zorn. »Du hast mich mit dem Bösen geheilt! So wie ich brennen werde, um mein Fleisch zu reinigen, so wirst du brennen, um deine Seele zu läutern!« Damit ging der Sucher zum Kamin,
und bevor ihn jemand aufhalten konnte, hatte er seine Hand in die Flammen getaucht! Er würgte vor Schmerzen, aber schrie nicht. Dann riß er seine verkohlte, geschwärzte Hand heraus und stolperte, mit einem wilden Blick der Zufriedenheit auf seinem schmerzverzerrten Gesicht, durch die murmelnde Menge.
»Ihr müßt hier sofort verschwinden!« Tika eilte zu Tanis. »Die ganze Stadt ist auf der Jagd nach diesem Stab! Diese Kapuzenmänner haben dem Theokraten angedroht, Solace zu zerstören, wenn sie jemanden mit dem Stab finden. Die Leute hier werden euch den Wachen übergeben!«
»Aber es ist nicht unser Stab!« protestierte Tanis. Er blickte flüchtig zu dem alten Mann, der sich mit einem zufriedenen Lächeln wieder auf seinem Stuhl niedergelassen hatte. Der alte Mann grinste Tanis an und winkte ihm zu.
»Meinst du, sie werden euch glauben?« Tika rang verzweifelt die Hände. »Sieh doch!«
Tanis sah sich um. Die Gäste blickten sie haßerfüllt an. Einige hielten ihre Krüge fest umklammert.Andere tasteten vorsichtig nach den Griffen ihrer Schwerter. Rufe von draußen lenkten seine Augen wieder auf seine Freunde.
»Die Wachen kommen!« rief Tika aus.
Tanis erhob sich. »Wir werden durch die Küche verschwinden müssen.«
»Ja!« Sie nickte. »Dort werden sie sich nicht gleich umsehen. Aber beeilt euch. Es wird nicht lange dauern, und sie haben den Platz umstellt.«
Obwohl sie jahrelang getrennt gewandert waren, hatten die Gefährten nicht ihre Fähigkeit verloren, bei Gefahren als Gruppe zu handeln. Caramon hatte seinen glänzenden Helm übergestülpt, sein Schwert gezogen, seinen Rucksack geschultert und half nun seinem Bruder auf die Füße. Raistlin umrundete mit seinem Stab in der Hand den Tisch. Flint hielt seine Kampfaxt bereit und musterte mit finsteren Blicken die anderen Gäste, die angesichts der gutbewaffneten Männer vor einem Angriff zurückschreckten. Nur Sturm saß weiter ruhig am Tisch und trank sein Bier.
»Sturm!« drängte Tanis. »Nun komm schon!Wir müssen hier verschwinden!«
»Weglaufen?« Der Ritter wirkte erstaunt. »Vor diesem Pöbel ?«
»Ja.« Tanis hielt inne: der Kodex der Ritterschaft untersagte Sturm, bei Gefahr wegzulaufen. Er mußte ihn überzeugen. »Dieser Mann ist ein Glaubensfanatiker, Sturm. Er wird uns wahrscheinlich auf Scheiterhaufen verbrennen lassen! Und...« Ein plötzlicher Einfall kam ihm zu Hilfe. » ... außerdem müssen wir eine Dame beschützen.«
»Die Dame, natürlich.« Sturm stand sofort auf und ging zu der Frau hinüber. »Meine Dame, Euer Diener.« Er verbeugte sich; der ehrenhafte Ritter ließ sich nicht zur Eile drängen. »Es scheint, wir hängen alle in dieser Sache drin. Euer Stab hat uns beachtlichen Gefahren ausgesetzt – vor allem aber seid Ihr in Gefahr. Wir kennen uns in dieser Gegend aus, wir sind hier großgeworden. Es wäre eine Ehre für uns, Euch und Euren edlen Freund zu begleiten und Euer Leben zu schützen.«
»Kommt endlich!« drängte Tika und zerrte an Tanis’ Arm. Caramon und Raistlin warteten bereits an der Küchentür.
»Hol den
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