Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2
ein Teil des Bodens aufgebrochen, und aus dem Loch stieg fauliger weißer Dunst empor. Tolpan bemerkte weitere riesige Löcher im Boden und gewaltige Steinblöcke, die sich wie Grabsteine aufrichteten.Vorsichtig den Boden unter sich absuchend, trat der Kender in die Halle. Durch den Dunst konnte er einen dunklen Eingang an der südlichen Wand erkennen – und einen weiteren an der Nordwand. Das seltsame Kreischen kam von der Südseite.Tolpan wandte sich dorthin.
Plötzlich hörte er wieder das pochende und klopfende Geräusch im Norden hinter sich, und er spürte, wie der Boden bebte. Der Kender flitzte eilig zur Treppe zurück. Seine Freunde hatten auch das Geräusch gehört und sich mit gezogenen Waffen an der Wand aufgereiht. Das Pochen wurde zu einem lauten Zischen. Dann eilten zehn oder fünfzehn vierschrötige schattenhafte Gestalten durch den gewölbten Türeingang.
Der Boden erzitterte. Sie hörten schweres Atmen und gelegentlich ein gemurmeltes Wort. Dann verschwanden die Figuren im Nebel in südlicher Richtung. Ein weiteres deutliches Knacken war zu hören, dann kehrte Stille ein.
»Was im Namen des Abgrundes war das?« rief Caramon aus. »Das waren keine Drakonier, falls sie nicht eine kurze, dickleibige Züchtung entwickelt haben. Und woher sind sie gekommen ?«
»Sie sind vom nördlichen Ende der Halle gekommen«, sagte Tolpan. »Dort ist ein Türeingang, und ein anderer ist am südlichen Ende. Das schaurige kreischende Geräusch kommt von Süden, wo diese Dinger hingegangen sind.«
»Was ist im Osten?« fragte Tanis.
»Dem Geräusch des Wassers nach zu urteilen, ein Wasserfall aus ungefähr dreihundert Metern Höhe«, erwiderte der Kender. »Der Boden ist eingestürzt. Ich würde diesen Weg nicht empfehlen.«
Flint schnüffelte. »Ich rieche et was ... etwas Vertrautes. Kann aber nicht sagen, was es ist.«
»Ich riecheTod«, sagte Goldmond schaudernd.
»Nein, noch etwas Schlimmeres«, murrte Flint. Dann riß er seine Augen auf, und sein Gesicht lief vor Wut rot an. »Ich hab’s!« brüllte er. »Gossenzwerge!« Er holte seine Axt hervor. »Das waren diese kleinen, elenden Dinger. Nun, sie werden nicht mehr lange Gossenzwerge sein. Stinkende Leichname werden sie sein!«
Er stürzte vor.Tanis, Sturm und Caramon sprangen ihm nach, gerade als er das Ende des Korridors erreichte, und zogen ihn zurück.
»Beruhig dich!« wies Tanis den spuckenden Zwerg zurecht. »Nun, wie sicher bist du dir, daß es Gossenzwerge sind?«
Der Zwerg schüttelte sich zornig aus Caramons Griff frei. »Todsicher!« begann er zu brüllen, dann verfiel er in ein lautes Wispern. »Haben sie mich denn nicht drei Jahre lang gefangengehalten ?«
»Haben sie?« fragte Tanis bestürzt.
»Darum habe ich dir nie erzählt, wo ich in den fünf Jahren gewesen bin«, sagte der Zwerg und errötete verlegen. Sein Gesicht verdunkelte sich. »Aber ich habe Rache geschworen. Ich werde jeden lebenden Gossenzwerg töten, der mir über den Weg läuft.«
»Warte einen Moment«, unterbrach Sturm. »Gossenzwerge sind nicht bösartig – auf keinen Fall so wie die Goblins. Was könnten sie hier bei den Drakoniern machen?«
»Sklaven«, antwortete Raistlin kühl. »Zweifellos leben die Gossenzwerge seit vielen Jahren hier, wahrscheinlich seitdem die Stadt aufgegeben wurde. Als die Drakonier hierhin geschickt wurden, vielleicht um die Scheiben zu bewachen, fanden sie die Gossenzwerge und benutzten sie für Sklavendienste.«
»Sie könnten uns helfen«, murmelte Tanis.
»Gossenzwerge!« explodierte Flint. »Du würdest diesen dreckigen kleinen Biestern trauen ...«
»Nein«, sagte Tanis. »Natürlich können wir ihnen nicht trauen. Aber fast jeder Sklave ist bereit, seinen Herrn zu betrügen, und Gossenzwerge – wie die meisten Zwerge – empfinden wenig Loyalität gegenüber Fremden. Solange wir sie nicht um etwas bitten, was ihre eigene dreckige Haut gefährden würde, könnten wir ihre Hilfe kaufen.«
Flint schleuderte seine Axt zu Boden, riß seinen Rucksack auf und rutschte mit verschränkten Armen an der Wand hinunter. »Geht schon. Bittet eure neuen Freunde um Hilfe. Ich werde nicht mit euch gehen! Sie werden euch helfen, nun gut. In die Schnauze des Drachen werden sie euch helfen!«
Tanis und Sturm tauschten besorgte Blicke aus, beide dachten an den Vorfall mit dem Boot. Flint konnte unglaublich dickköpfig sein, und Tanis zweifelte, ob der Zwerg dieses Mal umzustimmen war.
»Ich weiß nicht.« Caramon seufzte und
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