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Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4

Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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wanderten, daß vermutlich die Karriere eines Mannes zerstört werden würde, den er für sehr fähig hielt, ein Mann, der es wert war, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.
    »Sturm Feuerklinge«, sagte Fürst Gunther, als wieder Ruhe eingekehrt war, »du hast die Anschuldigungen gegen dich gehört?«
    »Das habe ich, mein Fürst«, antwortete Sturm. Seine tiefe Stimme echote unheimlich in der Halle. Plötzlich fiel ein Holzscheit am riesigen Kamin hinter Gunther auseinander, ließ das
Feuer aufflackern und Funken rieseln. Gunther hielt inne, während die Diener rasch herbeieilten, um Holz nachzulegen. Als die Diener verschwunden waren, setzte er das Frageritual fort.
    »Hast du, Sturm Feuerklinge, die Anklagen gegen dich verstanden, und verstehst du weiterhin, daß dies schwerwiegende Anklagen sind, die das Kapitel veranlassen könnten, dich für die Ritterschaft als ungeeignet zu erachten?«
    »Das habe ich«, wollte Sturm erwidern. Seine Stimme brach. Er hustete und wiederholte mit festerer Stimme: »Das habe ich, mein Fürst.«
    Gunther strich sich über seinen Schnurrbart, versuchte nachzudenken, wie er fortfahren sollte, denn ihm war klar, daß alles, was der junge Mann gegen Derek sagen würde, sich ungünstig für Sturm auswirken könnte.
    »Wie alt bist du, Feuerklinge?« fragte Gunther.
    Sturm blinzelte bei dieser unerwarteten Frage.
    »Über dreißig, glaube ich?« fragte Gunther nachdenklich.
    »Ja, mein Fürst«, antwortete Sturm.
    »Und was uns Derek über deine Leistungen im Schloß von Eismauer erzählt hat, ein geübter Krieger...«
    »Das habe ich nie bestritten, mein Fürst«, sagte Derek, der sich von seinem Sitz erhoben hatte. Seine Stimme klang ungeduldig.
    »Und dennoch beschuldigst du ihn der Feigheit«, sagte Gunther scharf. »Wenn ich mich richtig erinnere, hast du erklärt, daß er sich bei dem Angriff der Elfen weigerte, deinen Befehl, zu kämpfen, zu befolgen.«
    Dereks Gesicht lief rot an. »Darf ich daran erinnern, daß nicht ich mich vor Gericht verantworten muß...«
    »Aber du beschuldigst Feuerklinge der Feigheit vor dem Feind«, unterbrach ihn Gunther. »Es ist schon sehr viele Jahre her, daß die Elfen unsere Feinde waren.«
    Derek zögerte. Die anderen Ritter wurden unruhig. Die Elfen waren Mitglieder des Treffens von Weißstein, auch wenn sie kein Stimmrecht hatten. Wegen der Entdeckung der Kugel der Drachen würden die Elfen am bevorstehenden Treffen teilnehmen,
und es wäre sehr ungünstig, wenn sie erführen, daß die Ritter sie als Feinde betrachteten.
    »Vielleicht ist ›Feind‹ ein zu starkes Wort, mein Fürst«. Derek hatte sich schnell wieder erholt. »Wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann ist der Grund dafür einfach der, daß ich gezwungen bin, mich an den Schriften des Maßstabs zu orientieren. In der Zeit, von der ich spreche, haben die Elfen – obwohl es natürlich nicht unsere Feinde sind – alles versucht, uns daran zu hindern, die Kugel der Drachen nach Sankrist zu bringen. Da es meine Mission war – und die Elfen sich dem widersetzten  –, war ich gezwungen, sie gemäß dem Maßstab als ›Feind‹ zu definieren.«
    Schleimiger Bastard, dachte Gunther finster.
    Mit einer entschuldigenden Verbeugung, außer Reihe gesprochen zu haben, setzte sich Derek wieder. Viele der älteren Ritter nickten zustimmend.
    »Im Maßstab heißt es auch«, sagte Sturm langsam, »daß wir nicht sinnlos Leben nehmen dürfen, daß wir nur zur Verteidigung kämpfen – entweder zu unserer oder zur Verteidigung anderer. Die Elfen haben unser Leben nicht bedroht. Zu keiner Zeit bestand für uns wirklich Gefahr für Leib und Leben.«
    »Sie haben mit Pfeilen auf euch geschossen, Mann!« Fürst Alfred schlug mit seiner behandschuhten Rechten auf den Tisch.
    »Das ist wahr, mein Fürst«, erwiderte Sturm, »aber es ist bekannt, daß die Elfen hervorragende Schützen sind.Wenn sie uns hätten töten wollen, hätten sie nicht auf die Bäume gehalten.«
    »Was glaubst du, was passiert wäre, wenn ihr die Elfen angegriffen hättet? « fragte Gunther.
    »Das Ergebnis wäre meiner Ansicht nach tragisch gewesen, mein Fürst«, sagte Sturm mit leiser, weicher Stimme. »Zum ersten Mal seit Generationen hätten sich Elfen und Menschen gegenseitig umgebracht. Ich denke, die Drachenfürsten hätten schallend gelacht.«
    Einige der jüngeren Ritter applaudierten.

    Fürst Alfred funkelte sie an, wütend über diesen ernsthaften Verstoß gegen die Verhaltensregeln des Maßstabs.

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