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Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4

Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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»Fürst Gunther, darf ich daran erinnern, daß nicht Fürst Derek Kronenhüter hier angeklagt ist. Er hat seinen Mut immer wieder auf dem Schlachtfeld unter Beweis gestellt. Ich denke, wir können seinen Worten glauben. Sturm Feuerklinge, behauptest du, daß Fürst Derek Kronenhüters Anklagen gegen dich falsch sind?«
    »Mein Fürst«, begann Sturm und leckte über seine aufgesprungenen, trockenen Lippen, »ich sage nicht, daß der Ritter lügt. Ich sage jedoch, daß er mich falsch dargestellt hat.«
    »Zu welchem Zweck?« fragte Fürst Michael.
    Sturm zögerte. »Ich würde es vorziehen, diese Frage nicht zu beantworten, mein Fürst«, sagte er so leise, daß viele Ritter in den hinteren Reihen nicht verstanden und Alfred zuriefen, die Frage zu wiederholen. Er tat es und erhielt dieselbe Antwort – dieses Mal lauter.
    »Auf welcher Grundlage verweigerst du die Antwort auf diese Frage, Feuerklinge?« fragte Fürst Gunther streng.
    »Weil es – gemäß dem Maßstab – die Ehre der Ritterschaft verletzen würde«, gab Sturm zurück.
    Fürst Gunthers Gesicht wurde ernst. »Das ist eine schwerwiegende Beschuldigung. Dir ist bewußt, daß du keine Zeugen hast?«
    »Das weiß ich, mein Fürst«, antwortete Sturm, »und eben darum ziehe ich es vor, nicht zu antworten.«
    »Und wenn ich dich auffordere, zu sprechen?«
    »Das wäre natürlich etwas anderes.«
    »Dann sprich, Sturm Feuerklinge. Dies ist eine ungewöhnliche Situation, und ich sehe nicht, daß wir zu einem gerechten Urteil kommen können, ohne alles gehört zu haben. Warum glaubst du, daß Fürst Derek Kronenhüter dich falsch dargestellt hat?«
    Sturms Gesicht lief rot an. Er spielte nervös mit seinen Händen, hob seine Augen und sah direkt auf die drei Ritter, die über ihn urteilen sollten. Seine Sache war verloren, das wußte er. Er würde niemals ein Ritter werden, niemals das zugesprochen bekommen,
was ihm teurer war als sein Leben. Wenn er es durch seine eigene Schuld verloren hätte, wäre es schlimm genug, aber auf diese Weise – das wäre eine ewig schwärende Wunde. Und so sprach er die Worte, von denen er wußte, daß sie ihm für den Rest seines Lebens Derek zu seinem bittersten Feind machen würden.
    »Ich glaube, Fürst Derek Kronenhüter stellt mich um seiner ehrgeizigen Pläne willen falsch dar, mein Fürst.«
    Ein Tumult brach aus. Derek war aufgesprungen. Seine Freunde hielten ihn mit Gewalt zurück, sonst hätte er Sturm in der Kapitelhalle angegriffen. Gunther mahnte mit einem Schlag des Schwertknaufs zur Ordnung, und schließlich beruhigte sich die Versammlung wieder, aber nicht bevor Derek Sturm herausgefordert hatte, seine Ehrenhaftigkeit im Kampf zu beweisen.
    Gunther starrte den Ritter kalt an.
    »Du weißt, Fürst Derek, daß in dieser Zeit – einer erklärten Kriegszeit – die Ehrenkämpfe verboten sind! Komm zu dir, oder ich muß dich von dieser Versammlung ausschließen.«
    Schweratmend, sein Gesicht rotgefleckt, ließ sich Derek wieder auf seinen Sitz fallen.
    Gunther ließ der Versammlung noch einen Augenblick Zeit, sich zu beruhigen, dann nahm er die Befragung wieder auf. »Hast du noch etwas zu deiner Verteidigung zu sagen, Sturm Feuerklinge?«
    »Nein, mein Fürst«, sagte Sturm.
    »Dann zieh dich bitte zurück, während die Angelegenheit beraten wird.«
    Sturm erhob sich und verbeugte sich vor den Fürsten. Dann drehte er sich um und verbeugte sich vor der Versammlung. Danach verließ er in Begleitung von zwei Rittern den Saal. Sie führten ihn in eine Vorkammer, wo sie ihn auf nicht unfreundliche Art sich selbst überließen. Sie selbst postierten sich neben der verschlossenen Tür und unterhielten sich leise über Themen, die mit den Verhandlungen nichts zu tun hatten.
    Sturm saß auf einer Bank am anderen Ende der Kammer. Er
schien ausgeglichen und ruhig, aber der Schein trog. Er war entschlossen, die Ritter nicht seinen inneren Aufruhr merken zu lassen. Es war hoffnungslos, das wußte er. Er hatte das bereits Gunthers betrübtem Gesicht entnehmen können. Aber wie würde das Urteil lauten? Exil, des Landes und des Besitzes beraubt? Sturm lächelte bitter. Er besaß nichts, was sie ihm wegnehmen konnten. Er hatte lange außerhalb von Solamnia gelebt, Exil wäre also bedeutungslos. Tod? Er würde den Tod begrüßen. Alles war besser als diese hoffnungslose Existenz, dieser dumpfe, klopfende Schmerz.
    Stunden vergingen. Das Gemurmel der drei Stimmen im Saal war in den Korridoren zu hören, manchmal klang es

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