Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
während er seinen Hut nach hinten schob. »Ja, ich werde euch jetzt eine Lektion erteilen. Ihr habt es verdient, jeder einzelne von euch, also sitzt jetzt nicht herum mit selbstgerechten Blicken. Dieser Kender«, er zeigte auf Tolpan, der zusammenzuckte, »hat mehr Verstand unter diesem lächerlichen Zopf als ihr alle zusammen.Wißt ihr, was mit euch geschehen wäre, wenn der Kender nicht so viel Mut gehabt hätte, das zu tun, was er getan hat?Wißt ihr das? Nun, ich sage es euch. Ich will mich nur hinsetzen...« Fizban sah sich geistesabwesend um. »Ah ja, da...« Zufrieden nickend setzte sich der alte
Magier auf den Boden und lehnte seinen Rücken an den heiligen Weißstein!
Die versammelten Ritter keuchten erschrocken auf. Gunther sprang hoch, entsetzt über diese Entweihung.
»Kein Sterblicher darf den Weißstein berühren!« schrie er.
Fizban drehte langsam seinen Kopf, um den wütenden Ritter zu mustern. »Noch ein Wort«, verkündete der alte Magier feierlich, »und dein Schnurrbart fällt ab. Jetzt setz dich hin und halt den Mund!«
Eine Geste des alten Mannes brachte Gunther zum Schweigen. Der Ritter konnte nur noch zu seinem Platz zurückkehren.
»Wo war ich stehengeblieben, bevor ich unterbrochen wurde?« knurrte Fizban. Er blickte sich um, und sein Blick fiel auf die zerbrochenen Teile der Kugel. »O ja. Ich wollte euch eine Geschichte erzählen. Einer von euch hätte natürlich die Kugel gekriegt. Und ihr hättet sie genommen – entweder, um sie ›sicher‹ aufzubewahren, oder um ›die Welt zu retten‹. Ja, es stimmt, sie ist in der Lage, die Welt zu retten, aber nur, wenn man sie zu gebrauchen versteht.Wer von euch verfügt über das Wissen? Wer hat die Kraft? Die Kugel wurde von den größten und mächtigsten Magiern geschaffen. Von allen mächtigsten – versteht ihr? Sie wurde von den Magiern mit den Weißen Roben und den Schwarzen Roben geschaffen. Sie birgt die Essenz des Bösen und des Guten. Die Roten Roben brachten beide Essenzen zusammen und banden sie mit ihrer Kraft. Nur wenige gibt es heutzutage, die die Macht und die Kraft haben, die Kugel zu verstehen, ihre Geheimnisse zu ergründen und die Herrschaft über sie zu gewinnen. Nur wenige in der Tat«, Fizbans Augen glänzten, »und keiner ist hier anwesend!«
Es herrschte völliges Schweigen, ein tiefes Schweigen, als sie dem alten Magier lauschten.
»Einer von euch hätte die Kugel genommen und sie benutzt, und ihr hättet herausgefunden, daß ihr ins Unglück geraten seid. Ihr wärt so zerbrochen, so wie der Kender die Kugel zerbrochen hat. Da die Hoffnung nun zerschlagen wurde, kann ich euch sagen, daß nun eine neue geboren ist...«
Ein plötzlicher Windstoß ergriff den Hut des alten Magiers und blies ihn von seinem Kopf. Wütend knurrend kroch Fizban nach vorn, um ihn aufzuheben.
Gerade als sich der Magier vorbeugte, brach die Sonne durch die Wolken. Silber blitzte auf, gefolgt von einem splitternden, ohrenbetäubenden Krachen, als ob sich das Land gespalten hätte.
Halb geblendet vom Licht, blinzelten die Anwesenden und erstarrten in Angst und Ehrfurcht vor dem schrecklichen Anblick, der sich ihnen bot.
Der Weißstein war zerbrochen.
Der alte Magier lag vor ihm ausgestreckt, seinen Hut in seiner Hand, seinen anderen Arm über den Kopf gelegt. Über ihm ragte eine lange Waffe aus glänzendem Silber aus dem Stein. Sie war von dem silbernen Arm eines schwarzen Mannes geworfen worden, der hinüberging, um sich neben sie zu stellen. Er war von drei Leuten begleitet: einer in Lederrüstung gekleideten Elfenfrau, einem alten weißbärtigen Zwerg und Elistan.
Im gelähmten Schweigen der Menge zog der schwarze Mann die Waffe aus den gesplitterten Resten des Steins. Er hielt sie hoch über seinen Kopf, und die silberne Spitze funkelte hell in der Sonne.
»Ich bin Theros Eisenfeld«, rief der Mann mit dunkler Stimme, »und im letzten Monat habe ich dies geschmiedet!« Er schüttelte die Waffe in seiner Hand. »Ich habe geschmolzenes Silber aus einer Quelle entnommen, die tief verborgen ist im Herzen des Monuments des Silbernen Drachen. Mit dem silbernen Arm, den mir die Götter geschenkt haben, habe ich diese Waffe geschmiedet, so wie es vorausgesagt wurde. Und ich bringe sie euch – allen Völkern auf Krynn –, damit wir uns verbünden und das große Unheil bekämpfen, das uns für ewig in die Dunkelheit bringen will.
Ich bringe euch – die Drachenlanze!«
Damit schleuderte Theros die Waffe tief in den Boden.
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