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Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4

Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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Dann kam der Tag, an dem Lorac klarwurde, daß er getäuscht worden war – der Tag, an dem sich der Himmel mit Drachen verdunkelte.
    Die Elfen wurden jedoch nicht unvorbereitet getroffen. Lorac hatte dafür zu lange gelebt. Schiffe warteten, um das Volk in Sicherheit zu bringen. Lorac befahl ihnen, unter dem Kommando seiner Tochter aufzubrechen. Als er dann allein war, stieg er in die Kammer unterhalb des Sternenturms, wo er die Kugel der Drachen versteckt hielt.
    Nur seine Tochter und die seit langem verlorenen Kleriker wußten von der Existenz der Kugel. Alle anderen in der Welt glaubten, daß sie während der Umwälzung zerstört worden war. Lorac setzte sich neben sie, starrte sie viele Tage an. Er rief sich die Warnungen der Hohen Magier ins Gedächtnis, erinnerte sich an alles, was er über die Kugel wußte. Schließlich, als ihm voll bewußt war, daß er überhaupt keine Vorstellung davon hatte, wie sie eigentlich wirkte, entschied Lorac, sie auszuprobieren, um sein Land zu retten.
    Er erinnerte sich lebhaft an die Kugel, erinnerte sich, wie sie mit einem wirbelnden, faszinierenden grünen Licht brannte, das pulsierte und stärker wurde, als er sie ansah. Und er erinnerte sich, fast vom ersten Moment an erkannt zu haben, als seine Finger auf der Kugel ruhten, daß er einen furchtbaren Fehler begangen hatte. Er hatte weder die Kraft noch die Macht, die Magie zu beherrschen.Aber da war es schon zu spät. Die Kugel hatte ihn gefangen und hielt ihn verzaubert, und es war der entsetzlichste Teil seines Alptraums gewesen, ständig daran erinnert zu werden, daß er nur träumte und dennoch unfähig war, aus dem Traum auszubrechen.
    Und jetzt war aus dem Alptraum Wirklichkeit geworden. Lorac senkte seinen Kopf, schmeckte an seinem Mund bittere Tränen. Dann spürte er sanfte Hände an seinen Schultern.
    »Vater, ich kann es nicht ertragen, dich weinen zu sehen.
Komm vom Fenster weg. Leg dich wieder ins Bett. Das Land wird wieder so schön sein wie früher. Du wirst helfen, daran zu arbeiten...«
    Aber Alhana konnte nicht ohne Schaudern aus dem Fenster sehen. Lorac spürte sie zittern und lächelte traurig.
    »Wird unser Volk zurückkehren, Alhana?« Er starrte nach draußen auf das Grün, das nicht das kraftvolle Grün des Lebens war, sondern das des Zerfalls und des Todes.
    »Natürlich«, antwortete Alhana schnell.
    »Eine Lüge, mein Kind? Seit wann belügen sich die Elfen gegenseitig?«
    »Ich glaube, daß wir uns wahrscheinlich immer belogen haben«, murmelte Alhana, sich an das erinnernd, was sie von Goldmond erfahren hatte. »Die uralten Götter haben Krynn nicht verlassen, Vater. Eine Klerikerin von Mishakal reiste mit uns und erzählte, was sie erfahren hatte. Ich... ich wollte es nicht glauben, Vater. Ich war eifersüchtig. Sie ist trotz allem ein Mensch, und warum sollten die Götter zu den Menschen mit dieser Hoffnung gehen? Aber ich weiß jetzt, daß die Götter weise sind. Sie sind zu den Menschen gegangen, weil die Elfen sie niemals angenommen hätten. Durch unsere Trauer, an diesem verwüsteten Ort zu leben, werden wir lernen – so wie du und ich gelernt haben –, daß wir nicht länger in der Welt leben können und gleichzeitig getrennt von ihr. Die Elfen werden arbeiten, nicht nur um dieses Land wieder aufzubauen, sondern alle Länder, die vom Bösen heimgesucht worden sind.«
    Lorac hörte zu. Seine Augen wanderten von der zerstörten Landschaft zu seiner Tochter, deren Gesicht blaß und strahlend wie der silberne Mond war. Er streckte seine Hand aus, um sie zu berühren.
    »Und du wirst es zurückholen? Unser Volk?«
    »Ja, Vater«, versprach sie und ergriff seine kalte, fleischlose Hand und hielt sie fest. »Wir werden arbeiten, schwer arbeiten. Wir werden die Götter um Vergebung bitten.Wir werden zu den anderen Völkern von Krynn gehen und...« Tränen flossen aus ihren Augen und ließen sie nicht weitersprechen, denn sie
sah, daß Lorac sie nicht mehr hören konnte. Seine Augen verdunkelten sich, und er sank in einen Stuhl zurück.
    »Ich übergebe mich dem Land«, flüsterte er. »Bette meinen Körper in die Erde, Tochter. So wie mein Leben diesen Fluch über die Erde gebracht hat, so wird mein Tod ihr vielleicht Segen bringen.«
    Loracs Hand entglitt dem Griff seiner Tochter. Seine leblosen Augen starrten auf das verwüstete Land Silvanesti. Aber der entsetzte Blick war aus seinem Gesicht gewichen, und es war mit Frieden erfüllt.
    Und Alhana konnte nicht trauern.
     
    In dieser Nacht

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