Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
entsprachen auf der anderen Seite des Thon-Tsalarian denen eines halsstarrigen, kaltblütigen Lords namens Quinath, der, so munkelte man, der Verlobte von Prinzessin Alhana Sternenwind war. Lord Quinath war während ihrer Abwesenheit der Führer der Silvanesti, und er und Porthios waren es gewesen, die die Insel zwischen den beiden kriegerischen Völkern aufgeteilt und dabei die dritte Rasse übergangen hatten.
Die Grenzbereiche wurden den Kaganesti zugewiesen, so wie man einem Hund befiehlt, nicht die Küche zu betreten. Die
Kaganesti, bekannt für ihr launenhaftes Temperament, waren empört, ihr Land aufgeteilt vorzufinden. Das Jagen wurde bereits schwierig. Die Tiere, von denen das Überleben der Wild-Elfen abhing, waren fast ausgerottet worden, um die Flüchtlinge zu ernähren. Wie Laurana gesagt hatte, der Fluß der Toten konnte sich jeden Moment blutrot färben und seinen Namen auf tragische Weise ändern.
Und so fand sich die Stimme in einem Armeelager wieder. Aber als er über diese Tatsache trauern wollte, ging sie in einer Vielzahl anderer trauriger Begebenheiten unter, so daß er schließlich abstumpfte. Nichts berührte ihn noch. Er zog sich in sein Schlammhaus zurück und überließ Porthios immer mehr Aufgaben.
Die Stimme war an dem Morgen, als die Gefährten in dem nun als Qualin-Mori bezeichneten Ort ankamen, früh aufgestanden. Er stand immer früh auf. Es lag nicht daran, daß er soviel zu tun hatte, sondern weil er bereits die meiste Zeit der Nacht die Decke angestarrt hatte. Er kritzelte gerade Notizen für das tägliche Treffen mit den Haushaltsvorständen – eine unbefriedigende Aufgabe, da die Haushaltsvorstände sich nur beklagten –, als er von draußen Tumult vernahm.
Ihn verließ der Mut.Was ist nun wieder?, fragte er sich ängstlich. Ein- bis zweimal täglich wurde Alarm geschlagen. Porthios hatte wahrscheinlich irgendeinen hitzköpfigen jugendlichen Qualinesti oder Silvanesti festgenommen. Er schrieb weiter, hoffte, daß der Tumult verebben würde.Aber statt dessen nahm er zu, kam immer näher. Die Stimme vermutete nun, daß etwas Ernsthafteres passiert sein mußte. Und nicht zum ersten Mal fragte er sich, was er tun würde, wenn die Elfen wieder in den Krieg zögen.
Er ließ seinen Federkiel fallen, zog sich seine Amtsrobe über und wartete voller Furcht. Draußen hörte er die Wachen Haltung annehmen. Er hörte Porthios’ Stimme die traditionellen Formeln um Einlaß sprechen. Die Stimme warf einen besorgten Blick zur Tür, die in seine Privatgemächer führte, befürchtete, daß seine Frau gestört werden könnte. Seit dem Aufbruch von
Qualinesti kränkelte sie dauernd. Zitternd erhob er sich, nahm dann den ernsten und kalten Blick an, den er aufsetzte, sobald er seineAmtsrobe trug, und bat, hereinzukommen.
Eine der Wachen öffnete die Tür und wollte offenbar jemanden ankündigen. Aber bevor er sprechen konnte, hatte sich eine große schlanke Gestalt in einem schweren, mit einer Kapuze versehenen Fellumhang vorbeigeschoben und rannte auf die Stimme zu. Erschreckt sah er nur, daß die Gestalt mit Schwert und Bogen bewaffnet war, und wich beunruhigt zurück.
Die Gestalt warf ihre Kapuze zurück. Die Stimme sah honigfarbenes Haar um ein Frauengesicht fallen – ein selbst für Elfen bemerkenswert schönes Gesicht.
»Vater!« schrie Laurana, dann sank sie in seineArme.
Die Rückkehr von Gilthanas, um den sein Volk wie um einen Toten getrauert hatte, war Anlaß der größten Feier, die von den Qualinesti seit der Nacht, bevor die Gefährten nach Sla-Mori aufgebrochen waren, abgehalten wurde.
Gilthanas hatte sich von seinen Verletzungen ausreichend erholt, um an den Festlichkeiten teilnehmen zu können, nur eine kleine Narbe an der Wange war zurückgeblieben. Laurana und ihre Freunde wunderten sich darüber, denn sie hatten den von Silvanesti-Elfen ausgeführten schrecklichen Schlag gesehen. Aber als Laurana ihrem Vater davon erzählte, zuckte die Stimme nur mit den Schultern und meinte, daß die Kaganesti befreundete Druiden in den Wäldern hätten; wahrscheinlich hätten sie von ihnen viel über die Heilkünste gelernt.
Dies enttäuschte Laurana, denn sie wußte von der Seltenheit der wahren Heilkräfte auf Krynn. Sie hätte sich gern mit Elistan darüber unterhalten, aber der Kleriker führte mit ihrem Vater stundenlang geheime Besprechungen. Die Stimme war bald sehr beeindruckt von den wahren klerikalen Fähigkeiten dieses Mannes.
Laurana war erfreut, daß ihr Vater
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