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Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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kamen um – niedergemetzelt von ihren eigenen Soldaten, zerschmettert von herabfallenden Steinen oder von der Menge zu Tode getrampelt.
    Tanis kämpfte sich durch das Chaos und fand plötzlich das, worum er die Götter gebeten hatte – ein Mädchen, deren goldhaariges Haupt in Solinaris Licht wie eine Kerzenflamme erstrahlte.
    »Laurana!« schrie er, obwohl ihm klar war, daß er in diesem Tumult nicht gehört werden konnte. Hektisch schlug er sich den Weg zu ihr frei. Ein Steinsplitter riß sich in seine Wange. Tanis fühlte warmes Blut an seinem Hals herunterlaufen, aber das Blut, der Schmerz hatten nichts Reales an sich, und er vergaß es schnell, als er auf die herumirrenden Drakonier einstach und stieß und trat, um Laurana zu erreichen. Immer wieder kam er ihr näher, nur, um wieder von der Menge weggetragen zu werden.
    Sie stand in der Nähe der Tür einer Vorkammer, kämpfte gegen Drakonier, führte Kitiaras Schwert mit der Erfahrung, die sie in langen Monaten des Krieges gelernt hatte. Er hatte sie fast erreicht, als sie – ihre Angreifer besiegt – einen Moment lang allein dastand.
    »Laurana, warte!« rief er wieder.
    Sie hörte ihn. Sie sah zu ihm. Ihr Blick war fest.

    »Leb wohl, Tanis«, rief Laurana ihm in der Elfensprache zu. »Ich verdanke dir mein Leben, aber meine Seele gehört mir.«
    Damit drehte sie sich um und ließ ihn zurück, als sie durch die Tür der Vorkammer trat und in der Dunkelheit verschwand.
    Ein Teil der Tempeldecke stürzte auf den Steinboden und überschüttete Tanis mit Schutt und Staub. Einen Moment lang stand er erschöpft da und starrte ihr nach. Blut floß in ein Auge. Abwesend wischte er es weg, dann plötzlich begann er zu lachen. Er lachte, bis sich Tränen mit dem Blut vermischten. Dann riß er sich zusammen, umklammerte sein blutverschmiertes Schwert und folgte ihr in die Dunkelheit.
     
    »Das ist der Korridor, in den sie gelaufen sind, Raist . . . Raistlin.« Caramon stolperte über den Namen seines Bruders. Irgendwie schien der Kosename nicht mehr zu dieser schwarzgekleideten schweigsamen Gestalt zu passen.
    Sie standen am Schreibtisch des Gefängniswärters, in der Nähe der Hobgoblinleiche. Um sie herum bewegten sich die Wände, verschoben sich, zerbröckelten, verdrehten sich, bauten sich neu auf. Der Anblick erfüllte Caramon mit vagem Entsetzen, wie ein Alptraum, an den er sich nicht erinnern konnte. So hielt er seine Augen auf seinen Bruder gerichtet, seine Hand klammerte sich dankbar an Raistlins dünnen Arm. Das war zumindest Fleisch und Blut, Realität inmitten eines beängstigenden Traums.
    »Weißt du, wohin er führt?« fragte Caramon, während er in den östlichen Korridor spähte.
    »Ja«, antwortete Raistlin tonlos.
    Caramon schrak zusammen. »Du weißt ... daß ihnen etwas zugestoßen ist ...«
    »Sie waren Narren«, sagte Raistlin bitter. »Der Traum hat sie gewarnt«, er sah seinen Bruder an, »so wie er andere gewarnt hat. Vielleicht komme ich noch rechtzeitig, aber wir müssen uns beeilen. Hör mal!«
    Caramon sah zur Treppe hoch. Er hörte Klauenfüße klappern, Drakonier, die die Flucht von Hunderten von Gefangenen
verhindern wollten, die durch den Zusammenbruch der Verliese befreit worden waren. Caramon legte eine Hand an sein Schwert.
    »Hör auf«, schnappte Raistlin. »Denk doch mal nach! Du trägst noch eine Rüstung. Sie sind an uns nicht interessiert. Die Dunkle Königin ist verschwunden. Sie gehorchen ihr nicht länger. Sie sind nur noch auf Beute aus. Bleib bei mir. Geh unbeirrt, zielbewußt.«
    Caramon holte tief Luft und tat, wie ihm gesagt wurde. Er hatte einen Teil seiner Kraft wiedergewonnen und war jetzt in der Lage, ohne Hilfe seines Bruders zu laufen. Die Drakonier ignorierend, die sie nur einmal ansahen und dann weiterflitzten, schritten die beiden Brüder den Korridor entlang. Hier veränderten die Wände immer noch ihre Form, die Decke erbebte, und der Boden hob sich. Hinter sich hörten sie schauerliche Schreie von den Gefangenen, die um ihre Freiheit kämpften.
    »Zumindest wird niemand diese Tür bewachen«, sagte Raistlin nach vorn zeigend.
    »Was meinst du?« fragte Caramon, der anhielt und seinen Bruder beunruhigt anstarrte.
    »Sie ist mit einer Falle versehen«, flüsterte Raistlin. »Erinnerst du dich nicht an den Traum?«
    Caramon wurde leichenblaß und stob durch den Korridor auf die Tür zu. Kopfschüttelnd folgte Raistlin langsamer. Als er um die Ecke bog, fand er seinen Bruder auf dem Boden kauernd

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