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Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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gefangen wären. Da seine Aufmerksamkeit nur auf seine Arbeit gerichtet war – das Geschirr war fast gelöst –, wußte er nicht, was ihn traf.
    Tolpan hatte sich erhoben und war auf den Rücken des Offiziers gesprungen. Der aufgeschreckte Offizier versuchte verzweifelt, sich am Hals des Drachen festzuklammern, und ließ sein Schwert fallen.
    Vor Wut knurrend, versuchte der Offizier auszumachen, was ihn getroffen hatte, als plötzlich alles dunkel wurde. Kleine Arme wickelten sich um seinen Kopf und machten ihn blind. Hektisch lockerte der Offizier seinen Griff am Drachenhals, um sich von dem zu befreien, was – wie er in seiner Wut meinte  – eine Kreatur mit sechs Armen und Beinen sein mußte – die alle mit einer wanzenähnlichen Hartnäckigkeit an ihm klebten. Aber er spürte, daß er vom Drachen glitt, und war gezwungen, sich wieder an der Mähne festzuhalten.

    »Flint! Mach die Lanze frei! Flint . . .« Tolpan wußte später nicht mehr, was er noch alles gesagt hatte. Der Boden kam immer näher, als die geschwächten Drachen vom Himmel stürzten. Er konnte nicht denken. Weiße Blitze barsten in seinem Kopf, während er sich mit seiner ganzen Kraft an den Offizier hängte, der immer noch unter ihm kämpfte.
    Dann ertönte ein metallisches Dröhnen.
    Die Lanze war gelöst. Die Drachen waren befreit.
    Khirsah breitete seine Flügel aus und zog sich aus dem drehenden Tiefflug hoch. Himmel und Erde waren wieder in ihrer richtigen Position. Tränen strömten über Tolpans Wangen. Ich hatte keine Angst, sagte er sich immer wieder schluchzend. Aber nichts sah so schön aus wie dieser blaue, blaue Himmel – der wieder da war, wo er hingehörte!
    »Ist mit dir alles in Ordnung?« schrie der Kender.
    Der bronzene Drache nickte erschöpft.
    »Ich habe einen Gefangenen«, rief Tolpan, dem diese Tatsache plötzlich klar wurde. Langsam ließ er den Mann los, der benommen und halb erwürgt seinen Kopf schüttelte.
    »Ich nehme an, du wirst jetzt nirgendwohin flüchten«, murmelte Tolpan. Er glitt vom Rücken des Mannes und kroch über die Mähne auf die Schultern des Drachen. Tolpan sah, wie der Offizier in den Himmel spähte und seine Fäuste vor bitterer Wut zusammenballte, als er seine Drachen beobachtete, die von Laurana und ihrer Streitmacht langsam aus dem Himmel getrieben wurden. Der Blick des Offiziers blieb besonders lange auf Laurana haften, und plötzlich wußte Tolpan, wo er ihn schon gesehen hatte.
    Der Kender hielt den Atem an. »Du bringst uns lieber nach unten zur Erde, Feuerblitz!« schrie er mit zitternden Händen. »Beeil dich!«
    Der Drache drehte seinen Kopf, um nach seinen Reitern zu sehen, und Tolpan fiel auf, daß ein Auge völlig zugeschwollen war. Eine Seite des bronzenen Kopfes war versengt und voller Brandwunden, und Blut troff aus einer eingerissenen Nüster. Tolpan schaute sich vergeblich nach dem Blauen um.

    Als er zum Offizier zurücksah, fühlte sich Tolpan plötzlich herrlich. Ihm fiel wieder ein, was er vollbracht hatte.
    »He!« gellte er in Hochstimmung zu Flint. »Wir haben es geschafft! Wir haben einen Drachen bekämpft, und ich habe einen Gefangenen gemacht! Ganz allein!«
    Flint nickte langsam. Tolpan drehte sich wieder um und beobachtete, wie der Boden immer näher kam, und der Kender dachte, er habe nie zuvor so... so wunderbar bodenmäßig ausgesehen!
    Khirsah landete. Die Fußsoldaten scharten sich um sie, schrien und jubelten. Einer führte den Offizier ab. Tolpan war nicht traurig darüber, bemerkte jedoch, daß der Offizier ihm einen scharfen, durchdringenden Blick zuwarf, bevor er abgeführt wurde. Aber dann vergaß der Kender ihn, als er zu Flint hochsah.
    Der Zwerg hing über dem Sattel, sein Gesicht war alt und sah müde aus, seine Lippen waren blau gefärbt.
    »Was ist los?«
    »Nichts.«
    »Aber du hältst deine Brust fest. Bist du verwundet?«
    »Nein, bin ich nicht.«
    »Warum hältst du dann deine Brust fest?«
    Flint knurrte. »Ich vermute, ich werde keinen Frieden finden, bevor ich dir nicht geantwortet habe. Nun gut, wenn du es unbedingt wissen mußt, es liegt an der verdammten Lanze! Und wer auch immer diese dämliche Weste entworfen hat, muß ein größerer Dummkopf als du gewesen sein! Der Schaft der Lanze hat die ganze Zeit direkt gegen mein Schlüsselbein gequetscht. Eine Woche lang werde ich bestimmt grün und blau sein. Und was deinen Gefangenen betrifft, dann ist es ein Wunder, daß ihr beide nicht gestorben seid, du Rattenhirn! Gefangen, pah!

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