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Die Chronik der dunklen Wälder - Seelenwächter: Band 6 (German Edition)

Die Chronik der dunklen Wälder - Seelenwächter: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chronik der dunklen Wälder - Seelenwächter: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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gehen.
    »So fängt es an«, hatte Renn vor einem halben Mond zu ihm gesagt. »Sie schickt etwas Kleines, das in der Nacht zu uns kommt. Etwas, dessen man sich nicht erwehren kann. Die grauen Motten sind nur der Anfang. Die Angst wird wachsen. Davon nährt sie sich, das macht sie stark.«
    Weit entfernt ertönte der Ruf einer Adlereule: Schu-huu, Schu-huu.
    Torak nahm einen Stock und stieß damit missmutig ins Feuer. Er ertrug es einfach nicht mehr länger. Er war bereit: Sein Köcher war mit Pfeilen gefüllt, seine Fingerspitzen waren vom Nähen der Winterkleidung ganz wund. Seine Axt- und seine Messerklinge waren so scharf, dass man ein Haar damit spalten konnte.
    Wenn er nur wüsste, wo sie sich verbarg. Aber Eostra hatte sich tief in ihr Bergversteck zurückgezogen und ihr Netz wie eine Spinne über den Wald geworfen. Wie eine Spinne spürte sie noch die kleinste Erschütterung im entferntesten Faden. Sie wusste, dass er sie jagen würde. Sie wollte es sogar. Aber noch nicht sofort.
    Verdrossen starrte Torak in die glimmende Asche. Als jemand seinen Namen rief, kam er wieder zu sich.
    Die Scheite waren ineinandergestürzt. Die Raben hockten wieder in ihrem Baum. Diesen Ruf hatte er nicht geträumt, sondern tatsächlich gehört. Er klang vertraut – quälend vertraut. Aber das konnte nicht sein.
    Er erhob sich mit gezücktem Messer. Als er die Wacholderbüsche erreichte, die einen schützenden Ring um das Lager bildeten, hielt er unschlüssig inne. Dann straffte er die Schultern und stapfte entschlossen in den Wald.
    Die Kiefern schwammen in einem weißen Nebelmeer.
    Weiter oben am Hang rührte sich etwas.
    Torak atmete schnell und flach. Obwohl er davor zurückscheute, auf das Unbekannte zuzugehen, trieb ihn etwas voran. Er kletterte den Abhang empor und schürfte sich die Hände im dichten Unterholz auf.
    Auf halber Höhe blieb er stehen und hob lauschend den Kopf. Außer dem gleichmäßigen Tropfen des Nebels war nichts zu vernehmen.
    Etwas kitzelte ihn an der Messerhand.
    An seiner Daumenwurzel saugte eine graue Motte gierig an einem Blutstropfen.
    » Torak  …«, flüsterte es flehentlich zwischen den Bäumen.
    Er erstarrte vor Angst. Das war unmöglich.
    Dann kletterte er weiter.
    Durch den wirbelnden Nebel erspähte er eine große Gestalt neben einem mächtigen Felsblock.
    » Hilf mir  …«, hauchte die Gestalt.
    Er stolperte blindlings darauf zu.
    Die Gestalt löste sich im Schatten auf.
    Nur ein leicht schaukelnder Zweig verriet, dass jemand hier gewesen war. Hinter dem Felsblock fand Torak die Überreste eines Feuers. Die Holzscheite waren kalt und mit Asche bedeckt. Er riss die Augen auf. Die Scheite waren sternförmig angeordnet. Das war unmöglich. Außer ihm gab es nur einen anderen Menschen, der sein Feuerholz auf diese Weise anordnete.
    Sieh dich um, Torak .
    Er wirbelte herum.
    Zwei Schritte entfernt steckte ein Pfeil im Boden.
    Torak erkannte die Zierfedern am Schaft sofort. Er wusste, wer diesen Pfeil geschnitzt hatte. Er spürte ein unbezähmbares Verlangen, ihn zu berühren.
    Er wollte sich über die Lippen lecken, aber sein Mund war wie ausgetrocknet.
    »Bist du es?«, rief er. Seine Stimme war vor Angst und vor Sehnsucht ganz rau.
    »Bist du es … Fa? «

Kapitel 2

    »Vielleicht hast du dich getäuscht«, sagte Fin-Kedinn.
    »Es war Fa.« Torak ließ sich nicht beirren und rollte seinen Schlafsack zusammen. »Es waren sein Pfeil, sein Feuer, seine Stimme. Und es war sein Geist.«
    Fin-Kedinn stocherte mit seinem Stab im Boden vor der Hütte herum. »Stimmen kann man nachahmen, und jeder, der ihn gekannt hat, weiß, wie er sein Feuer weckte. Was den Pfeil betrifft…«
    »Schon gut, schon gut«, fiel Torak ihm ungeduldig ins Wort. »Ich weiß, was du sagen willst. Jeder hätte diesen Pfeil finden können. Ich habe ihn damals einfach im Wald zurückgelassen. Ohne Ebereschenzweige, ohne Totengesänge. Nur ein paar zittrig aufgemalte Todeszeichen. Kein Wunder, dass sein Geist nicht zur Ruhe kommt.«
    Er nahm einige geräucherte Fleischstreifen von den Querstreben der Hütte und stopfte sie in seinen Vorratsbeutel. Das Räucherfleisch , hatte sein sterbender Vater hervorgestoßen. Nimm dir alles. Doch in seiner Hast hatte Torak nicht mehr daran gedacht.
    »Damals warst du erst zwölf Sommer alt«, sagte Fin-Kedinn langsam. »Du hast getan, was du konntest.«
    »Es war eben nicht genug. Jetzt bittet er mich um Hilfe.«
    »Oder Eostra will, dass du das glaubst.«
    Torak erstarrte. Derzeit

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