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Die Chronik der dunklen Wälder - Seelenwächter: Band 6 (German Edition)

Die Chronik der dunklen Wälder - Seelenwächter: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chronik der dunklen Wälder - Seelenwächter: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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und fuhr mit dem Maul über einen Brombeerzweig, um ihn zu sauber abzuschlecken, während Rip und Rek in einem Baum hockten und Pebble mit Tannenzapfen bewarfen.
    Dunkelfell und der Kleine kamen fröhlich auf sie zugesprungen, um sie zu begrüßen. Renn schaute nicht mal auf. Sie hatte die Kapuze zurückgeworfen, ihr rotes Haar stand in Flammen. Torak blieb stehen, um das Bild in seine Erinnerung einzubrennen.
    »Ich bin gekommen, um Lebewohl zu sagen«, sagte er schließlich.
    Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu und widmete sich dann wieder ihrem Bogen. »Wem?«
    »Renn. Ich kann nicht bleiben. Und du kannst nicht weg.«
    »Und wenn ich könnte, würdest du mir die Entscheidung ersparen wollen.«
    Darauf erwiderte er nichts.
    Renn stand auf und drehte sich ihm zu. Sie sah sehr blass und gefasst aus. »Du hast diese Entscheidung nicht zu treffen. Es ist meine Entscheidung.«
    Etwas an der Art, wie sie die Worte aussprach, ließ sein Herz einen Schlag aussetzen. »Aber … du bist die zukünftige Stammesschamanin.«
    »Nein. Dark wird der Schamane sein.«
    Dark.
    »Fin-Kedinn hat es vor allen anderen erkannt«, sagte Renn. Ihre Stimme wankte. »Deshalb hat er Durrain gebeten zu bleiben. Nicht meinetwegen, sondern wegen Dark. Sie sagt, Dark besitzt erstaunliche Fähigkeiten. Und er will es. Er will es wirklich.« Zwei zarte Farbflecken erschienen auf ihren Wangen. »Fin-Kedinn hat das alles vorausgesehen. Er…« Sie schluckte. »Er hat mir die Wahl überlassen.«
    Erst jetzt sah Torak den Rest ihrer Ausrüstung hinter dem Stein.
    »Torak«, sagte Renn mit ernster Miene. »Du hast schon einmal versucht, mich zu verlassen. Heute ist es das letzte Mal. Willst du, dass ich mitkomme oder nicht?«
    Torak wollte etwas sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Er nickte.
    »Sag es«, forderte ihn Renn auf.
    »Ja … Ja, ich will, dass du mitkommst.«
    Sie lächelte.
    »Ja!«, rief er, schlang die Arme um sie und wirbelte sie im Kreis herum, dass ihr rotes Haar im Wind flatterte. Die beiden Raben stoben unter wildem Flügelschlagen in die Luft und die Wölfe schlugen aufgeregt mit den Schwänzen und heulten freudig.
    Weiter unten im Dorf konnte Fin-Kedinn sie hören. Er stand auf und hob seinen Stock zum Abschied.
    Torak und Renn sprangen auf den Stein, damit Fin-Kedinn sie sehen konnte, und schwenkten die Bögen über den Köpfen.
    Dann packten sie Renns Ausrüstung und gingen in den Morgen hinein. Die Wölfe trotteten hinter ihnen her und die Raben tanzten über ihnen am Himmel.

Nachwort
    Toraks Zeit liegt sechstausend Jahre zurück, nach der Eiszeit, aber noch vor der Einführung des Ackerbaus. Damals war ganz Nordwesteuropa ein zusammenhängendes Waldgebiet.
     
    Die Menschen in Toraks Welt sahen aus wie du und ich, aber ihre Lebensweise war ganz anders als unsere. Sie konnten weder schreiben noch Metall gewinnen und verarbeiten, und auch das Rad war noch nicht erfunden, aber das brauchten sie alles nicht. Es waren echte Überlebenskünstler. Sie wussten alles über die Tiere, Bäume, Pflanzen und Steine im Wald. Wenn sie etwas benötigten, wussten sie entweder, wo sie danach suchen mussten, oder sie fertigten es an.
     
    Sie streiften in kleinen Sippen, sogenannten Clans, umher. Manche schlugen ihr Lager nur für ein paar Tage auf, wie Torak und der Wolfsclan, andere blieben einen ganzen Mond oder Sommer am selben Ort, wie der Raben- und der Weidenclan, wieder andere waren das ganze Jahr über sesshaft, wie der Robbenclan. Wie euch vielleicht anhand der Karte auffällt, sind einige Sippen seit den Ereignissen in Blutsbruder ein Stück weitergezogen.
     
    Bei den Recherchen zu Seelenwächter habe ich mich im Winter eine Zeit lang im finnischen Lappland aufgehalten. Dort, im Urkho-Kekkonen-Nationalpark (der zur Saariselkä-Wildnis gehört), folgte ich auf Schneeschuhen dem Wechsel eines Elches und konnte beobachten, wie Rentiere, trotz frostiger – 18° C, unverdrossen den Schnee von den Flechten scharrten.
    Ich verbrachte auch einige Zeit im Dovrefjell-Hochland und entwickelte auf vielen einsamen Wanderungen ein Gefühl für die kahle Bergwelt. Außerdem erlebte ich, wie seltsam und geisterhaft es sein kann, in den Bergen allein zu sein. Ich hatte häufig Gelegenheit, Moschusochsen zu beobachten. Die Tiere sehen aus wie besonders zottige Bisons, gehören jedoch zur Familie der Schafe. Ich sammelte Strähnen ihrer unglaublich weichen Wolle, die sich manchmal im Gebüsch verfängt; ich musste nicht selten meine geplante

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