Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
und dachte über das Angebot nach. Schließlich verneinte er.
„Wir bringen euch damit nur unnötig in Gefahr. Man wirft uns vor ein Ritualmesser aus Hornhus gestohlen zu haben und eine Gruppe von Männern ist hinter uns her.“
„ Wenn ihr deshalb auf der Flucht seid, müsst ihr euch keine Sorgen machen. Wir sind schon mit ganz anderen Gegnern fertig geworden und an Ritualmessern aus Hornhus haben wir kein Interesse. Uns ist einerlei, ob ihr es wirklich gestohlen habt oder warum.“
„ Das ist sehr freundlich, aber das ist nicht der Grund, warum wir uns auf den Weg gemacht haben. Je schneller wir reisen, desto besser.“
Laubschatten war sichtlich enttäuscht, aber dennoch brachte er ein Lächeln zu Stande.
„Bleibt wenigstens ein oder zwei Tage. Jenes Wetter wird sich bald wenden und schon morgen wird es regnen. Jenes Sommerfeld unter einem wolkenverhangenen Himmel zu betreten ist das Letzte, was ihr wollt, glaubt mir. Bleibt ein paar Tage, ruht euch aus und frischt eure Vorräte auf. Ich bin mir sicher, es gibt viel, was ihr zu erzählen habt. Ich glaube ich schätze euch richtig ein und ihr seid ebenso sehr an Austausch und Verbindung interessiert wie wir. Es ist lange her, dass wir von Angesicht zu Angesicht zu anderen Hürnin standen.“
Sarn warf den anderen einen schnellen Blick zu und sie schienen nichts gegen den Vorschlag zu haben zur Abwechslung mal für eine Nacht ein richtiges Dach über dem Kopf zu haben.
So willigte Sarn ein, den Regen abzuwarten und danach unter Führung von Borken aufzubrechen. Uns war zwar nicht ganz wohl bei dem Gedanken die Gäste dieser Hürnin zu sein, von deren Existenz wir kurz zuvor noch nichts geahnt hatten, aber es gab keinen Grund ihr Angebot nicht anzunehmen. Außerdem mischte sich in das Misstrauen viel Neugierde. Es kam schließlich nicht alle Tage vor, dass man auf einen versprengten Stamm von Hürnin stieß, der seit der Schlacht auf dem Sommerfeld fern von Hornhus überlebt hatte. Und wenn die Waldbewohner vorhatten uns Schaden zuzufügen, konnten wir sie sowieso nicht daran hindern.
Laubschatten klatschte in die Hände und lachte erfreut. „Dann werden wir heute Abend feiern! Es ist gut Gäste zu haben. Gäste zu haben macht uns zu Hürnin.“
Sarn und die anderen lächelten und zur Abwechslung war es egal, ob echte Freude dahinter lag oder nicht.
Erich war wohl nicht der Einzige, der sich fragte, ob sich hinter 'Austausch und Verbindung' eine versteckte Botschaft verbarg. Er kannte diese Wendung. Irgendwo in den Archiven hatte er sie schon einmal gesehen und auch die Sprechweise mit dem sich ständig wiederholenden 'diesem' und 'jenem' kannte er bereits aus alten Büchern. Hier mussten noch ein paar der alten Bräuche überlebt haben und Erich fragte sich, welche das wohl waren.
Während Sarn weiter mit den Ältesten sprach, kümmerte sich der Halken um ihr Gepäck, das heißt, er wollte sich darum kümmern, denn als er wieder am Boden ankam, war es bereits in fünf Zeltkonstruktionen verstaut, die man hoch oben in den Baumwipfeln für sie frei gemacht hatte. Diese Zelte waren zwar alle recht nah beieinander, aber Erich war trotzdem nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass er getrennt von den Anderen schlafen sollte.
„ Sie haben ehrenvolle Ahnen.“, beruhigte ihn der Halken. „Wir haben Freunde gefunden.“ Er sollte damit Recht behalten, aber auf eine Weise, die keiner von uns erwartet hätte.
Aus Hornhus war ich so sehr daran gewöhnt, dass ich von anderen Dämonen ignoriert wurde, dass ich einen Schreck bekam, als sich plötzlich der Horndämon von Laubschatten für mich sichtbar machte. Er grüßte mich höflich und bat mich von Hornhus und unserer Reise zu erzählen. Da ich nicht wusste, was ich ihm alles anvertrauen konnte, blieb ich in meiner Beschreibung vage, was dem Dämon aber nichts auszumachen schien, denn schnell wurde klar, was er eigentlich von mir erfahren wollte:
„ Gibt es in Hornhus Nachrichten aus unserer Welt? Wisst ihr, wie es mit der Horde steht und dem Reich des fließenden Baumes? “
Ich wünschte diese Ausdrücke hätten einen vertrauten Klang für mich gehabt, aber sie sagten mir gar nichts. Ich musste den Dämon enttäuschen und ihm sagen, dass es in Hornhus keine Nachrichten aus der Dämonenwelt gab.
„ Das habe ich befürchtet. Jene Niederlage auf dem Sommerfeld hat diesen Pakt beschädigt. Kein Dämon kann diese Welt betreten, ohne das Wissen aus jener Welt zurückzulassen. Ich hoffte in Hornhus wäre das
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